So turbulent probt die Freilichtbühne Bellenberg für die erste Premiere

Horn-Bad Meinberg/Bellenberg. &bdquo;Da fehlt noch alles.“ Spielleiterin Ursel Sparka versucht bei dem Gewusel vor, auf und hinter der Bühne den Überblick zu behalten. &bdquo;Die Zeitungen. Richtet mal bitte die Rezeption ein. Und ich hätte heute gerne die Vorhänge.“ Die Hobby-Schauspieler der Freilichtbühne Bellenberg schaffen die Utensilien heran und positionieren sie an ihren Platz. Schnell wird noch das Kostüm gerichtet und das Mikro angeklebt - und dann heißt es auch schon &bdquo;Bühne frei“.

Geprobt wird an diesem lauen Frühlingsabend die Komödie &bdquo;Weekend im Paradies“. Kurz zuvor hatten schon die Akteure des Kinderstücks auf der Bühne gestanden, nun ist die Erwachsenengruppe an der Reihe. Sie wird die Jubiläumssaison zum 75-jährigen Bestehen der Freilichtbühne Bellenberg mit der Premiere an Pfingstsamstag, 18. Mai, eröffnen. Und bis dahin bleibt nicht mehr viel Zeit.

Ein Telefon klingelt. Die Hotelempfangsdame (Liane Grudinski) tritt durch den Vorhang auf die Bühne, der zweite Akt des Stückes beginnt. Gelächter schallt aus dem hinteren Teil der Tribüne auf. &bdquo;Das war noch nicht das Zeichen. Das war nur mein Telefon“, sagt eine Vereinskameradin mit entschuldigendem Unterton. Alles nochmal auf Anfang.

Das &bdquo;Hotel zum Paradies“ ist Schauplatz für ein amüsantes Verwechslungsspiel zur Zeit der &bdquo;Goldenen Zwanziger“, das den Kern des Stückes bildet. Das Etablissement lockt mit modernen Attraktionen und losen Sitten, denen auch die vermeintlich korrekten Beamten des Ministeriums in Berlin nicht widerstehen können. Nur Regierungsrat Dittchen ist mürrisch, weil er nicht befördert wurde, und beschließt, dem sittenlosen Treiben im Hotel ein Ende zu bereiten. Allerdings hat er nicht damit gerechnet, wen er dort alles antreffen würde...

Kein plattes Boulevard, kein Slapstick &bdquo;Ach, Sie auch hier“, sagt Ministerialrat Breitenbach (Reinald Rohlfs), der nun auf der Bühne steht. Im Hotel treffen immer mehr Kollegen aus dem Ministerium aufeinander und jeder ist mit einer Dame dort, nur nicht mit seiner eigenen Ehefrau. Hedwig (Wiebke Blume) zeigt sich eher schüchtern, Tutti (Michaela Wernsmann) ist dagegen etwas offenherziger. Und alles geht mächtig durcheinander.

&bdquo;Das Stück ist unheimlich lustig, aber kein plattes Boulevard und nicht slapstick-mäßig. Und es birgt auch Kritik an Vetternwirtschaft“, sagt die Spielleiterin und begründet damit, warum sie die Komödie aus der Feder von Franz Arnold und Ernst Bach ausgewählt hat. Diese ist 2002 schon einmal auf der Freilichtbühne Bellenberg gezeigt worden und war damals das erste Stück, in dem Ursel Sparka je mitgespielt hat. Nun hat sie zum ersten Mal eine Spielleitung übernommen und &bdquo;Weekend im Paradies“ dafür wieder ausgegraben.

Die Schauspieler haben wieder gewechselt. Wer gerade nicht dran ist, kleidet sich entweder um oder sitzt auf der nahezu leeren Tribüne und guckt zu. Der ein oder andere schaut auch noch einmal ins Textbuch und verinnerlicht seine nächsten Sätze. Dann hängt der Text auf der Bühne plötzlich. Ein paar Stichworte werden gegeben und es geht nahtlos weiter.

&bdquo;Wir proben bereits seit Januar“, berichtet Reinald Rohlfs, während er Pause hat. Begonnen wurde mit ersten Leseproben in der Alten Schule. Ab März ging es dann - je nach Wetter - auf der Bühne oder im Spielhaus weiter. Zwei Mal die Woche kamen die Hobby-Akteure zusammen, um bei dem sogenannten &bdquo;Stellen“ zunächst einzustudieren, wer wo steht, was derjenige sagt und welchen Charakter die jeweilige Figur hat. Danach ging es an die Feinheiten.

