Kalletal. 50 Jahre Großgemeinde Kalletal: Das Jubiläum hat bei vielen Erinnerungen geweckt. Auch bei Hans Groth. Der heute 81-Jährige war nach der kommunalen Gebietsreform 1969 Ratsherr der ersten Stunde in der neuen Kommune. Heute lebt er in Polen, war aber zur offiziellen Feierstunde wieder angereist und besuchte seine alte Heimat. „Bäume, die vor 50 Jahren gepflanzt wurden, stehen jetzt im Saft", stellt er fest. Und erinnert daran, dass Kalletal Anfang der 70er Jahre Modellkommune für Schulen im ländlichen Raum war. Er denke daran, „mit welcher Leidenschaft und Begeisterung der erste Rat und die damalige Gemeindeverwaltung ans Werk gingen, um Neues und Zukunftsweisendes zu schaffen", so Groth, der für die SPD im Rat saß und Vorsitzender des Schulausschusses war. Er hatte gute Kontakte zu seinem Parteifreund Jürgen Girgensohn, der NRW-Kultusminister wurde und damit auch für die Schulpolitik zuständig war. Die Kommunalpolitiker der neuen Gemeinde hätten Schulen in Düsseldorf, Berlin, Bremen, Fröndenberg und Weinheim besucht. „Schule war viele Jahre Thema Nummer eins in Kalletal", schreibt Groth in einer E-Mail an die LZ. Schule war Thema Nummer eins Das für NRW damals ungewöhnliche Kalletaler Modell bedeutete nach seinen Angaben, dass Realschule, Hauptschule und Sonderschule ihre Eigenständigkeit behielten – statt einer Gesamt- oder Gemeinschaftsschule mit einem Schulleiter, wie sie in NRW damals populär war. Groth: „Die drei Schulen kooperierten in einzelnen Fächern schulübergreifend." Kultusminister Girgensohn kam zur Einweihung des neuen Schulzentrums. Auch wenn im Schulausschuss seinerzeit die Entscheidungen einstimmig gefallen seien: Es gab Widerstände gegen die Zusammenlegung der Schulen. Denn: „Kalletal hatte vor der Gebietsreform 15 Schulen in 16 Dörfern." Sie seien das kulturelle Zentrum der Dörfer gewesen. Aber: „In mehr als der Hälfte der Schulen wurden mehrere Jahrgänge gleichzeitig in einer Klasse unterrichtet." Hans Groth war auch in Heidelbeck unterwegs, bevor er in seine Wahl-Heimat Polen zurückkehrte. Dort lebt er seit 2006 („Die Menschen sind warmherzig, fröhlich und freundlich"). In Heidelbeck leitete er bis 1979 die Firma Steinmetz Plastics, die laut Groth seinerzeit mit 150 Mitarbeitern europäischer Marktführer bei Kosmetikkoffern war. 1994 meldete die Firma Insolvenz an. Diese und weitere Erinnerungen an das Kalletal von einst seien bei seinem Besuch wieder an die Oberfläche gekommen, schreibt Groth. Und: Als er nach Kalletal kam, „war ich wieder zu Hause". Heimat sei freilich heute auch Polen.