Streitgespräch im Video: Bürgermeister-Kandidaten aus Horn-Bad Meinberg schenken sich nichts

Horn-Bad Meinberg. Wird es Michael Ruttner von der CDU? Wird es Celil Celik von der SPD? Zwischen beiden wird es sich am Sonntag, 28. September, in der Bürgermeister-Stichwahl entscheiden. In den Foyer-Gesprächen der &bdquo;Lokalrunde" fühlt die LZ den Stichwahl-Kandidaten in Streitgesprächen kreisweit auf den Zahn. Das macht auch vor Horn-Bad Meinberg nicht Halt. LZ-Redakteur Jost Wolf hatte ein Füllhorn an Fragen vorbereitet – und während sich die Kandidaten bei manchen Themen durchaus einig waren, liegen sie bei anderen doch deutlich auseinander. Und am Ende durften sich die Kontrahenten noch gegenseitig befragen. Was ist mit den Immobilien? Beiden ist wichtig: Horn-Bad Meinberg muss sichtbarer werden. Michael Ruttner stellte heraus, dass ein genaues Monitoring der städtischen Immobilien wichtig sei. Ein wegen diverser Schäden zweieinhalb Jahre geschlossenes Freibad, das dürfe nie wieder passieren. Celik wiederum betonte, dass das Immobilien-Monitoring ja schon auf dem Weg sei. Es laufe alles in die richtige Richtung. &bdquo;Er macht die Schlagzeilen, ich mache die Arbeit – das ist der Unterschied zwischen uns", sagte Celik. Ruttner: &bdquo;Ich sehe das anders."

Davon müsse man sich ein Badehaus leisten können. Man müsse den Menschen in der Stadt etwas zurückgeben und etwas bieten, damit sie wieder Schwimmen könnten. Wie sich Besucherzahlen entwickelten, sehe man dann im Prozess. Nicht zu agieren, das sei hingegen Verschleppungstaktik – wozu Celik kommentierte: Die CDU habe alle Beschlüsse mitgetragen, und wenn man dann von Verschleppung rede, sei die CDU dafür mitverantwortlich.

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Bringt es Amazon? Thema Amazon – hier lagen beide nicht weit auseinander: Eine gute Sache für die Stadt. Celil Celik stellte heraus, dass das &bdquo;Mammutprojekt" für die Stadt richtig und wichtig sei, und zwar in allen Bereichen. Es bringe der Stadt Steuern, Jobs, Neubürger – und jetzt müsse die Infrastruktur folgen mit Kita-Plätzen, welchen in den Schulen, zusätzlichen Wohnungen und dem Blick auf den Verkehr.

Michael Ruttner wertete das Projekt Amazon ebenfalls als Erfolg, wenngleich er verdeutlichte: &bdquo;Der Kreis und der Landschaftsverband nehmen uns alle Mehreinnahmen über die Umlage sofort wieder weg." Natürlich habe es viel Kritik am Projekt Amazon gegeben, und die gebe es noch. &bdquo;Trotz allem war und bleibt es ein Gewinn." Es sei aber wichtig, die Bürger hier besser mitzunehmen und aller Kritik entschlossen zu begegnen.

Ist Klimaschutzmanagement wichtig? Fragen des Klimaschutzes werden Horn-Bad Meinberg in Zukunft sehr beschäftigen – und tun das längst. Doch hat die Stadt derzeit wieder keinen Klimaschutzmanager. Celik erklärte: Diese Stelle habe die CDU abbauen wollen, der SPD sei es nur mit den Grünen gelungen, gegenzusteuern. &bdquo;Wir verschleppen das Thema seit Jahren", sagte er. Man habe ein Klimaschutzkonzept aufstellen lassen, jetzt müsse die Umsetzung folgen. Dafür müsse eine Stelle her.

Jemand müsse den Hut aufhaben, ansprechbar und sichtbar sein. Wichtig sei, dass auch die Ortsteile mit einbezogen würden und sich nicht alles auf das Zentrum fokussiere. Es sei auch wichtig, über genossenschaftliche Modelle nachzudenken: in den Feldern Solar, Biogas oder anderen.

Michael Ruttner machte generell klar: &bdquo;Wir brauchen Klimaschutzmaßnahmen." Er sehe die jedoch vorrangig unter der Erde. Das Fernwärmenetz für den Ortskern sei wichtig. Es müsse wieder aufgeforstet werden. Das alles müsse nach seiner Meinung im und vom Bauamt umgesetzt werden. &bdquo;Den Pflock Klimaschutz muss nach meiner Meinung der Bürgermeister setzen. Das muss nicht an einer Stelle festgemacht werden."

