Gemeinde Kalletal legt mögliche Pläne für Gebäude der Ziegelei Bergmann vor

Kalletal-Hohenhausen. Allerorten häufen sich die Meldungen: Menschen sind auf der Suche nach einem Haus-, Kinder-, oder Facharzt. Die Praxen sind voll, oft werden keine neuen Patienten und Patientinnen mehr aufgenommen. Die Folge: weite Fahrten, lange Wartezeiten und jede Menge Stress. In ländlichen Regionen sind die Probleme oft noch gravierender. Wenn hier Ärzte oder Ärztinnen in den Ruhestand gehen, gibt es oftmals keine Nachfolge. Auch die Gemeinde Kalletal muss sich über lang oder kurz damit beschäftigen, gegen eine Unterversorgung anzugehen. Das tut sie. Und will gleichzeitig auch einem drohenden Leerstand vorbeugen.

Hintergrund des Projektes "Lokales Gesundheitszentrum Nordlippe", das Bürgermeister Mario Hecker in der jüngsten Ratssitzung vorgestellt hat, ist die Tatsache, dass die Ziegelei Bergmann in Hohenhausen vor einiger Zeit ihre Produktion eingestellt hatte . Grund dafür sei laut Hecker unter anderem, dass der Energieversorger des Unternehmens Insolvenz angemeldet habe, es kaum möglich sei, einen neuen Anbieter zu finden. Zudem wurde im vergangenen Jahr die KfW-Förderung für energieeffiziente Gebäude gestoppt, die Bereitschaft, zu bauen sei daraufhin gesunken. Bei den Überlegungen, was künftig mit dem Gelände, das aus einem Wohnhaus, einem Büro- und einem Produktionsgebäude besteht, passieren soll, sei die Idee entstanden, den Bürokomplex in ein Gesundheitszentrum umzubauen, so der Bürgermeister.

Räumliche Gegebenheiten passen "Der Versorgungsauftrag liegt grundsätzlich bei der Kassenärztlichen Vereinigung", sagt der Bürgermeister. Insbesondere der Tod eines Hohenhauser Allgemeinmediziners und die damit verbundene Praxisschließung im Frühjahr habe der Gemeinde aber vor Augen geführt, wie überlastet die vorhandenen Praxen bereits sind und dass auch sie selbst aktiv werden müsse. Auch der kommunale Entwicklungsbeirat, der in diesem Jahr bereits drei Mal getagt hat, habe es sich zur Aufgabe gemacht, eine Empfehlung zu erarbeiten, wie die Gesundheitsversorgung im Kalletal verbessert und auch zukünftig gesichert werden kann.

Die räumlichen Bedingungen im ehemaligen Bürogebäude passen laut Hecker jedenfalls: "Das Gebäude hat vier Etagen, ist aber barrierefrei und mit einem Fahrstuhl ausgestattet und verfügt über genügend Parkplätze." Alle Möglichkeiten seien selbstverständlich in Abstimmung mit den Unternehmensinhabern erfolgt, das auch künftig Eigentümer der Gebäude bleiben sollen. "Zudem waren Frau Dr. Ahaus als Leiterin des Gesundheitsamtes und Frau Petersmeier vom Projekt 'guLIP- Gesundes Land Lippe' vor Ort und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Gesundheitszentrum dort durchaus vorstellbar ist", sagte Mario Hecker weiter. Auch die KVWL habe ihre Unterstützung signalisiert.

Unterstützung bei Marketing und Konzept Ganz so schnell und unkompliziert geht es aber selbstverständlich nicht. Auch wenn die Gemeinde bereits Positives vermelden kann. Innerhalb des "UrbanLand OWL" werden Projektpartner für fünf verschiedene Projektfamilien gesucht, in denen Modellansätze aus der Regionale bedarfsgerecht und lokal angewendet werden. Kalletal hatte sich für die Familie "Lokale Daseinsvorsorge" beworben und mit dem Plan für ein Gesundheitszentrum kürzlich den Zuschlag bekommen.

Dadurch bekommt die Gemeinde nun Unterstützung für die Entwicklung eines Konzeptes und für ihr Marketing - in Form eines Dienstleisters, dessen Arbeit anteilig durch Fördergelder bezahlt wird. Immerhin müssen sich auch Mediziner und Medizinerinnen finden, die Interesse haben, nach Kalletal zu kommen. "In der Sitzung im Dezember werden dem Rat diese Ergebnisse und die des Entwicklungsbeirates dann vorgestellt", erklärt Hecker weiter. Zuvor würden selbstverständlich auch die Fachausschüsse beteiligt.

Letztlich muss die Politik dann entscheiden, ob und wie sich ein solches Projekt realisieren lässt, ob dieses beispielsweise als Gesellschaft organisiert werden soll. Bisher ist schließlich auch noch unklar, ob sich irgendwann mehrere Praxen oder eine Gemeinschaftspraxis im Gebäude ansiedeln. "Da stehen wir natürlich noch am Anfang", resümiert Mario Hecker. Die Verwaltung habe die strategische Vorbereitung übernommen, alles weitere müsse dann politisch diskutiert werden. Wie es mit der Produktionsstätte der Ziegelei weitergeht, konnte Hecker unterdessen nicht beantworten. Das Projekt Gesundheitszentrum bezieht sich ausschließlich auf das Bürogebäude.

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