Kalletal-Hohenhausen. Ein bekanntes Bild: Eltern und i-Männchen stürmen im Sommer das Schreibwaren- und Lottogeschäft Hieronymus an der Rintelner Straße, um sich die Schul-Erstausstattung zu beschaffen. In diesem Jahr wird das nicht mehr so sein: Renate Gresmeier hat ihren Laden nach 32 Jahren geschlossen. Das ist nicht das einzige Geschäft, das in diesen Tagen in Hohenhausen dicht gemacht hat.
"Ich habe drei Einbrüche im vergangenen halben Jahr gehabt", sagt Renate Gresmeier. "Jeden Tag hatte ich Angst, dass es wieder passiert. Irgendwann hat man da keine Lust und Kraft mehr", beschreibt sie den Grund für die Geschäftsaufgabe. In jüngster Zeit seien immer weniger Kunden gekommen, so die 60-Jährige. Ihr Steckenpferd sei immer das Reisebüro im Obergeschoss gewesen, aber bei sechs Tagen die Woche und neun Stunden Arbeit am Tag sei es auch mal gut. Kalletaler können ihre Lottoscheine jetzt beim Edeka-Markt Röthemeier abgeben.
Auch Elektro Siekmeier inklusive Kundenservice auf der anderen Straßenseite hat geschlossen. Nachdem Rentnerin Renate Siekmeier nicht mehr im Laden helfen möchte und endlich ihren Ruhestand genießen will, war klar, dass der Laden, der 1975 eröffnet hatte, dicht machen muss. Den Kundenservice will Inhaber Peter Siekmeier nicht alleine weiterführen: "Wenn ich unterwegs bei Kunden bin, kann ich nicht ständig ans Handy gehen und Termine koordinieren." Außerdem seien die Ausgaben für Versicherungen sehr hoch. Der 49-Jährige hat bereits eine Anstellung in Detmold gefunden.
Hartmut Kramer, Ortsvorsteher des Handelsverbandes OWL in Kalletal, bedauert die Entscheidung Siekmeiers: "So ein Geschäft wird in Zukunft fehlen, es gibt kein anderes im Ort. Wo bekomme ich dann meine Steckdosen und Kabel her? Für die älteren Leute ist das eine schlimme Situation." Kramer ist der Meinung, dass die Leerstände dem Ansehen von Hohenhausen schaden. Zumal es auch es keine wirkliche Kneipe mehr im Dorf gibt, seit der Lippische Hof vor fünf Jahren geschlossen hat.
Zumindest ist das leerstehende Ladenlokal des Fotostudios Petkau an der Kreuzung Rintelner/Herforder Straße seit Anfang Januar in neuen Händen. Die Sozialen Altendienste Lippe haben sich dort angesiedelt. Das Büro ist allerdings noch geschlossen. Heinrich Petkau führt seine Arbeit als Fotograf nun von zu Hause aus. "Die Miete war für Hohenhauser Verhältnisse zu hoch."
Vom 26. Februar an wird auch der Tiefkühlprodukte-Anbieter Frostland verschwunden sein. Das Geschäft zieht nach sieben Jahren in der Gemeinde nach Lage. Erina Bollich, Frau des Inhabers Waldemar Bollich, erklärt: "Das hat sich schon seit einiger Zeit abgezeichnet. Es kamen einfach zu wenig Kunden."
Bürgermeister Mario Hecker hat noch Hoffnung für die Einzelhandelslandschaft in Hohenhausen: "Vor allem bei alteingesessenen Geschäften ist es schwierig, einen Nachmieter zu finden", sagt er, zeigt sich aber optimistisch: "Es gab auch schon die eine oder andere Anfrage."
Geschäfte auf dem Land haben es schwer, sagt Kai Buhrke, Geschäftsführer des Handelsverbandes OWL in der Geschäftsstelle Detmold: "Der ländliche Raum steht unter enormem Druck." Durch das Internet habe man einen 20-prozentigen Frequenzverlust bei Artikeln, die nicht zum Lebensmittelbereich gehören.