Warum die Freilichtbühne Bellenberg seit 75 Jahren wächst und wächst

Horn-Bad Meinberg/Bellenberg. Im Jahr 1949 wird im &bdquo;Geisen Saal“ der Geselligkeits- und Spielverein Edelweiß Bellenberg gegründet - die Geburtsstunde der Freilichtbühne Bellenberg, die seitdem eine beachtliche Entwicklung vorweisen kann. Warum die Bühne seit Jahrzehnten so erfolgreich ist, fragte die LZ Vereinsvorsitzende Christine Federschmid.

&bdquo;Weil wir gemeinsam an einem Ziel gearbeitet haben“, sagt Federschmid. Jedes Jahr müssten gemeinsam neue Stücke erarbeitet werden, das schweiße zusammen und stärke den Zusammenhalt. &bdquo;Jeder Einzelne trägt dazu bei, selbst Statisten haben eine tragende Rolle.“ Ein wertschätzender Umgang ist selbstverständlich.

Das allererste Stück wird 1950 zu Pfingsten auf Kaisers Hof aufgeführt: &bdquo;Und wieder grünet der Lindenbaum“. Karl Lohmeier stellt dem Verein ein Grundstück als Bühne zur Verfügung, ideal für die Amphitheater-Form, heißt es in der Chronik. In den 1960er Jahren mausert sich die Bühne zu einem beliebten Ausflugsziel in Lippe. Der Spielplan wird erheblich erweitert. Ein zweites Lustspiel pro Saison wird einstudiert, und beide Stücke gehen ab jetzt nicht nur einmal, sondern mit mehreren Aufführungen über die Bühne.

Keine Grammophon mehr Ende der 60er Jahre erweitern Abendaufführungen das Programm - eine Beleuchtungsanlage muss installiert werden. Mikrofone über der Spielfläche und entsprechende Lautsprecheranlagen sorgen für zeitgemäße Tonübertragung. Ein Plattenspieler löst das Grammophon ab und darf von nun an die Pausenmusik spielen. Eine bedeutende Aufwertung für den Verein findet 1969 statt: Er wird als &bdquo;Freilichtbühne Bellenberg e.V.“ in das Vereinsregister eingetragen und ist somit als gemeinnützig anerkannt.

Auch Hindernisse haben die Mitglieder stets bewältigt. 1970 soll &bdquo;Tante Frieda“ über die Bühne gehen, doch fünf Minuten vor Beginn der Vorstellung fällt der Strom aus. Die Bühne wird kurzerhand mittels Lagerfeuer, Kerzen und Autoscheinwerfern beleuchtet. Grund für den Stromausfall: Mäuse hatten ein Kabel angefressen.

Vor der Saisoneröffnung 1971 macht ein schweres Unwetter alle vorbereitenden Arbeiten auf der Bühne zunichte. Doch die Dorfgemeinschaft, &bdquo;bewaffnet“ mit Schubkarren, Schippen und Werkzeug, schafft es mit einem ihrer berühmt-berüchtigten &bdquo;Großeinsätze“ in wenigen Stunden die gröbsten Schäden einzudämmen - und die Premiere zu retten.

Im folgenden Jahr kauft die Stadt Horn-Bad Meinberg das Bühnengelände. Seither darf der Verein den städtischen Grund für kulturelle Zwecke nutzen. Ab 1979 kann die Bühne einen neuen Zuschauerbereich anbieten. Das gesamte Rund der Tribüne ist nun terrassenförmig betoniert und mit Sitzbänken für über 800 Zuschauer bestückt. 1982 entsteht mit sehr viel Eigenarbeit ein grundlegender Umbau des Spielerhauses. Es gibt nun genügend Platz für Schlechtwetterproben, kleine Feiern, für die aktuellen Kostüme und zum Schminken.

Drehbare Bühnenhäuser 1984 folgt die Sanierung des Bühnenraumes, nach Angaben des Vereins &bdquo;dringend notwendig“. Den Clou stellen die von Bühnenwart Herbert Schliemann massiv erstellten neuen Häuser dar - auf Drehkreuzen errichtet und mit austauschbaren Element-Fronten. So können höchstens vier Helfer die Häuser von innen leicht drehen und innerhalb weniger Minuten einen Szenenwechsel zaubern - eine Revolution im Bühnenbau.