Bei Ausfällen wird improvisiert Von der Tribüne aus liest Peter Deppe den Text, den die Figur Lehmann hat, laut vor. Eigentlich spielt er den Kriminalwachtmeister. Weil ein Vereinskollege erkrankt ist und auch dessen Vertreter und die Souffleuse an diesem Abend nicht dabei sein können, springt er jedoch ein und liest zumindest Lehmanns Sätze rein. Und die anderen Akteure tun in der Hotel-Kulisse so als wäre die Figur anwesend.

Für die meisten der rund 17 Schauspieler gibt es keine Zweitbesetzung. Krankheitsbedingt hatte es während der Vorbereitungen sogar noch eine kleine Umbesetzung gegeben, weshalb ein paar zusätzliche Proben eingeschoben wurden. In der letzten Phase vor der Premiere trifft sich die Gruppe vier bis fünf Mal pro Woche und spielt das Stück dann in kompletter Länge durch. Bei der Generalprobe ist erstmals Publikum mit dabei und die Akteure können abschätzen, ob die Gags auch funktionieren.

Während ihre Truppe auf der Bühne steht, macht sich Spielleiterin Ursel Sparka unentwegt Notizen. Das war letztes Mal besser, hier fehlt ein Hut, dort wird der falsche Abgang genommen. Diese Mimik war toll, jene Geste könnte noch ausdrucksstärker sein.

&bdquo;Jetzt geht es hauptsächlich darum, Textsicherheit zu bekommen“, sagt Ursel Sparka. Eigentlich sei alles &bdquo;gestellt“ und klar. Sie gucke lediglich, ob so gespielt werde, wie es vereinbart wurde - manchmal gebe es noch Details zu verstärken. Und auch die Anschlüsse müssten passen; die Akteure müssten schnell auf der Bühne sein, aber auch nicht zu schnell. Außerdem stehe noch ein Bühnenbautag an, bei dem die Kulisse mit mehr Details versehen werde. &bdquo;Bei der Spielleitung ist man für alles verantwortlich, auch für Requisiten, Bühnenbau und das ganze Drumherum. Das ist schon eine Herausforderung“, erklärt die Rentnerin. Aber es mache Spaß, vor allem die Regie. Und sie habe eine tolle Truppe, die sehr harmonisch sei. Alles Autodidakten und viele davon alte Hasen, die eigene Ideen einbrächten.

Auch die Technik muss passen Im Technikraum hoch oben über der Tribüne dreht Karlo Schwarz an den Reglern. Hunderte von Knöpfe und mehrere Monitore hat er dazu vor sich, an denen er parallel zum Geschehen auf der Bühne das Stück begleitet und durchgeht.

&bdquo;Auch die Technik muss geprobt werden“, erklärt Schwarz. Sämtliche Abläufe des Stückes würden einprogrammiert, sodass sie hinterher per Knopfdruck abgerufen werden könnten. Das bezieht sich zum Beispiel auf die Mikrofone, die die Schauspieler tragen und die immer einige Sekunden vor deren Auftreten eingeschaltet und einige Sekunden nach ihrem Abgang wieder ausgeschaltet werden müssen. Aber natürlich auch auf Geräusche wie das Telefonklingeln, das an der richtigen Stelle kommen muss.

Der zweite Akt ist durch und damit auch die Probe. Die Schauspieler versammeln sich in einem Halbkreis um ihre Spielleiterin, um sich ihr Feedback abzuholen. &bdquo;Ihr habt alle grandios gespielt“, sagt Ursel Sparka, bevor sie noch ein letztes Mal ihre Notizen durchgeht und jedem einzelnen Hinweise gibt. Beim nächsten Mal wird durchgespielt.

Die Premiere von &bdquo;Weekend im Paradies“ findet am Samstag, 18. Mai, ab 20 Uhr auf der Freilichtbühne Bellenberg statt. Anschließend ist die Komödie bis zum 9. Juni und dann noch einmal am ersten Juli-Wochenende zu sehen. Tickets sind ab 14 Euro verfügbar. Weitere Informationen unter: www.freilichtbühne-bellenberg.de

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