Ermüdungserscheinungen nach 50 Jahren Städtepartnerschaft Horn-Bad Meinberg und Villedieu

Horn-Bad Meinberg. Vor 50 Jahren wurde die Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Villedieu-les-Poêles mit rund 3500 Einwohnern in der Normandie offiziell begründet. Kontakte gab es aber bereits seit 1966 dorthin, und zwar seitens des Heimkehrerverbandes Bad Meinberg.

Die Partnerschaftsurkunde, die derzeit im Bürgermeisterbüro im Rathaus in Horn hängt, wurde 1974 unterzeichnet von den damaligen Bürgermeistern Dr. Juis Jean Bougourd und Dr. Hans Heithecker. &bdquo;Die Aktivitäten waren damals sehr stark“, erinnert sich Heithecker. Vor allem seitens der Schulen, bei denen die Französisch-Lehrerinnen oft dolmetschten. Doch es sei mit rund 1000 Kilometern immer eine lange Fahrt nach Villedieu-les-Poêles gewesen.

Beim Partnerschaftsverein laufen Fäden zusammen In den vergangenen Jahrzehnten hat es viele gegenseitige Besuche gegeben. Einige Gruppen in der Stadt pflegten einen Austausch auch abseits der offiziellen Partnerschaftsgeburtstage. Seit einigen Jahren gibt es den Partnerschaftsverein Horn-Bad Meinberg, der auch das Programm der 50-Jahr-Feier vom 9. bis 12. Mai organisiert hat.

Von Anbeginn sind die Feuerwehren beider Städte miteinander befreundet. Oft waren aktive und ehemalige Feuerwehrleute mit ihren Angehörigen zu Gast bei Familien in Horn-Bad Meinberg. &bdquo;Die Kontakte zu der Feuerwehr in Villedieu sind immer noch sehr eng. Fast jedes Jahr gibt es einen Besuch in Frankreich oder von den Franzosen hier“, berichtet Claus Raphael Müther, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Horn-Bad Meinberg. Auch die Jugendfeuerwehr war schon in Villedieu.

Wenn keine Sprachkenntnisse vorhanden waren, war früher ein Wörterbuch immer griffbereit. &bdquo;Heute hilft auch schnell das Smartphone.“ Neben dem Ausflugsprogramm fanden hier wie dort gemeinsame Feuerwehrübungen statt. An die Rettung des früheren Beigeordneten Matthias Engel vom Rathausbalkon kann sich Müther noch gut erinnern, auch an einen brennenden alten Pkw in Villedieu. Zum Festwochenende im Mai werden wieder Feuerwehrleute erwartet.

Chorgesang und Tanz Eng waren und sind die Kontakte in die Normandie seitens des Gemischten Chores Leopoldstal. Unter Leiter Siegfried Holzgräwe fuhr der Chor 1979 erstmals mit zwei Bussen in die Normandie. Die Tanzgruppe &bdquo;Les Triolettes“ reiste im Folgejahr an. &bdquo;Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit dem Ziel der Stärkung des menschlichen Miteinanders und des Abbaus der Grenzen in Europa“, erklärt Elsbeth Begemann vom Partnerschaftsverein. Im Mai 2002 wurde dem Chor eine Ehrenurkunde von der Robert Bosch Stiftung verliehen für bürgerschaftliches Engagement in Würdigung des Beitrags zur deutsch-französischen Verständigung und Zusammenarbeit.

Die Tanzgruppe kommt auch zu den Festivitäten. Elsbeth Begemann bedauert, dass durch die Pandemie einige Kontakte etwas auf der Strecke geblieben sind. Auf privater Ebene träfen sich jedoch inzwischen Menschen aus der vierten Generation mal hier mal dort.

Vorsitzender des Partnerschaftsvereins ist seit vergangenem Jahr Thomas Michaelis, Lehrer an der Sekundarschule. Er bedauert, dass es schon seit einigen Jahren keinen Schüleraustausch mehr mit Villedieu gibt. Die Schule würde gern wieder so etwas aufbauen. Immerhin fahren vor den Herbstferien immer drei bis fünf Schüler für ein Schülerpraktikum in die normannische Stadt. &bdquo;Das ist eine ganz tolle Sache und die Schüler sind immer stolz, dass sie das geschafft haben“, erzählt Michaelis.

Schüler profitieren vom Kulturaustausch Lange vor der Corona-Pandemie fuhren regelmäßig Schüler des Gymnasiums und der früheren Realschule nach Villedieu. Dr. Peter Pahmeyer, Leiter des städtischen Gymnasiums, bedauert, dass die Kontakte von französischer Seite aus eingeschlafen seien. Es müssten sich eben immer auch engagierte Menschen finden, die dafür Zeit aufbringen könnten.

Das gilt auch für Bad Kudowa in Polen, die zweite Städtepartnerschaft Horn-Bad Meinbergs, die im Jahr 2020 gegründet wurde. Schülerbegegnungen finden derzeit nicht statt. Stattdessen fahren Gymnasiasten jedes Jahr in die polnische Stadt Chodzie?, mit der der Kreis Lippe eine Partnerschaft verbindet, und nach England. &bdquo;Partnerschaften machen nur Sinn, wenn junge Menschen das leben“, findet Dr. Pahmeyer. Diese profitierten von neuen Freundschaften und den Erlebnissen in einem anderen Land.

Die Partnerschaftsfeier bietet im Mai Anlass, neue Kontakte zu schließen und den Geist früherer inspirierender Treffen wieder aufleben zu lassen, findet Elsbeth Begemann. Gerade die Unterbringung in Familien, die wieder geplant ist, biete dafür beste Voraussetzungen.

Die Bewegung der deutsch-französischen Städtepartnerschaften entstand nach dem Zweiten Weltkrieg, als Lucien Tharradin, Bürgermeister von Montbéliard und ehemaliger Widerstandskämpfer sowie Buchenwald-Überlebender, im Jahre 1950 den Grundstein für eine Städtepartnerschaft mit Ludwigsburg in Baden-Württemberg legte. Diesem Beispiel folgten viele Städte in Deutschland, teil mit Partnerschaften in mehreren Ländern Europas.

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