Zwei Jahre später ist das neue Technikgebäude fertig - die Zeiten der &bdquo;Kartoffelkiste“ gehören der Vergangenheit an. Die Bühnentechniker haben nun eine bessere Übersicht über Bühnengeschehen und Zuschauerraum, mehr Platz und vor allem auch eine sicherere Unterbringung für die Geräte. Sie sind per Telefonanlage mit allen Spiel- und Versorgungsorten der Bühne verbunden. Eine komplett neue Beleuchtungsanlage mit 18 Kanälen verbessert die Optik bei den Abendvorstellungen.

Erstmals ein Kinderstück &bdquo;Vor 32 Jahren hat es noch kein Kinderstück gegeben“, erzählt Christine Federschmid. Immer gab es Neuerungen, die Vereinsmitglieder umsetzen - manchmal auch trotz Kritik aus dem Vorstand. &bdquo;Jeder Spielleiter hat für sich überlegt, was sich verändern kann“, sagt die Vorsitzende. &bdquo;Das ist eine eine Gemeinschaftsentscheidung, aber jeder findet Gehör.“

Und so steht 1993 erstmals ein selbst produziertes Kinder- und Jugendstück auf dem Spielplan. Mit &bdquo;Pipi Langstrumpf“ wird eine bis heute außerordentlich erfolgreiche Entwicklung eingeleitet: die intensive Förderung des Nachwuchses. Auch das ein Punkt, der den Verein jung hält.

Im neuen Jahrtausend hört der Verein keineswegs auf, kontinuierlich zu wachsen. Er präsentiert sich erstmals mit einer Internetseite, die Technik wird erweitert und verbessert sich stetig. Etliche Baumaßnahmen machen das Bühnengelände zu einem zeitgemäßen Veranstaltungsort: Eingangshaus und Kassenbereich werden modernisiert, die Gehwege zu den Zuschauerrängen neu gepflastert und verbreitert, die Sitzbänke erhalten Rückenlehnen und eine Schutzplane für die Wintermonate.

20.000 Zuschauer Das Anlegen neuer Parkplätze wird notwendig, denn bei den Zuschauerzahlen wird die 15.000-Schallmauer durchbrochen. In Zusammenarbeit mit der Detmolder Schule für Architektur wird eine Dachkonstruktion entwickelt, die sich harmonisch in das Freilichtbühnengelände einfügt. Den Zuschauern können nun wetterfeste Plätze geboten werden.

Für die Saison 2013 dann wieder etwas ganz Neues: Erstmals wird mit &bdquo;My fair lady“ ein musikalisches Schauspiel für Erwachsene inszeniert. Das &bdquo;Mondscheinkino“ feiert Premiere, welches die Bühne zu einem gigantischen Kinosaal werden lässt. Zum ersten Mal werden mehr als 20.000 Zuschauer gezählt.

2022 geht es nach der Pandemie weiter. &bdquo;Auch, wenn alle Mitglieder die Zwangspause für andere Dinge genutzt haben, haben wir unsere Gemeinschaft und unsere Bühne doch vermisst“, heißt es in der Chronik. 2023 wird das bisher größte Bauvorhaben der Freilichtbühne in Angriff genommen. Der Verein möchte ein Haus bauen, das den Spieler- und den Servicebereich vereint. Die Finanzierung ist nach Angaben von Christine Federschmid gesichert, unter anderem durch Bürgschaften der Stadt und des Kreises Lippe. Für den Innenausbau hofft die Bühne auf Fördermittel. Der Spatenstich ist für September geplant.

Was begeistert die Vorsitzende selbst an der Freilichtbühne? &bdquo;Es ist faszinierend, dass es niemals ein Ende gibt. Ich tue gern etwas Produktives und da gibt es immer wieder etwas zu tun“, sagt sie. Es werde nie langweilig, und immer seien Menschen da, die mit anpackten.

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