Kalletal-Hohenhausen. Über Wurzeln und Äste führt der Weg, vorbei an Büschen und hohen Bäumen. An einer Lichtung zerstreut sich die Gruppe, beginnt im Unterholz zu stöbern. „Ich hab was!", ruft einer der Schüler und hält den – gesäuberten – Schädel eines Dachses in der Hand. Die Klasse 6b der Jacobischule ist auf dem Zwergensteig unterwegs. Und sie entdecken noch mehr auf ihrem Weg. Zum ersten Mal ist Lehrer Oliver Droste am Mittwoch mit mehreren Schülergruppen auf dem Zwergensteig in der Nähe der Grundschule Hohenhausen unterwegs. Gebaut hat er ihn zusammen mit dem Ergänzungskurs Gartenbau der Jacobischule. „Einmal pro Woche in einer Doppelstunde haben wir im vergangenen Schuljahr diesen Weg angelegt", sagt Droste nicht ohne Stolz. Ziel sei es, gerade Kindern und Jugendlichen die heimische Natur nahe zu bringen. Dabei könne der Erlebnispfad nicht nur in den Unterricht integriert werden, auch Eltern können mit ihren Kindern den etwa 2,6 Kilometer langen Rundweg absolvieren – und dabei verschiedene Stationen entdecken. Nach einer Einführung ins Pirschen geht es weiter zur Knochensuche. Schädel von Wildschwein, Dachs und Reh, aber auch Oberschenkelknochen gilt es zu finden. Wer schon immer Pilze sammeln, sich aber nie getraut hat, lernt an der Pilzstation, worauf er achten muss. Stiel und Hut solle sich der Sammler genau anschauen, sieht letztgenannter von unten aus wie ein gelber Schwamm, gehöre er zu den Röhrlingen und ist zumindest nicht giftig. „Ähnelt der Hut aber einem Regenschirm und sind Lamellen von unten zu sehen: Finger weg", sagt Droste eindringlich und hält seinen Zuhörern das Modell eines giftigen Knollenblätterpilzes entgegen. Weiter geht es, als plötzlich am helllichten Tag ein Dachs hinter einem Baum auftaucht – allerdings „nur" als ausgestopftes Präparat. Oliver Droste erklärt den Schülern, wie „Grimbart" lebt – nämlich in einem Bau, der sogenannten Dachsburg. Dass verlassene Bauten auch andere Tiere, etwa Füchse und Hasen, beziehen, versetzt die Jungen und Mädchen kurzfristig in Staunen. Den Zwergensteig-Schildern folgend geht es heraus aus dem Wald auf einen Feldweg, wo bereits die nächsten Objekte warten: die Geweihe von Rot- und Dammhirsch sowie die Schaufel eines Elchs. „Das ist aus Kanada, hier lebt der Elch nicht", greift Droste der Frage vor. Die Sechstklässler jedenfalls sind von den Geweihen angetan, jeder möchte sie halten und anfassen. „So schwer ist die ja gar nicht", sagt einer der Jungs, nachdem er die Elchschaufel hält. Sehen, wahrnehmen, anfassen, das alles ist erlaubt. Allerdings: Die Präparate von Dachs, Hirsch und Co. sind nicht immer auf dem Weg zu finden. „Ich sammel sie nachher wieder ein, bevor sie noch jemand klaut", erklärt der Lehrer. Schilder und Pfosten seien schließlich schon abgerissen worden, obwohl der Pfad erst gestern offiziell eingeweiht wurde. „Vielleicht sensibilisieren wir sie ja durch die Wege auch, behutsamer mit der Natur umzugehen. Doch trotzdem könne die Erlebnispfad-Wanderer den Weg erleben, und zwar mit Hilfe der kostenlosen App „BiParcours". An jeder Station sind dann auf dem Smartphone die Knochen, Präparate und Modelle zu entdecken – inklusive Erklärung und Infos. „So nutzen wir die Digitalisierung, um die Kids nach draußen zu bekommen", sagt Oliver Droste und lacht. „Am Beginn des Zwergensteigs einfach den QR-Code scannen und auf Entdeckungstour gehen."