Warum einige Gastronomen und Schlachter aus Lippe beim Tierwohlfleisch zögern

Kreis Lippe . Dass so ein Stück vom Schwein aus besonders tierfreundlicher Haltung, ganz gleich ob vom Duroc oder vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein, teurer ist als aus der Massentierhaltung, liegt auf der Hand. Das spüren auch Gastronomen: &bdquo;Wenn Sie mit diesem Fleisch ein Schnitzel auf den Teller bringen, dann ist das automatisch teurer, und das wollen nicht alle Gäste bezahlen“, sagt beispielsweise Stephan Büker vom Landhotel Begatal, und selbst in der Windmühle Fissenknick mit gehobener Küche sei solch ein Angebot eher selten auf der Speisekarte zu finden, sagt Chef Holger Lemke. &bdquo;Das ist auch eine Frage der Menge: So ein Schwein hat nun mal nur zwei Filets, damit kommen Sie in der Gastronomie nicht weit.“

Auf einen größeren Bedarf in diesem Segment hat sich mittlerweile der Großhandel eingestellt, wie etwa der Handelshof Kanne, der nun Schweinefleisch &bdquo;Duke of Berkshire“ mit der Haltungsklasse Vier mitn hohem Tierwohlfaktor anbietet. Diese spezielle Schweinerasse wird in Ostfriesland gezüchtet und dann in niedersächsischen Familienbetrieben mit Außenklimaställen auf Stroh gemästet.

&bdquo;Nischenprodukte, gut fürs Marketing“

Mehr Bewegungsfreiheit bedeutet langsameres Fleischwachstum, aber auch eine bessere Fleischstruktur, weiß auch Richard Nier, Fleischer aus Bad Salzuflen. Er bezieht das Fleisch von heimischen Lieferanten, die ihre Tiere auf Stroh halten. &bdquo;Es geht den Tieren deutlich besser, aber es dauert eben einfach länger, bis sie schlachtreif sind.“ Dafür sei das Fleisch auch besser, vor allem, wenn es nach der Schlachtung noch Zeit zum Reifen habe.

Genau das ist auch der Punkt für Stefan Tönebön aus Barntrup. Der Schlachter, der vor allem Wurstwaren in den Supermärkten anbietet, bezieht seine Tiere von heimischen Schweinemästern. &bdquo;Es kommt darauf an, dass das Fleisch Zeit hat, zu reifen“, betont auch er, das gelte nicht nur für Rind, sondern auch für das Schweinefleisch. Dazu gebe es bei den Großfleischereien selten genügend Zeit, was sich dann in der Qualität niederschlage. Beispiele wie das Duroc-Schwein an der Supermarkttheke hält er für &bdquo;reine Nischenprodukte“. &bdquo;Das eignet sich gut fürs Marketing“, massentauglich sei es aber nicht.

Es geht nicht nur um die Haltung

Ihm persönlich ist es wichtig, dass Rindern und Schweinen die Qual des Großschlachthofes wie in Gütersloh erspart bleibt. &bdquo;Man darf nicht vergessen: Tönnies schlachtet auch Bio-Tiere.“

Bio-Fleisch ist automatisch mit der Haltungsklasse 4 verbunden, was höchstes Tierwohl suggeriere. Von diesen Haltungsklassen hält Stefan Tönebön herzlich wenig: &bdquo;Das dient doch nur dazu, die großen Schlachthöfe reinzuwaschen.“ Denn das, was auf dem Weg in und im Schlachthof mit dem Vieh passiere, habe mit dem Tierwohl nicht allzu viel zu tun.

Doch genau dies werde von den Haltungsklassen überhaupt nicht erfasst. Ihm hingegen sei es wichtig, dass die von ihm verwendeten Tiere einen kurzen Weg zum Schlachten haben und möglichst stressfrei ihr Leben verlieren – fachmännisch und mit möglichst wenig Leid mit einem gezielten Stromstoß betäubt, um dann auszubluten.

Warum einige Gastronomen und Schlachter aus Lippe beim Tierwohlfleisch zögern

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Zahl der Schweineschlachtungen wieder leicht gestiegen

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