Die Bundesstraße 238 bestimmt das Tempo in Dalbke

Kalletal-Hohenhausen. Sigrid Schnülle lebt seit 1949 in Dalbke. Die Rentnerin kann sich an so ziemlich alles erinnern. &bdquo;Als Kalletal noch 4925 als Postleitzahl hatte, der Tierpark noch eine Attraktion in der Region war und auf der Bundesstraße vor meinem Haus noch kein Tempo 50 vorgeschrieben war“, sagt Schnülle.

Margarete Klemme ist sieben Jahre jünger und betreibt mit der Familie einen Hofladen in Dalbke. Die Abfahrt zu ihrem Grundstück liegt genau in der einen bekannten Kurve. Und die hat in Dalbke wahrscheinlich die spektakulärste Vergangenheit. Schnülle und Klemme unisono: &bdquo;Früher lag hier jede Woche ein Auto im Graben“Klemme und Schnülle gehören quasi zum Inventar der kleinen Siedlung zwischen Hohenhausen und Langenholzhausen. Eine Siedlung, die viel Platz hat, in allen Häusern zusammen aber nur 22 Menschen beheimatet.

Radwege sind eine Story für sich Links und rechts der Bundesstraße ist es auch eine Gegend, die von Bächen umzingelt ist. Klemme: &bdquo;Hier fließen die Westerkalle, der Bentorfer Bach und die Hegerbeke.“ Bäche hat man also vor der Tür, einen Radweg hingegen sucht der Biker vergebens. Radwege sind im Kalletal eine Story für sich. Von Bavenhausen Richtung Lemgo wurde 2022 ein Teilstück eingeweiht, von Elfenborn bis Langenholzhausen gibt es auch einen Radweg. Die Strecke vor und hinter Dalbke muss ohne auskommen. &bdquo;Wenn Radfahrer hier fahren, dann biegen sie unterwegs, also kurz vor Faulensiek, in den Wald ab. Die kommen hinter meinem Haus wieder raus. Aber da liegen ab und an auch mal Bäume quer.

“Spektakulärer als die Bundesstraße ohne Radweg ist allenfalls der frühere Tierpark. Um den ranken sich diverse Geschichten und die älteren Lipper werden sich fraglos an den Start in den 70er Jahren erinnern. Immerhin holte der Tierpark-Gründer und Hausarzt Heinrich Stocksmeier damals sogar Affen und Tiger nach Dalbke. Die 76-jährige Sigrid Schnülle erinnert sich in jedem Fall: &bdquo;Auf dem Gelände sollte eigentlich eine Seniorenresidenz entstehen. Ganz früher war es mal eine Mühle, kurzfristig auch eine Näherei.

Mitte der 90er Jahre endete die Ära des Tierparks Als Stocksmeier keine Genehmigung für das Altenheim erhielt, kam ihm wohl die Idee mit dem Tierpark.“ An sonnigen Wochenenden, so Klemme und Schnülle, hätten die Autos weit über den Parkplatz hinaus Dalbke &bdquo;verstopft“. Klemme: &bdquo;Mitte der 90er Jahren endete die Ära des Tierparks.“ Entlaufene Affen und entflogene Papageien blieben in Erinnerung. Nachfolger Dr. Neumann etablierte später noch einmal eine Wolfsschule auf dem Tierpark-Areal. Heute allerdings wird das Gebäude nur zu Wohnzwecken genutzt. Direkt auf der Wiese davor hat die Familie Kruse mittlerweile Pferde und Ponys stehen.

Was heute zu Dalbke gehört wie früher der Tierpark, ist fraglos der Hofladen der Klemmes. Der besteht seit mehr als 30 Jahren. Margarete Klemme, groß geworden auf einem Hof im Auetal, hatte nach Dalbke geheiratet und mit Eiern und Wurst angefangen. Sie arbeitete früher als Küchenchefin in einer Senioreneinrichtung und hat die Produktpalette im Hofladen längst um Brote oder Fertiggerichte erweitert. Wer auf das Hofgelände fährt, sollte immer die Gänse und Hühner im Blick haben, die frei durch die Gegend laufen.

Der Fuchs holt die Hühner Die Autos im Schritttempo, so Klemme, seien aber nicht die echten Feinde der Zweibeiner. &bdquo;Rund um Dalbke sind Füchse unterwegs. An die verliere ich pro Jahr mehr Hühner als an die Autos.“ Bekannt geworden ist Dalbke vor Jahren auch durch das Mohnfeld von Sohn Werner Klemme. &bdquo;Da haben uns die Naturtouristen hier alles zugeparkt und sind im Dutzend hinter meinem Haus zum Feld gewandert.

“Bliebe noch ein Blick auf die Errungenschaften der Moderne, die natürlich auch in Dalbke nicht außen vor bleiben. &bdquo;Das Internet ist okay, auch wenn die leeren Glasfaserrohre hier noch nicht befüllt wurden. Die Post kommt pünktlich und der Lärm der Motorradfahrer ist längst nicht so dramatisch wie im Nachbardorf Heidelbeck“, meinen Schnülle wie Klemme. Was vielleicht ein wenig auf der Strecke geblieben sei - die Sozialgemeinschaft in und um Dalbke. Schnülle: &bdquo;Man besucht sich mal, sicher, aber wir stellen keinen Weihnachtsbaum auf, veranstalten kein Sommerfest und jeder geht von Dalbke aus seiner Wege. Klemme abschließend: &bdquo;Die einen orientieren sich Richtung Hohenhausen und Lemgo, andere finden Rinteln genauso attraktiv.“

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