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Kommentar

Meinung: Die Bezahlkarte für Geflüchtete ist ein Symbol des Misstrauens

Kalletal. Wer in Deutschland Asyl beantragt, soll künftig nicht mehr das gesamte staatliche Geld bar ausgezahlt bekommen, sondern einen Teil über eine sogenannte Bezahlkarte erhalten. Auch in Kalletal stand die Karte zur Debatte – vorerst hat sich die Politik aber dagegen entschieden. LZ-Volontärin Chiara Wibbeke findet: Die Entscheidung war richtig, denn die Bezahlkarte sendet ein Signal des Misstrauens.

Befürworter argumentieren, die Karte sorge für mehr Ordnung und ermögliche im Ausnahmefall auch zusätzliche Barauszahlungen. Doch wann liegt ein Ausnahmefall vor? Wie schnell und unbürokratisch läuft das in der Praxis ab? Menschen in einer ohnehin angespannten Lebenslage sollen plötzlich um das bitten müssen, was für alle anderen selbstverständlich ist: Bargeld, um dort einkaufen zu können, wo es am günstigsten ist – etwa auf Flohmärkten oder bei Kleinanzeigen.

Wer als Geflüchteter in ein neues Land kommt, braucht nicht nur materielle Unterstützung, sondern auch das Gefühl, willkommen zu sein und sich in die Gesellschaft integrieren zu können. Durch gezielte Programme, Sprachkurse und Integration in den Arbeitsmarkt könnte Vertrauen aufgebaut werden.

Stattdessen stellt die Bezahlkarte Geflüchtete unter Generalverdacht. Sie signalisiert: „Wir trauen euch nicht zu, mit Geld umzugehen.“ Das führt nur zu einer weiteren Entfremdung von der Gesellschaft und verstärkt das Gefühl, dass Geflüchtete nicht als gleichwertige Mitglieder behandelt werden. Statt Geflüchteten durch die Bezahlkarte zu misstrauen, braucht es Maßnahmen, die Integration erleichtern – nicht erschweren.

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