MVZ Kalletal braucht weitere 300.000 Euro von der Gemeinde – so könnte es weitergehen

Kalletal. Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) der Gemeinde Kalletal braucht ein neues Darlehen von der Gemeinde. Der Kalletaler Haupt- und Finanzausschuss soll am Dienstag, 9. Dezember, weitere 300.000 Euro freigeben, der Rat soll die Entscheidung zwei Tage später bestätigen. Das schlägt Bürgermeister Mario Hecker vor.

Er versorgt die Kommunalpolitiker vor den Sitzungen mit umfangreichen Informationen und beschreibt, wie es nach seiner Meinung mit dem in Geldnöte geratenen MVZ weitergehen soll. So haben offenbar öffentliche Träger Interesse, bei der Hohenhauser Einrichtung als Mitgesellschafter einzusteigen oder sie komplett zu übernehmen. Hecker spricht sich aber klar dafür aus, das MVZ zu 100 Prozent in Trägerschaft der Gemeinde zu behalten.

Das MVZ hat im April 2025 im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Ziegelei Bergmann den Betrieb aufgenommen. Die dort arbeitenden Ärzte sind Angestellte des MVZ und müssen sich weniger um Verwaltungsdinge kümmern. Das gilt als attraktiv für viele Mediziner.

Aussicht auf schwarze Zahlen Unabhängig von dem möglichen Einstieg eines weiteren Trägers macht sich der Bürgermeister für das neue Darlehen stark: &bdquo;Es gäbe den Ausblick, danach schwarze Zahlen zu schreiben“, sagte Hecker. Er gehe davon aus, dass der Finanzbedarf des MVZ dann erst mal gedeckt sei. Ohne das Darlehen drohe die Insolvenz. Mit den bisherigen Darlehen geht es um eine Summe von insgesamt 515.000 Euro. CDU-Fraktionschef Julian Gerber hatte bereits in der Ratssitzung Ende Oktober gesagt, dass die Prognosen einen weiteren Finanzbedarf von 255.000 Euro ab Februar zeigten. Die CDU-Fraktion wollte sich zu der aktuellen Vorlage erst nach ihrer Fraktionssitzung am Montag, 9. Dezember, äußern.

Überdies schlägt die Gemeindeverwaltung vor, einen Aufsichtsrat zu installieren. Aufgabe von Aufsichtsräten ist es, die Geschäftsführung zu überwachen. MVZ-Geschäftsführerin Gabriele Dostal werde an der Ratssitzung am 11. Dezember teilnehmen, sagte Hecker. Die CDU hatte ein Sanierungskonzept ohne die bisherige Beratungsfirma gefordert. Das findet sich in der Vorlage allerdings nicht wieder.

Daneben weist Hecker auf die Überlegungen von Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hin, MVZ im Land finanziell zu fördern. Das sei für ihn ein &bdquo;eindeutiges Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Hecker. Für solch eine Förderung habe er sich auch bei einer Expertenanhörung des Gesundheitsausschusses des Landtags Ende Oktober in Düsseldorf starkgemacht. &bdquo;Es kann nicht sein, dass die Kommunen damit alleingelassen werden.“

1447 Patienten im MVZ Einen Einblick in die Arbeit des MVZ hatten die beiden Ärzte Imola Kalló und Frank Norrenbrock am Dienstag im Sozialausschuss gegeben. Inzwischen habe das MVZ 1447 Patienten, &bdquo;die sich entschieden haben, uns als Hausarzt zu nehmen“, wie Norrenbrock sagte. Der Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie und die Allgemeinmedizinerin als leitende Ärztin arbeiten mit einem fünfköpfigen Mitarbeiter-Team – und hatten einen Start unter erschwerten Bedingungen.

So habe er im April kein Telefon gehabt, erinnerte sich Norrenbrock. &bdquo;Erst ab dem 1. Mai konnten wir richtig arbeiten.“ Die Praxis bietet Haus-und Heimbesuche an, es gibt Senioren-, Familien- und Ernährungsberatung in den Räumen. Immer mehr Patienten kehren nach dem Tod von Dr. Michael Rossknecht zurück, so Norrenbrock. Sie waren bei anderen Ärzten in Dörentrup, Vlotho oder Bad Oeynhausen untergekommen. Es gebe aber auch Patienten, die mehr als zwei Jahre keine ärztliche Versorgung hatten.

Auch Patienten aus Lemgo seien darunter, die in der alten Hansestadt keinen Hausarzt gefunden hätten – genauso wie die Patienten von Dr. Brigitte Scherzer, die ihre Praxis in Lemgo vor wenigen Tagen aufgegeben hat. &bdquo;Das Angebot des MVZ steht, alle zu übernehmen.“ Bis Anfang Dezember wechselten 102 Patienten von Dr. Scherzer zum MVZ.

Die bisherigen Behandlungszahlen seien für zwei Ärzte &bdquo;nicht fundamental viel“, sagte Norrenbrock. Zu zweit ließen sich 2500 Patienten pro Quartal versorgen. Zum Januar wird Kinderärztin Janine Tölle mit einer halben Stelle das MVZ-Team ergänzen. Bislang sind nach Heckers Worten 150 Kinder angemeldet.

Alles zum Thema MVZ Kalletal lesen auf unserer Schwerpunktseite. Diese finden Sie hier .

MVZ Kalletal braucht weitere 300.000 Euro von der Gemeinde – so könnte es weitergehen

Hecker: Darum ist das MVZ Kalletal ein Gewinn für die medizinische Versorgung

MVZ Kalletal: Knappe Mehrheit für Finanzspritze

Hausarzt-Notstand in OWL: Wie eine kleine Gemeinde das Problem selbst löst

Das sind die Ärzte für das MVZ Kalletal

Das ist das neue Team im MVZ Kalletal - Praxisbetrieb startet eventuell später

Mitarbeiter des MVZ Kalletal stellen ihre Arbeit vor

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus