In Osterhagen wohnen nur 27 Menschen - und ganz viele Tiere

Kalletal-Osterhagen. Osterhagen ist ein U. Ein liegendes U. Wenn man es mal verkehrstechnisch sieht. Der kleine Ort zwischen dem Windmühlendorf Bavenhausen und dem Bergdorf Talle liegt in einer Senke und ist heute die Heimat für 27 Menschen.

Schaut man in die Geschichtsbücher, taucht 1968 sogar ein Bürgermeister auf: Herr Pohl. Alles lange her: Heute ist die Gemarkung vor allem durch den für Wanderer interessanten Wichtelsteig bekannt. Und durch jede Menge Tiere.

Auf sechs Höfen leben viele Tiere Tiere? Osterhagen kann mit Ziegen, Schafen, Mini-Schweinen, Katzen, Hunden, Hühnern, Gänsen, Enten, Kaninchen, Meerschweinchen, Pferden, 97 Mutterkühen und 750 Ferkeln aufwarten. Die Zwei- und Vierbeiner laufen allerdings nicht durch das oben genannte U. Sie gehören zu sechs Höfen. Anette Stocksmeier klärt über die Ferkelmenge auf: &bdquo;Wir betreiben Landwirtschaft und ein Standbein ist die Ferkelaufzucht. Nach zehn Wochen verlassen die Tiere unseren Hof wieder.“

Die große Gruppe der anderen Tiere hat beispielsweise eine Heimat auf den Höfen Meierkord und Stock. Sabine Stock betreibt bereits seit Jahren einen Bauernhof, den sie als Lernort für Kinder und Erwachsene etablieren konnte. Regelmäßig kommen Schulklassen zu Besuch und erleben die &bdquo;echte Ente“, nicht die aus dem Buch. Und damit die ganze Osterhagen-Tier-Story noch ein I-Tüpfelchen bekommt, hat sich mit Jenny Wehage noch eine Hunde-Trainerin im Hagen - die entscheidende Straße in Osterhagen - eine Heimat aufgebaut. Wehages Business sind die Personenspürhunde, die lernen sollen, eine Spur zu verfolgen. &bdquo;Beispielsweise, wenn ein Bewohner aus dem Altenheim vermisst wird“, erklärt Wehage.

Ex-Kanzler Schröder hat lange in Osterhagen gewohnt An Tieren mangelt es also nicht. Was die Menge an Menschen angeht, sticht ein sehr bekannter Politiker natürlich heraus. Allerdings wurde die Story schon 100 Mal erzählt. Ex-Kanzler Gerhard Schröder hat mal in Osterhagen gelebt. Kam aus Mossenberg und Bexterhagen ins Kalletal. Überregionale Medien haben gerade Ende der 90er Jahre, als Schröder schon erfolgreich in Niedersachsen war, alles rund um &bdquo;Acker und den Fußballplatz“ in Talle kurz und klein geschrieben. Sabine Stock erzählt aus der Hofchronik: &bdquo;Schröder hat hier in seiner Kindheit zwischen 8 und 14 Jahren gelebt. Er zog später die paar hundert Meter nach Talle um. Diverse TV-Sender sind hier damals mit ihren Wagen vorgefahren, als er Kanzler wurde und haben die Idylle gefilmt.“

Anette Stocksmeier, früher Lehrerin am Lüttfeld-Berufskolleg in Lemgo, fand in den Geschichtsbüchern noch eine Information, die weit über den Ex-Prominenten Schröder hinaus geht. Historisch betrachtet. &bdquo;Osterhagen wurde 1333 erstmals im Westfälischen Ortsnamenarchiv erwähnt.“ Die lange Vergangenheit ändert nichts daran, dass die Siedlung längst in der Moderne angekommen ist. Man hat eine Dorf-What´s-App-Gruppe gegründet, wo alle Bewohner sich auf kurzem Wege mit allen wichtigen Infos schnell erreichen können; beispielsweise wenn mal wieder die Telefonleitungen abgerissen sind. Was, so die &bdquo;Einheimischen“, einmal im Jahr zu beklagen sei.

Jeder Hof hat einen eigenen Brunnen Absolut individuell gestaltet sich in Osterhagen übrigens die Wasserversorgung. Der kleine Ort ist nicht am Netz. &bdquo;Jeder Hof hat einen eigenen Brunnen“, sagt Sabine Stock. &bdquo;Teilweise wurde bis zu 60 Meter gebohrt“, ergänzt Anette Stocksmeier. Pumpen liefern also Wasser; fällt der Strom in Osterhagen aus, wird es eng. Dann muss das Notstromaggregat seinen Job machen. Überflüssig zu erwähnen: Auch ans Kanalnetz sind die Höfe in Osterhagen nicht angeschlossen.

Etwas &bdquo;mager“ sei, so Stocksmeier, bisweilen die Post unterwegs. Der gelbe Wagen komme nicht unbedingt täglich. Man merke es daran, dass das Landwirtschaftliche Wochenblatt nicht immer am Erscheinungstag im Briefkasten liege. Dafür rücken viele Kalletaler am so genannten Walderlebnistag auf dem Hof von Sabine Stock einmal im Jahr zuhauf an. &bdquo;Dann kommen Kinder von Schulen und Kitas, die Volkshochschule ist mit an Bord, Großeltern begleiten ihre Enkelkinder, der Eiswagen aus Varenholz steht auf dem Hof, es ist dann einfach eine Menge los in Osterhagen“, erklärt Stock.

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