Konform gingen beide damit, dass sich in Sachen E-Ladesäulen und ähnlichen Themen etwas tun müsse. Celik: &bdquo;Wir müssen unsere Stadtwerke umbauen." Das hielt auch Ruttner für wichtig, sah es aber skeptisch. Die Strukturen seien so gewachsen, wenngleich es wünschenswert sei, sie so aufzustellen wie in den Städten Detmold oder Lemgo.

Was passiert am Fachmarktzentrum? Auch das Fachmarktzentrum war ein Thema. &bdquo;Es steht jetzt", sagte Ruttner, &bdquo;nun ist die Verkehrsfrage wichtig." Deren Beantwortung werde aber verschoben. Auch der Lidl fehlte bislang noch. Da werde sich also noch einiges zeigen, wenngleich klar sei: &bdquo;Blumenkübel lösen kein Verkehrsproblem." Celik warf er mangelndes Interesse an den Sorgen der Anwohner vor. Er selbst habe sich diese bei einer Ortsbegehung ausführlich angehört.

Celil Celik wiederum betonte, dass unterschiedliche Varianten zur Verkehrssituation beleuchtet worden seien, aber keine schnell umsetzbar sei. Man könne nun nicht so tun, als sei das anders. Bei der Entscheidung für das Fachmarktzentrum sei es stets um den Profit für die ganze Stadt gegangen, und es entwickle sich positiv.

Hat das Hornitex-Areal Potenzial? Dann Hornitex: Klar sei für Celik nun, dass ohne die Gewerbetreibenden in der Stadt nichts laufe und man alle mitnehmen müsse. Auf der Fläche gebe es ein sehr große Potenzial, zumal es auch eine Bahnanbindung gebe. Man könne einen Industriepark dort bauen, der auch die beiden Stadtteile Horn und Bad Meinberg zusammenführe.

Auch Ruttner sieht in dem Standort eine Potenzialfläche. Es sei aber wichtig, dass man Horn-Bad Meinberg zunächst zu einer Marke entwickle, damit der Standort attraktiv werde. Wo wolle man denn künftige Neubürger bei mehr Arbeitsplätzen wohnen lassen? Es sei folglich erforderlich, eine entsprechende Infrastruktur zu schaffen und vorausblickend zu agieren. Außerdem sei das gesamte Areal von Hornitex und Glunz geprägt. Das müsse man erst einmal neu entwickeln. Und: &bdquo;Wir müssen unsere Betriebe mal machen lassen, statt sie zu blockieren."

Drei Fragen für den Gegner Am Ende hatte dann jeder Kandidat drei Fragen für den anderen mitgebracht. Michael Ruttner durfte beginnen. Was will Celil Celik als SPD-Bürgermeister tun, wenn doch im Rat die CDU die Mehrheit haben wird? Celik antwortete: Wechselnde Mehrheit gebe es immer, und er wolle Brücken in alle Richtungen bauen und die Voraussetzungen für gute Entscheidungen schaffen, die am Ende in Horn-Bad Meinberg ja meistens von der Ratsmehrheit getragen würden.

Was er der CDU anbieten wolle, um zusammenzuarbeiten? Zusammenarbeit im Sinne der Stadt. Und wenn er mehr Personal einstellen müsse, um zu schnellerer Verwaltungsarbeit zu kommen, was sei dann mit den Kosten dafür? Celik sagte, das wolle er nicht mit mehr Personal erreichen, sondern mit besserer Fokussierung, Konzentration und klaren Vorgaben.

Dann musste Michael Ruttner Antworten geben. Er habe ja bisher nicht die große Rolle gespielt als einfaches Ratsmitglied - was er denn tun wolle, wenn er kein Bürgermeister werde? Er wäre enttäuscht, sagte Ruttner, wenn er das nicht werde. Und ansonsten: als Ratsmitglied zum Wohl der Stadt arbeiten. Wie er den Klimaschutz umsetzen wolle? Er wolle, dass Horn-Bad Meinberg zur Vorreiter-Kommune werde, auch durch die Aufforstung des Stadtwalds.

Teile (!) des Stadtwaldes könne man auch in eine unbewirtschaftete vom Bund geförderte &bdquo;Klimawildnis" umwandeln, beantwortet er eine entsprechende Frage Celiks. Und es gebe wirklich keine Zusammenarbeit mit der AfD, wollte der dann wissen? Ruttner wählt die Worte mit Bedacht. Er habe von der AfD bislang in der örtlichen Kommunalpolitik nicht viel wahrgenommen. Eine Zusammenarbeit werde es nicht geben, allerdings müsse man die Wählerstimmen für die AfD durchaus ernstnehmen.

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