So möchte eine 31-Jährige beim Ankommen in Kalletal unterstützen

Kalletal/Bielefeld. Wer selbst keinen entsprechenden familiären Hintergrund hat, wird wohl nur schwer nachvollziehen können, vor welchen Herausforderungen Geflüchtete stehen, wenn sie in einer neuen Heimat ankommen. Umso wichtiger ist es, Menschen und Institutionen an der Seite zu haben, die all die Fragen beantworten können, die mit Rat und Tat zur Seite stehen und die die richtigen Informationen parat haben.

Als eine von fünf Kommunen in Deutschland hat die Gemeinde Kalletal den Zuschlag für das Projekt &bdquo;Integrationsmacher:innen - Integration durch Zusammenarbeit“, das von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert wird, bekommen, in dessen Rahmen eine App entstehen soll, die die kommunale Integrationsarbeit erleichtern und modernisieren soll. Die Leitung des Projektes &bdquo;Integration Onboarding App“ hat Dewah Bawari inne. Die Familie der 31-Jährigen ist in den 90er Jahren selbst vor dem Krieg in Afghanistan geflüchtet, die Wahl-Bielefelderin weiß also genau, welche Hilfen und Unterstützung Geflüchtete benötigen.

Projekt läuft sechs Monate Für die Gemeinde ist es ein wahrer Glücksgriff, jemanden für diese Stelle gefunden zu haben, sagte Bürgermeister Mario Hecker in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Soziale und öffentliche Einrichtungen. Man habe gar nicht damit gerechnet, jemanden zu finden, der den speziellen Anforderungen für dieses Projekt gerecht wird. Denn neben den inhaltlichen Komponenten kümmert sich Dewah Bawari auch um das Design der App und bringt auch dafür die benötigte Expertise mit.

Die 31-Jährige hat an der Hochschule in Bielefeld Grafik- und Kommunikationsdesign studiert, interdisziplinär aber auch viele andere Kurse wie Fotografie besucht und anschließend eine Weiterbildung zur &bdquo;User Experience“ und &bdquo;User Interface“-Designerin absolviert. Zuvor hatte sie ihr Abitur in Oerlinghausen gemacht, ist in Leopoldshöhe zur Grundschule gegangen und hat bis vor kurzem noch freiberuflich gearbeitet. Angestellt ist sie jetzt bei der &bdquo;Lokalprojekte“-gGmbH und steht der Gemeinde für sechs Monate als externe Expertin zur Seite. Das Projekt läuft nämlich noch bis Ende März 2024.

Ab dann soll eine App zur Verfügung stehen, die für alle Endgeräte heruntergeladen werden kann und die in verschiedenen Sprachen geflüchteten Menschen Hilfe und Orientierung bietet. &bdquo;Bisher sind Deutsch, Englisch, Russisch, Ukrainisch und Arabisch geplant“, sagt Dewah Bawari. Es könnten aber noch weitere hinzukommen.

&bdquo;Nicht in Stereotypen denken“ Welche Infos und Hilfestellungen in der App zu finden sein werden, stehe unterdessen noch nicht fest, erzählt die 31-Jährige. Denn die Gespräche mit potenziellen Nutzern stünden momentan noch aus. &bdquo;Da möchte ich völlig unvoreingenommen herangehen und nicht in Stereotypen denken“, erklärt Bawari. Ins Gespräch sei sie aber schon mit den örtlichen Vereinen, Initiativen, Behörden und der Verwaltung gekommen, hat sich in den ersten eineinhalb Monaten täglich vor Ort einen Eindruck von der dortigen Integrationsarbeit verschafft und sich vernetzt. &bdquo;Wir können nur gemeinsam etwas erreichen“, ist Dewah Bawari überzeugt und berichtet von vielen konstruktiven und tollen Gesprächen.

Der Zeitplan, in sechs Monaten eine App auf die Beine zu stellen, sei zwar &bdquo;durchaus sportlich, aber machbar“, sagt die Projektmanagerin. Dafür sei es aber wichtig, den Ablauf zu priorisieren und einen Projektplan auszuarbeiten. Immerhin soll am Ende eine App entstanden sein, die auch nachhaltig genutzt wird. &bdquo;Infozettel können auch mal verloren gehen“, sagt Dewah Bawari. &bdquo;Wenn das Ganze online abrufbar ist, können Informationen immer wieder hervorgeholt werden“, nennt sie einen der Vorteile.

Wenn der Prototyp fertig ist, soll dieser vor Ort getestet werden. &bdquo;Dann geht es zum Beispiel darum zu gucken, ob die Schrift noch mal geändert werden muss oder ob Knöpfe noch größer gemacht werden müssen“, erklärt Bawari. Der Feinschliff sozusagen.

Neben der Gemeinde Kalletal sind auch der Burgenlandkreis, die Stadt Torgau, die Hansestadt Stralsund und die Stadt Pforzheim im Projekt &bdquo;Integrationsmacher:innen“ dabei. Den &bdquo;Machern“ und &bdquo;Macherinnen“ steht jeweils ein Experte zur Seite, in Kalletal ist das Andea Batzer, Fachbereichsleiterin Ordnung und Soziales. Alle Projekte werden nach dem Abschluss im März 2024 öffentlich vorgestellt.

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