Literatur-Gottesdienst: Pastor Mellies gefällt als Herbert Zimmermann

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Die Mitwirkenden mit (von links) Johannes Neugebauer, Michaela Mannetter, Margit Süllwold, Torben Sprenger, Bärbel Kuhlmann, Vera Varlemann, Horst-Dieter Mellies, Hans-Ulrich Krause, Olrik Santozki und Kristiane
Kielsmeier. - © Tore Diestelhorst
Die Mitwirkenden mit (von links) Johannes Neugebauer, Michaela Mannetter, Margit Süllwold, Torben Sprenger, Bärbel Kuhlmann, Vera Varlemann, Horst-Dieter Mellies, Hans-Ulrich Krause, Olrik Santozki und Kristiane Kielsmeier. (© Tore Diestelhorst)

Kalletal-Varenholz. Sehr viel positive Resonanz haben die zehn Akteure des dritten Varenholzer Literatur-Gottesdienstes vom Publikum erhalten. Dass zwei Szenen aus Dichter-Werken nun auch sogar gespielt worden seien, sei der Clou des Nachmittags gewesen, schreibt die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Vahrenholz in einer Pressemitteilung.

In der zweiten Darstellung brillierte Pastor Horst-Dieter Mellies laut der Mitteilung als Radioreporter Herbert Zimmermann beim Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 1954. Kristiane Kielsmeier spielte den Jungen - das war der Dichter Friedrich Christian Delius als Elfjähriger selbst -, der durch die Radio-Reportage vom Finale Deutschland gegen Ungarn (3:2) so angetan war, dass er glaubte, selbst mitgespielt zu haben und auch Weltmeister geworden zu sein.

Gemeinde zieht Lehren aus dem Gezeigten

Im zweiten darstellenden Spiel sei es um einen Fischer gegangen, der vom Fang ausruht, ehe ihn eine Touristin durchs Klicken ihrer Kamera in seiner Siesta stört, heißt es weiter. Ebenso gut wie die beiden ersten Darsteller seien in ihren Rollen Olrik Santozki als Fischer und Margit Süllwold als Touristin gewesen. Die habe dem Fischer ausgemalt, was hätte passieren können, wenn er öfter als bisher hinausgefahren wäre: Er hätte ein Fischrestaurant eröffnen, sich um Lachsrechte bemühen, auf Sylt ein Café eröffnen oder einen Kutter kaufen können.

Das Analysieren und Auslegen der beiden Spielhandlungen oblag laut der Mitteilung ebenfalls Pastor Horst-Dieter Mellies. Den Text vom Fischer und der Touristin hat Heinrich Böll geschrieben. Hierbei sei es nach Meinung vom Pastor um Balance gegangen. Balance zwischen Arbeit und Ausruhen. "Am siebten Tag sollst du ruhen“, habe es schließlich schon in der Bibel geheißen. Mellies habe zu diesem Thema auch Sprichwörter zu Rate gezogen: „Der frühe Vogel frisst den Wurm“ oder „Müßiggang ist aller Laster Anfang.“

Kristiane Kielsmeier vor einem Radio aus den 50er Jahren. Sie spricht den Jungen, der die Radio-Reportage vom WM-Finale 1954 hört und fasziniert wird. - © Hans-Ulrich Krause
Kristiane Kielsmeier vor einem Radio aus den 50er Jahren. Sie spricht den Jungen, der die Radio-Reportage vom WM-Finale 1954 hört und fasziniert wird. (© Hans-Ulrich Krause)

Im Delius-Text versenkt sich der Junge laut der Mitteilung so in die Reportage, dass er seine Schuppenflechte, sein Stottern und sein Nasenbluten vergisst. Die Quintessenz, nach Mellies, sei, dass jeder gelassener werden könne. Es sei wichtig, nicht nur auf das Belastende zu schauen, sondern beispielsweise im Sport, in der Musik, in der Literatur oder in der Kunst Entspannung zu finden und quasi in eine andere Welt hineinzugehen. Es sei ein Geschenk Gottes, diese Möglichkeiten, und natürlich andere auch, wahrzunehmen.

Glück als Oberthema im Gottesdienst

Letztlich, so habe es Moderatorin Vera Varlemann zusammengefasst, sei es den gesamten Literatur-Gottesdienst über um Glück gegangen. Dazu seien zu Beginn sechs Zitate verlesen worden, zum Beispiel: „Glück und Glas, wie schnell bricht das“ oder auch „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist“. Am Ende der Veranstaltung habe die Moderatorin einige Besucher gefragt, was für sie Glück bedeute. Ein Rintelner Gast habe erklärt, er sei vor zwei Jahren quasi tot gewesen, reanimiert worden und wieder genesen. Dafür sei er unendlich dankbar. Ein Fischbecker sagte laut der Mitteilung, dass er vor 50 Jahren ein Mädchen kennengelernt hat, das er schließlich heiratete - das sei für ihn Glück.

Neben den bereits genannten Personen wirkten beim Literatur-Gottesdienst in Vahrenholz Bärbel Kuhlmann, Hans-Ulrich Krause (er lieferte auch die Idee und das Konzept), Michaela Mannetter, Torben Sprenger (Technik) und Johannes Neugebauer (an der Orgel) mit. 80 Besucherinnen und Besucher seien gekommen.

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