Interview: Deshalb will Celil Celik Bürgermeister für Horn-Bad Meinberg werden

Horn-Bad Meinberg. Celil Celik möchte Bürgermeister von Horn-Bad Meinberg werden. Der 30-Jährige ist einer der jüngsten Politiker im Stadtrat, hat aber schon einige politische Erfahrung. Zum Interview trifft er sich mit der LZ an der Silbermühle. Ganz in der Nähe ist die Silberbach-Quelle, an der viele für den Privatgebrauch Wasser abzapfen .

Herr Celik, warum ist die Silbermühle Ihr Lieblingsplatz?

Celil Celik: Ich bin in Leopoldstal aufgewachsen. Wir sind früher immer mit der Familie, meistens mit Mama, weil Papa zwei Berufe hatte – in der Fabrik und nebenberuflich als Journalist für die türkische Zeitung Hürriyet –, hier hergekommen zur Silbermühle und auch, um an der Quelle Wasser zu abzuzapfen. Das Highlight für uns Kinder war, mit altem Brot die Enten auf dem Teich zu füttern. Ich kannte hier als Kind jede Wurzel.

Ist es für Sie als Kandidat ein Makel, dass der Führungsstil des jetzigen Bürgermeisters so stark kritisiert wird? Immerhin haben Sie ihn 2020 als SPD-Stadtverbandsvorsitzender im Wahlkampf unterstützt.

Celil Celik: Ich finde es ein bisschen zu einfach, zu sagen: Der eine ist SPD, der andere wird genauso sein, weil er auch SPD ist. Da gibt es große Unterschiede. Und wenn man in der Verantwortung steht, wird man eben auch kritisiert. Ich wäre aber in der Kommunikation offensiver. Ich würde die Bürger schneller beteiligen und Prozesse schneller zu Entscheidungen führen.

Was heißt das konkret?

Celil Celik: Im politischen Raum entsteht ein Entscheidungsvakuum, wenn Entscheidungen von der Verwaltung nicht sauber vorbereitet werden. Es muss klar werden, wo die Verwaltungsspitze hin möchte mit einem Thema. Und vieles kann für den Bürger auch ohne viel Tam-Tam auf dem kurzen Dienstweg erledigt werden. Die Menschen warten darauf, dass in der Stadt sichtbar schnell etwas passiert. Und sie wollen gehört und wahrgenommen werden.

Sie haben sehr professionell gemachte Wahlkampf-Videos. Haben Sie dafür eine Agentur engagiert?

Celil Celik: Nein, das macht ein sehr, sehr guter Freund von mir: Alexander Golz. Ich bin froh, dass wir nicht mit Profis arbeiten müssen und dadurch alles auch authentisch bleibt.

Kommen wir zu den Horn-Bad Meinberger Themen. Zunächst: Badehaus. Muss sich Horn-Bad Meinberg das leisten?

Celil Celik: Emotional gesehen ja. Es ist aber nicht die Frage, ob wir uns das Badehaus leisten müssen , sondern ob wir es können . Ich finde es schade, dass das Gutachten zum technischen Zustand erst nach der Wahl kommen wird. Es hätte den Bürgern schon jetzt gezeigt, was für Kosten dahinter stehen. Wenn alles so bleibt wie 2019, ist klar, dass wir uns den Badehaus-Betrieb ohne Zuschüsse nicht leisten können. Wenn wir mit dem Betrieb 500.000 Euro im Jahr Miese machen, haben wir im Haushalt 500.000 Euro weniger für Kitas, für die Tafel, für Sportplätze ...

Amazon. War das richtig oder falsch?

Celil Celik: Es war eine richtige Entscheidung. Schon allein, weil wir 2000 Arbeitsplätze schaffen konnten, für Menschen aus der Region. Wer dafür ist, dass Menschen sich durch Arbeit ein Leben aufbauen können, der muss sich doch freuen, dass eine solche Möglichkeit sowohl für unqualifizierte als auch für qualifizierte Menschen geschaffen worden ist. Wir werden Gewerbesteuereinnahmen bekommen – in welcher Höhe weiß man jetzt noch nicht – und durch den Verkaufserlös für das Grundstück nach Abzug der ersten Kosten bekommen wir Zinserträge, die uns jährlich den Haushalt retten. Ich meine: Warum machen wir nicht einfach mal eine Rechnung der positiven und negativen Effekte von Amazon auf? Das würde den Menschen zeigen: Das ist ein Gewinn.

Nun das Fachmarktzentrum. Gut oder schlecht?

Celil Celik: Es war eine schwierige Entscheidungsfindung. Anfangs war es eine Nummer kleiner mit maximal zwei Märkten geplant. Dann kam die Aussage vom Investor: Wir brauchen das in einer gewissen Dimension. Wir haben mit den Grünen in Gesprächen mit dem Investor versucht, eine Lösung zu finden. Das fruchtete nicht. Dann war für uns als SPD klar: Wir brauchen ein Verkehrsgutachten. Wir wollen, dass die alte Molkerei saniert wird. Und die Menschen in den abzureißenden Häusern müssen einverstanden sein und Ersatzwohnraum bekommen. Das haben wir dem Investor abringen können.

Thema Windkraft...

Celil Celik: Windkraft ja, aber auch so, dass es verträglich ist. Windräder braucht es nicht im Wald. Wir haben ja auch als Stadt Windkraft im Wald geprüft – und uns dagegen entschieden. Deshalb finde ich die Unterstellung von Befürwortern auch schwierig, wir seien prinzipiell dagegen. Man muss miteinander reden können. Und in den Gesprächen haben wir festgestellt: Man möchte sich mit uns gar nicht einigen, sondern uns geschmeidig bekommen. So geht man nicht miteinander um.

Ist es unsicher in Horn-Bad Meinberg?

Celil Celik: Nein, wir sind genauso sicher wie andere Städte auch. Es kann aber auch ein Unsicherheitsgefühl entstehen. Die Gründe dafür müssen identifiziert und abgestellt werden. Für mich ist da auch Videoüberwachung kein Tabu-Thema. An der Calisthenics-Anlage schadet die Kamera doch niemandem. Aber sie erhöht das Sicherheitsgefühl. Wenn das fehlt, lässt sich die Gesellschaft leicht durch Parolen spalten.

Persönlich Celil Celik (30) ist ledig und wohnt in Horn. Aufgewachsen ist er in Leopoldstal. Er arbeitet bei Phoenix Contact als Business-Analyst und hat Wirtschaftsingenieurwesen (Master) studiert. Er liest und zeichnet gerne. Sein Vater gab ihm den Anstoß, Mitglied der Jusos zu werden. Wegen eines Todesfalls in der SPD-Fraktion rückte er 2015 in den Stadtrat nach. 2017 wurde er Stadtverbandsvorsitzender. Nach der Kommunalwahl 2020 wechselte er in den Fraktionsvorsitz.

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