Windpark an der Gauseköte: Westfalenwind verteidigt Pläne

Horn-Bad Meinberg/Schlangen/Detmold. 12.874 Unterschriften haben die Nationalparkfreunde OWL inzwischen gegen die geplanten Windkraftanlagen in den Wäldern des Naturparks Eggegebirge/Teutoburger Wald gesammelt. Die Petition richtet sich gegen alle 33 Anlagen - also auch die sieben, die auf Grund und Boden des Hauses zur Lippe von Westfalenwind an der Gauseköte gebaut werden sollen und die der Kreis Lippe zuletzt doch genehmigt hatte .

Vereinfacht gesprochen hatten Prinz und Westfalenwind mit diesen sieben Windrädern das Glück, dass deren Genehmigungsanträge schon lange beim Kreis liegen und zeitlich deutlich vor Änderung der Gesetzeslage datieren, die die Genehmigung der weiteren, deutlich später beantragten 26 Windkraftanlagen nun eher unwahrscheinlich macht. &bdquo;Die Anträge auf Genehmigung der Windkraftanlagen lagen bereits im Jahr 2020 vollständig vor“, schreibt Stephan Prinz zur Lippe zu den sieben Anlagen an der Gauseköte. &bdquo;Die Genehmigung hätte erteilt werden können, bevor der Aufstellungsbeschluss für den Regionalplan gefasst wurde. Das OVG Münster hat von einer rechtswidrigen Entscheidungsverzögerung gesprochen. Der Kreis Lippe hat hieraus mit der dann erteilten Genehmigung die einzig mögliche Konsequenz gezogen.“

Die Linken begrüßen die BUND-Klage In einer Pressemitteilung hat der Horn-Bad Meinberger Stadtverband der Linken die Klage des NRW-Landesverbands des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gegen diese Entscheidung des Kreises begrüßt und unter anderem geschrieben: &bdquo;Die Frage des Netzanschlusses dieser sieben Anlagen, die weitab von den bestehenden Stromtrassenleitungen liegen, ist aus Sicht der Linken weiterhin völlig ungeklärt: Das gilt einerseits für die technische Realisierung in Bezug auf Trafos, Kabel und Regeltechnik sowie die Trassierung und Verlegung der Energiekabel von einem Windpark Gauseköte bis zu einem Netzanschlusspunkt mit dem dort notwendigen Umspannwerk.“

Dem widerspricht Marcel Papenfort, Westfalenwind-Projektleiter für den Windpark an der Gauseköte: &bdquo;Wir bauen verschiedene Windparks - auch im Wald. Da wo es möglich ist, legt man die Stromtrassen in bestehende Waldwege.“ Man führe sie nicht quer durch den Wald, sondern nutze bestehende Infrastruktur. Falls das nicht möglich sei, nutze man die minimalinvasive Spülbohrtechnik, die auch beim Glasfaserausbau verwendet werde. &bdquo;Da gibt es nur eine Start- und eine Zielgrube von zwei mal drei Metern.“ Zu verlegen seien drei armdicke Kabelstränge. &bdquo;Das bekommt man in jeden Waldweg eingebaut.“ Für das Projekt an der Gauseköte seien etwa fünf Kilometer Kabeltrasse notwendig. Und natürlich schaue die Untere Naturschutzbehörde auch auf diesen Aspekt ganz genau und müsse die Leitungsführung genehmigen.

4500 Quadratmeter pro Windrad Genauso bei den geschotterten 40 mal 45 Meter großen Kranstellflächen, die für den Aufbau der Windkraftanlage notwendig sind. &bdquo;Diese versuchen wir auf die minimalste Größe zu reduzieren, denn eine Tonne Schotter kostet auch Geld“, sagt Papenfort. Kletterkräne, wie bei den Windkraftanlagen bei Belle verwendet , seien leider nicht geeignet. &bdquo;Das in Belle verwendete Turmkonzept wird von Enercon gar nicht mehr vertrieben.“ Insgesamt benötige man dauerhaft 4500 Quadratmeter pro Anlage inklusive Zuwegung und Fundament.

