Wie man als Obdachloser in Horn-Bad Meinberg übernachtet

Horn-Bad Meinberg. Ein Brand in der Wohnung - und schon kann eine Familie plötzlich ohne ein Dach über dem Kopf dastehen. Es gibt aber auch Menschen, die aus verschiedenen Gründen keine feste Bleibe wollen - auch für diese hält die Stadt Horn-Bad Meinberg Zimmer bereit. Was alles damit verbunden ist, hat die LZ bei der Verwaltung nachgefragt.

Nach dem Tod des Obdachlosen Thorsten D. am 25. Oktober 2023, wegen dem sich drei 15-Jährige derzeit vor Gericht verantworten müssen , hatte die SPD-Fraktion zunächst beantragt, erneut Wohnungslosen einen Schutzraum zur Verfügung zu stellen. Da die Verwaltung derzeit ein Konzept dafür erarbeitet, beschloss die Politik, dass die Menschen zunächst weiter in einer der Flüchtlingsunterkünfte unterkommen sollen.

Derzeit schlafen nach Angaben der Stadt zwei Obdachlose in städtischen Unterkünften. Diese müssen sich zuvor beim Sozialamt melden, ein Hausmeister oder Sozialarbeiter weist sie dann in dem jeweiligen Gebäude ein und erklärt die Hausregeln.

Konflikte gibt es Dazu gehört, dass Tiere aus hygienischen Gründen nicht mit ins Haus dürfen, menschliche Gäste im Übrigen auch nicht. Der Hilfesuchende kann das möblierte Zimmer sowie die Gemeinschaftsküche nutzen und sollte diese anschließend entsprechend säubern. &bdquo;Party feiern“ ist nicht erwünscht; im Haus sollte wegen der anderen Bewohner Ruhe herrschen, erklärt der städtische Pressesprecher Sebastian Vogt. Konflikte kommen im Zusammenleben der Menschen vor. &bdquo;Das läuft nicht immer reibungslos ab“, gibt er zu. Dazu sei die Belegung der Flüchtlingsunterkünfte zu heterogen.

Insgesamt gibt es fünf Unterkünfte: in Horn, drei in Bad Meinberg und eine in Holzhausen-Externsteine. Von den 300 Plätzen sind derzeit nur 130 belegt. Wohnungslose könnten in jeder von ihnen untergebracht werden, so die Stadt. Diese führt dort derzeit einige Renovierungen durch.

Tagessatz für Wohnungslose Wohnungslose im arbeitsfähigen Alter bekommen Geld vom Jobcenter in Horn-Bad Meinberg. Das sind 18,76 Euro pro Tag, die jeden Morgen dort abgeholt werden müssen, später ist dies beim Jobcenter in Detmold möglich. Vor dem Wochenende oder vor Feiertagen gibt es entsprechend mehr. Wer seinen Ausweis vorlegt, bekommt einen Barscheck über die Summe, den er bei einer Bank einlösen kann. Wer Rente beziehen würde, aber obdachlos ist, bekommt den gleichen Tagessatz, nur vom Sozialamt ausgezahlt.

Grundsätzlich schreibt die Stadt den Menschen nicht vor, wie sie zu leben haben. “Wenn Personen bei uns um Hilfe ersuchen, bekommen sie diese auch“, stellt Vogt fest. Bei den derzeitigen Wohnungslosen &bdquo;ist das Ziel die Wiedereingliederung in ein geregeltes Leben“.

Eine Betreuung und Beratung erfolge durch den Allgemeinen Sozialen Dienst. Eine Statistik darüber, wie viele Menschen wie lange in den vergangenen Jahren in Horn-Bad Meinberg um Hilfe ersucht haben, hat die Verwaltung nicht erstellt.

Vor einigen Jahren gab es im ehemaligen Spritzenhaus in Horn bereits eine Notunterkunft für Obdachlose. Diese wurde von einer Anwohnerin betreut. Die Wärmedämmung des Gebäudes sei jedoch nicht ausreichend gewesen, erklärt der Pressesprecher.

Geld über den Stärkungspakt Hilfe für Bedürftige und Wohnungslose gab es auch vom Land über den Stärkungspakt NRW. Die Stadt hatte nach Angaben des Pressesprechers 83.000 Euro von möglichen 100.000 Euro abgerufen. Geld erhielten die folgenden eingetragenen Vereine und Initiativen: Kleiderkammer, SOE Horn, Caritas, Kinderschutzbund, Hausaufgabenbetreuung Belle, PariSozial Schuldnerberatung, Bunter Tisch, Tiertafel Lippe, die ev. Kirchengemeinde Horn, die Tafel Detmold für die Ausgabestellen in Horn und Bad Meinberg, die Alte Post und Kitas. 36.000 Euro standen für Härtefälle (wenn eine Familie beispielsweise keine neue Waschmaschine bezahlen konnte) und Einzelfälle zur Verfügung. Für Obdachlose erwarb die Stadt unter anderem Isomatten, Schlafsäcke und Kocher, die jeweils individuell bei ihr bestellt worden waren. Leider seien nicht alle Gegenstände von den Betroffenen abgeholt worden, bedauert Sebastian Vogt.

Neuer Antrag für Schutzraum

Ein Schutzraum für Obdachlose war auch Thema in der jüngsten Ratssitzung. Zum einen hatte Diana Ammer (Die Linke) dazu einen Antrag eingebracht, zum anderen nutzte die Initiative &bdquo;Freigeister“ (sie hatte sich nach dem Tod von Thomas D. gegründet, um Obdachlosen zu helfen) die Fragestunde dazu, die Einrichtung eines Schutzraums zu fordern. Der solle den Obdachlosen als Treff, Unterkunft, und auch für Sachen wie Wäsche waschen zur Verfügung stehen.

Frank Brockmann, Fachbereichsleiter Bildung, Ordnung und Soziales, sah das nicht als zwingend notwendig an. &bdquo;Wir alle wollen Menschen in Not helfen, und das ist seit Jahren in Horn-Bad Meinberg der Fall.“ Die Unterbringung für die Nacht sei stets gewährleistet, aber: &bdquo;Ein Schutzraum als offenes und ständiges Angebot ist etwas anderes.“

Wenig Verständnis hatten die &bdquo;Freigeister“ dafür, dass 17.000 Euro aus dem Stärkungspakt nicht abgerufen wurden, mit denen man ihrer Meinung nach Obdachlosen hätte helfen können. Brockmann verwies auf die Förderbedingungen. Das Geld sei institutionsgebunden und könne nicht einfach so verteilt werden. Die Stadt habe sich an Recht und Gesetz zu halten.

Diana Ammer forderte in ihrem Antrag, einen Schutzraum als niederschwelliges Angebot 365 Tage im Jahr durch die Stadt vorzuhalten. Auch solle ein Konzept erstellt werden, um mit Vereinen und Institutionen Hilfsstrukturen für Obdachlose zu schaffen. Bürgermeister Heinz-Dieter Krüger verwies darauf, dass die evangelische Kirche bereit sei, einen Schutzraum auf der Moorlage anzubieten. Frank Brockmann verwies auf die freie soziale Sprechstunde der Stadt für alle Menschen, die Hilfe brauchen. Im übrigen gebe es durchaus Schutzräume: &bdquo;Aber die werden wir zum Schutz der Betroffenen nicht öffentlich nennen.“

Der Rat lehnte es schließlich ab, über Diana Ammers Antrag überhaupt abzustimmen.

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