Kalletalerin ist die vermutlich jüngste Dachdeckermeisterin in Deutschland

Kalletal. Bei Wind und Wetter rauf aufs Dach, Ziegel und Schiefersteine schleppen oder Dachkonstruktionen zurecht sägen. Wer da sagt: "Das ist doch ein Job für einen Mann," dem beweist Fabienne Ellermeier das Gegenteil. Mit 21 Jahren ist die Kalletalerin laut Handwerkskammer vermutlich eine der jüngsten Dachdeckermeisterinnen Deutschlands. Angestellt im Betrieb ihres Vaters Andreas Ellermeier, steht sie jeden Tag auf den Dächern im Kreisgebiet "ihre Frau" und beweist nicht nur, dass auch das weibliche Geschlecht sehr wohl anpacken kann, sondern auch dass das Alter beim Erreichen der beruflichen Ziele keine Rolle spielen muss.

Dass die 21-Jährige mal in die Fußstapfen von Vater und Opa treten wird, sei dabei übrigens gar nicht immer klar gewesen. Als der Schulabschluss näher rückte, hätten sich zwei Freundinnen für die Erzieherinnenausbildung bei der Stiftung Eben-Ezer entschieden. "Ich habe dann einfach gesagt 'Okay, dann mache ich das jetzt auch' und habe einen Tag der offenen Tür dort besucht", erzählt die Kalletalerin weiter. Überzeugt habe sie das allerdings nicht.

Mehrfach habe sie zuvor schon im Betrieb des Vaters ausgeholfen. Der wiederum habe sie irgendwann doch gefragt, ob sie nicht etwas Handwerkliches lernen möchte. Ihre Ausbildung zur Dachdeckerin habe sie allerdings nicht im Familienbetrieb, sondern in einem großen Betrieb in Bad Salzuflen absolviert. Auch ein Praktikum habe vorher schon das Interesse am Beruf geweckt.

"Im zweiten Ausbildungsjahr habe ich mich dann für die Meisterschule angemeldet", erzählt Fabienne Ellermeier. Die hat sie kürzlich abgeschlossen und kümmert sich nun tagtäglich um die Wünsche ihrer Kunden und Kundinnen. Neben einem Gesellen, kann sich das Vater-Tochter-Gespann ab August übrigens auch auf einen Auszubildenden freuen. Den ersten, der bei Ellermeiers zum Dachdecker ausgebildet wird.

"Handwerk wird oft schlecht schlechtgeredet" Und was erwartet Dachdecker- und Dachdeckerinnen in ihrem Berufsalltag? Für Fabienne Ellermeier beginnt der Tag morgens an der firmeneigenen Lagerhalle in Hohenhausen. Von dort aus geht es mit dem gepackten Bulli zur aktuellen Baustelle. Neben den handwerklichen Arbeiten gehören selbstverständlich auch Beratungen und Kundengespräche zum Job. Nach getaner Arbeit geht es zurück nach Hohenhausen, die Halle aufräumen, den Bulli ausräumen und Vorbereitungen für den nächsten Tag treffen. Ein straffer Zeitplan. Doch die 21-Jährige kann ihrem Beruf viel Gutes abgewinnen.

"Das Handwerk wird oft schlechtgeredet aber man ist immer an der frischen Luft und sieht am Ende des Tages, was man geschafft hat." Auch den Kontakt zu den Kunden und Kundinnen empfinde sie als bereichernd. "Und man braucht kein Fitnessstudio mehr", scherzt die frischgebackene Meisterin. Eines müsse man aber sein: schwindelfrei.

Glückwünsche gab es übrigens auch von Bürgermeister Mario Hecker. "Eine beachtliche Leistung, die den Respekt von Rat und Verwaltung der Gemeinde Kalletal genießt", schreibt der in einer Pressemitteilung an die LZ. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Dieter Hartwig hatte Hecker Fabienne Ellermeier und ihre Eltern persönlich aufgesucht, um zu gratulieren. Und auch bei Familie Ellermeier ist die Freude groß. Denn mit Tochter Fabienne ist auch die Unternehmensnachfolge gesichert.

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