Horn-Bad Meinbergs Bürgermeister Krüger blickt auf herausfordernde fünf Jahre zurück

Horn-Bad Meinberg. Eigentlich wollte er zehn Jahre säen und dann ernten, wie man so schön sagt. Doch Bürgermeister Heinz-Dieter Krüger scheidet nach dieser Legislaturperiode bereits aus dem Amt aus und geht in den Ruhestand; er hatte nicht mehr kandidiert. Die Gesundheit geht vor, sagt er. Seine Stimmungslage? &bdquo;Gemischt.“

Am Freitag ist sein letzter Tag im Rathaus. Die Abschiedstour in den Fachbereichen hat er dann beendet und allen Mitarbeitern für ihre Arbeit gedankt. Gemeinsam habe man im Rathaus in den fünf Jahren viel erreicht, erklärt der 62-Jährige. Der frühere Qualitätsmanager bei der Deutschen Post hat viel gelernt. Etwa, dass die Mühlen mitunter langsam mahlen - Stichwort Bürokratismus. Wenn etwas im Rathaus auf den Weg gebracht werde, müssten beispielsweise Bauprojekte an den Kreis oder die Bezirksregierung weitergereicht und dort bearbeitet werden. Das könne dauern, auch wenn man eine Angelegenheit pragmatisch erledigen wolle. In Horn-Bad Meinberg seien aber die Abläufe gut organisiert, &bdquo;die Kollegen sind Experten“, sagt Krüger. Ansonsten nehme man Rücksprache mit dem Kreis.

Krisenzeiten Herausfordernd sei die Corona-Zeit gewesen, berichtet der Bürgermeister. &bdquo;Vieles war fremdgesteuert; es gab keine Blaupause“. Auf die Ukraine- sei die Energiekrise gefolgt - es sei schon sehr belastend gewesen. Doch es ging voran. &bdquo;Durch die marode Infrastruktur, die wir seit Jahren haben, mussten wir vieles angehen und auf einen aktuellen Stand bringen“, verdeutlicht der Verwaltungschef. Sechs Jahre dauerte der Ausbau der Sekundarschule mit einem Investitionsvolumen von mehr als zehn Millionen Euro. Derzeit erhält auch das Gymnasium einen Erweiterungsbau. Der Neubau der Grundschule in Bad Meinberg ist in Planung. Heinz-Dieter Krüger freut sich auch, dass es nun für alle Kindergartenkinder Plätze gibt - die neue Kita in der Pfuhlstraße macht es möglich.

Der Ausbau von Spielplätzen in den Ortsteilen und dann die Investitionen in Bad Meinberg - Krügers Aufzählung der Projekte ist lang. Motorikpfad, die fast fertige Aktivinsel im Silvaticum , die Illumination des Kurparks, die gerade laufende Entschlammung des Seekurparks - das und mehr trage zur Attraktivitätssteigerung bei.

Gutachten zum Badehaus Hätte die Stadt im Nachhinein in Sachen Badehaus anders agieren müssen? Es bleibe das Ergebnis des neuen Gutachtens (noch vor Weihnachten) abzuwarten, meint der Bürgermeister. Aber die Verwaltung habe immer gesagt, das große Investitionsvolumen sei angesichts der veralteten Technik und der energetischen Mängel zusammen mit den jährlichen Betriebskosten für eine Stadt, die viele andere Herausforderungen habe, problematisch. Beispielsweise müsse auch das Kurgastzentrum saniert werden.

&bdquo;Stolz kann man darauf sein, Mitglied der Leader-Region zu sein“, findet der Bürgermeister. Den Höchstbetrag an Fördergeld erhielt die Stadt in diesem Jahr als Zuschuss für das neue Spielerhaus der Freilichtbühne Bellenberg. Bei vielen Projekten engagierten sich Ehrenamtliche, stellt der 62-Jährige lobend heraus. So auch bei der Feuerwehr, die in diesem Jahr sechs neue Fahrzeuge erhielt - mit Kosten von 1,4 Millionen Euro. Demnächst wird ein neues Radwege-Teilstück am Yogaweg eröffnet - dank der Initiative des Vereins &bdquo;Ländlicher Raum aktiv“.

Neue Arbeitsplätze Der Industriepark Lippe sei mit der Ansiedlung von Amazon ein großer Arbeitsaufwand für die Verwaltung gewesen, resümiert Heinz-Dieter Krüger. Immerhin hätten fast 2000 Menschen hier eine Beschäftigung gefunden. Das Fachmarktzentrum in Horn werde gut angenommen, hier würden sich demnächst noch drei Handwerksbetriebe ansiedeln. Auch der Umbau des Kotzenbergschen Hofs zu einem Bürgerzentrum mit Bauarbeiten seit 2023 verschlingt eine Menge Geld, wird jedoch bezuschusst. Daneben gab es viele weitere kleinere Baumaßnahmen. &bdquo;Das zeigt, was wir alles auf den Weg gebracht und umgesetzt haben“, fasst der Bürgermeister zusammen. Und das trotz der angespannten Finanzlage der Stadt.

Selbstkritisch merkt er an, dass auch einiges nicht funktioniert habe. Wie berichtet, musste Krüger krankheitsbedingt eine achtmonatige Pause nehmen. Zuvor hatte es massive Kritik aus der Politik zu seiner Führungskompetenz, Informationspolitik und zur Fluktuation von Mitarbeitern gegeben. Er sei zu nachgiebig gewesen, als er zum Austausch untereinander einen Ältestenrat als informelle Gesprächsrunde gründen wollte, die Politik aber lieber öffentlich im Rahmen eines Haupt- und Finanzausschusses tagen wollte. &bdquo;Da hätte man vielleicht eine andere Entscheidung treffen müssen.“ Das Thema Kommunikation mit der Politik habe er vielleicht unterschätzt - &bdquo;das ist mir nicht so gut gelungen.“

Nachfolger Seinem Nachfolger Michael Ruttner wünscht der scheidende Bürgermeister für dessen Arbeit ein glückliches Händchen. Ein Übergabegespräch hat bereits stattgefunden. Wichtig sei, offen in das Amt reinzugehen, zuzuhören und sich mit den Abläufen vertraut zu machen. Krüger blickt gern auf Veranstaltungen mit jungen Menschen zurück. Die Poster von einer Veranstaltung mit Kindergartenkindern in der städtischen Bücherei hat er aufbewahrt. Diese hatten sich unter anderem ein Spielgerät für Rollstuhlkinder, ein Klettergerüst und eine Röhrenrutsche gewünscht. Dies sei auch umgesetzt worden, freut sich der künftige Rentner.

Er möchte nun erst einmal Abstand gewinnen und mit seiner Frau an der Ostsee Urlaub machen. Seine zwei Enkelkinder &bdquo;bringen Leben in die Bude“, also ins Mehrgenerationenhaus, in dem er lebt. Hier dürfte ihm angesichts der Arbeit in Haus und Garten sicher nicht so schnell langweilig werden.

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