Ab August fährt ein neuer Bürgerbus durch Kalletal

Kalletal. Die Bahn weit weg, der Bus kommt nicht zwingend jede Stunde: Abseits der Städte geht ohne Auto oft nichts und das neue 49-Euro-Tickt hilft einem im Kalletal nicht sonderlich. Dort fährt aber der Bürgerbus. Die LZ sprach mit Reinhold Rieger, Vorsitzender des Bürgerbus-Vereins, über den Nahverkehr der Gegenwart. Und die Perspektiven der Zukunft.

Herr Rieger, in Großstädten kommen viele Menschen zunehmend ohne eigenes Auto zurecht, doch auf dem Land sind Pkw oft unverzichtbar. Wie würden Sie den Anspruch durch ihr Angebot - den Bürgerbus - formulieren?

Reinhold Rieger: Jeder im Kalletal, der ohne Auto zum Einkauf, zum Arzt oder zur Apotheke möchte, sollte durch uns eine Perspektive haben. Natürlich ist unser Zielpublikum nur ein sehr geringer Teil der Bevölkerung. Aber es sind insbesondere die Menschen, die sonst kaum eine andere Möglichkeit haben; unter anderem ältere Mitbürger, Behinderte oder Flüchtlinge, aber auch Kinder nach der OGS-Zeit in der Grundschule.

Gibt es eine Art &bdquo;Mittelpunkt“ im Flächenstaat Kalletal?

Rieger: Hohenhausen ist das Drehkreuz. Und weil wir Fahrpläne immer mal wieder angepasst haben, muss jemand aus Tevenhausen, um ein Beispiel zu nennen, mittlerweile nicht mehr die große Runde fahren, um nach Hohenhausen zu kommen.

Neben der Standardroute gibt es Bedarfsfahrten, für die man erst mal anrufen muss ...

Rieger: Ja, auf der so genannten Jacobi-Linie, im Fahrplan hellblau hinterlegt, ist das so. Drei der elf Fahrten sind also nur telefonisch buchbar. Dafür sollte man eine Stunde vorher in der Info-Thek anrufen.

Haben sich die Kalletaler an diesen Service gewöhnt?

Rieger: Naja, Fahrplanänderungen brauchen in der Regel ein paar Monate bis die Kunden es verinnerlicht haben.

Kann es sein, dass allein wegen des Mangels an Busfahrern und der wirtschaftlichen Lage der Bürgerbus ähnliche Probleme bekommt wie Speditionen oder Busunternehmer?

Rieger: Derzeit haben wir 25 Männer und zwei Frauen im Team, die ehrenamtlich den Bürgerbus fahren. Die bekommen nur ein kleines Kilometer-Geld für ihre Anreise zum Standort. Einmal im Monat ist zudem eine Fahrerversammlung, bei der die Einsatzpläne aktualisiert werden und auch mal Fahrten getauscht werden können. Bislang sieht es so aus, als kämen wir an diesen Mangel-Thema vorbei. Wir machen allerdings auch laufend Werbung, wenn wir Nachwuchs brauchen. Überwiegend fahren Rentner. Und das rund drei Stunden je Einsatz, und das zwei bis drei Mal im Monat.

Kommen wir mal zu den Perspektiven ihres Vereins. Wie abhängig sind sie vom Linienverkehr?

Rieger: Wir haben ihn stets im Blick, damit Anschlüsse erreicht werden. Der Bürgerbus gondelt also nicht durchs Kalletal, wir fahren zügig, damit Menschen in Hohenhausen beispielsweise einen Linienbus bekommen. Speziell sprechen wir von der Nord-Süd-Achse zwischen Rinteln und Lemgo. Was viele nicht wissen: Acht Mal fährt der Linienbus aus Lemgo werktags ab Langenholzhausen über Varenholz und Stemmen bis Rinteln.

Gibt das Stress mit Taxi-Unternehmen?

Rieger: Nein, bisher nicht. Das Angebot der Taxi-Unternehmer im Kalletal ist überschaubar.

Den Bürgerbus gibt es nun bereits seit mehr als drei Jahrzehnten. Im Grunde ein Erfolgsmodell

Rieger: Ja, wir waren in Ostwestfalen-Lippe die ersten mit einem Bürgerbus. Nach uns kamen Espelkamp und Bad Driburg. Der jüngste Bürgerbus-Verein ist in diesem Jahr in Langenberg, Kreis Gütersloh, entstanden.

Was wird sich im Kalletal in diesem Jahr noch ändern?

Rieger: Ende August bekommen wir ein neues Fahrzeug. Der Mercedes, der vom Land zu 70 Prozent gefördert wird - die Gemeinde zahlt den Rest - wurde gerade von einem holländischen Unternehmer umgebaut. Er muss behindertengerecht tiefer gelegt werden, erhält eine Rampe, ein Zielschild kommt vorne sichtbar an den Bus. Es ist natürlich wieder ein Acht-Sitzer plus Fahrer.

Elektro-Antrieb oder noch einmal ein Diesel?

Rieger: Diesel. Wir haben Elektro als Alternative geprüft, aber im Kalletal passt das wegen der Reichweite nicht. Der jetzige Bus ist sieben Jahre alt und hat rund 260.000 Kilometer hinter sich. Im münsterländischen Emsdetten fährt derzeit der einzige E-Bus für einen Bürgerbus-Verein in NRW.

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