Ein Großteil der Baufläche werde hingegen später wieder zurückgebaut und aufgeforstet. &bdquo;Viele wissen ja gar nicht, dass wir jede Fläche, die wir aus dem Kalamitätswald [großflächig stark geschädigter Wald, die Red.] entnehmen, an anderer Stelle höherwertiger wieder aufforsten müssen“, sagt Westfalenwind-Pressesprecherin Sonya Harrison. &bdquo;Das bedeutet dann eine um den Faktor 1,5 oder 1,8 größere Fläche, die wir dann von einer Fichten-Monokultur in einen Laub-Mischwald umwandeln“, präzisiert Papenfort.

Nicht wieder aufgeforstet wird allerdings die Kranstellfläche. Falls man später nochmal an den Rotor kommen muss. Am Ende ihrer Nutzungsdauer soll dann die gesamte Anlage inklusive Fundament zurückgebaut werden. &bdquo;Für diesen Rückbau müssen wir eine Bürgschaft hinterlegen, falls es Westfalenwind dann nicht mehr geben sollte“, erklärt Harrison. &bdquo;Die Anlagen sind auf 25 Jahre Betriebszeit ausgelegt“, sagt Papenfort. &bdquo;Wir wissen ja noch gar nicht, was dann ist. Vielleicht haben wir dann ja die Kalte Fusion marktreif.“ (Er spielt damit auf ein theoretisches Verfahren an, mittels Atomfusion bei Raumtemperatur risikoarme Energie im Überfluss ohne strahlende Endlagerprodukte zu haben.) Nach 25 Jahren sehe sich ein Gutachter die Windenergieanlagen an und entscheide, ob sie noch länger laufen dürften. &bdquo;Das hängt dann beispielsweise auch davon ab, wie oft sie schon im Sturm gestanden haben“, erklärt Papenfort.

Leistungsfähigere Windenergieanlagen Durch Repowering, also das Austauschen von älteren Anlagen gegen neuere, leistungsfähigere Modelle, sinke teilweise sogar die Anzahl der Windkraftanlagen. &bdquo;Wir haben im Kreis Paderborn noch Anlagen stehen, die drehen sich seit 1991“, sagt Harrison. &bdquo;Das sind schon fast Industriedenkmäler.“ Zum Vergleich: Im ersten Windpark in NRW bei Buke hätten Anlagen mit 30 Metern Nabenhöhe jeweils 150 Kilowatt erzeugt. An der Gauseköte sollen 160-Meter-Anlagen gebaut werden, die jeweils 5560 Kilowatt erzeugen.

Der Strom der Windenergieanlagen werde an speziellen Netzeinspeisepunkten an das Stromnetz übergeben. &bdquo;Da sind wir noch in Abstimmung mit dem Netzbetreiber“, erklärt Papenfort zum Gauseköte-Projekt. &bdquo;Es stehen zwei Netzeinspeisepunkte zur Auswahl.“ Dort müsse dann ein Umspannwerk gebaut werden, damit die 33-Kilovolt-Mittelspannung aus den Anlagen auf die 110-Kilovolt-Hochspannungsleitung transformiert werden könne. &bdquo;Manchmal hat man Glück, dass sich ein bestehendes Umspannwerk nutzen lässt, aber bei sieben Anlagen ist das eher unwahrscheinlich.“ Der Platzbedarf für das Umspannwerk betrage etwa 2000 bis 2500 Quadratmeter.

&bdquo;Windenergie ist die flächensparendste Energieerzeugung, die derzeit vorhanden ist“, ist Pressesprecherin Harrison überzeugt. &bdquo;Ein Hektar Wald spart 12 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Eine Anlage spart 8000 Tonnen pro Jahr.“ Und auch wenn sich Rodungen für den Anlagenbau nicht komplett vermeiden ließen, wie Planer Papenfort zugibt: &bdquo;Die meisten Kalamitätsflächen stehen frei. Und es sind keine ökologisch extrem wertvollen Waldbereiche. Dort dürften wir gar nicht bauen. Das würde keiner genehmigen.“

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