Was das Dorf Stemmen für Schalke-Fan Heinrich Wischnewski ausmacht

Kalletal-Stemmen. Wer in Stemmen an der Weserstraße auf das Haus mit der Nummer 14 zufährt, sollte Schalke-Fan sein. Denn nur diese Zielgruppe darf hier vor dem Garagentor parken. Wer das festgelegt hat? Heinrich Wischnewski. Der 67-Jährige ist 1983 ins Kalletal gekommen, wechselte mit seiner Frau und den zwei Kindern mal eben das ganze Umfeld - von Gelsenkirchen in einer 3,5-Zimmer-Wohnung an die Weserstraße. Im Ordnungsamt der Gemeindeverwaltung fand er einen neuen Job und heute kümmert er sich in Stemmen um viele Dinge - vor allem um die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und die SPD.

Wischnewski hatte auf Schalke nie eine Dauerkarte, saß als Kind aber in der Glückauf-Kampfbahn auf der Mauer. Das legendäre Stadion wurde 1927 auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Consolidation errichtet. Bis zum Bau des Parkstadions 1973 diente die Kampfbahn als Heimspielstätte des FC Schalke 04. Den Niedergang der Schalker hat der Neu-Kalletaler also immer mal wieder miterlebt.

Viel Verkehr In Stemmen hat er nun weniger Stadionlärm, dafür die Kieslaster auf der Landesstraße 781 direkt vor der Tür. &bdquo;Man gewöhnt sich an die Geräuschkulisse“, sagt der Mann aus dem Ruhrpott. Anfangs sei es schwierig gewesen, neben den Kieslastern kesselten auch die Wagen von Aldi (Rinteln) und dem Getränke-Giganten Wesergold durch das beschauliche Dorf. Wischnewski meint: &bdquo;Durch die Umgehung in Langenholzhausen fahren zumindest einige längst über Kalldorf zur Autobahn in Exter.“ Und außerdem habe er irgendwann mal Schallschutzfenster im Haus einbauen lassen.

Stemmen ist also nicht nur die Landstraße zwischen Rinteln und Vlotho, das Dorf bietet viele Gesichter, die sich allerdings immer weiter verändert haben: Mit der Ansiedelung des Weserfreizeitzentrums kamen die Touristen, mit der Fusion der Fußballer aus Stemmen, Varenholz, Langenholzhausen und Heidelbeck ging ein Stück der Tradition im Ort verloren. Der Sportplatz, in Rufweite von der Weserstraße entfernt, ist aber &bdquo;gut in Schuss“, denn, so Wischnewski, der Verein habe sich im Freizeitsport neu aufgestellt und sogar Mitglieder dazugewonnen.

Schlechte ÖPNV-Anbindung Was dem SuS in Stemmen gelang, schafften die Parteien so gar nicht. Wischnewski selbst ist Vorsitzender im SPD-Ortsverein, an der Tür hängt sogar ein Schild, das Auskunft darüber gibt, dass man hier bei den Genossen klingelt. &bdquo;Wir waren mal viel mehr, heute sind 21 Menschen noch in der SPD hier im Ort.“ Ein ähnliches Bild zeichnet der 67-Jährige von der AWO, traditionell eine &bdquo;Schwesterorganisation“ der Sozialdemokraten. Auch hier habe man &bdquo;Federn gelassen“. Die AWO hat noch 35 Mitglieder, es waren in der Spitze mal 120.

Was ist Stemmen also 2024, was ist es nicht mehr? &bdquo;Die Orientierung, schaut man mal auf das Einkaufsverhalten, geht Richtung Rinteln, aber das war schon immer so. Beim ÖPNV muss man kritisch sehen, dass die Stemmer ganz gut mit dem Bus nach Rinteln kommen, aber weniger gut in die lippischen Metropolen wie Lemgo oder Detmold. Wer als junge Mutter in Stemmen ein Kind bekommt, muss sich zeitig Gedanken machen, ob es in Minden, Vehlen oder Detmold zur Welt kommen soll.“ Die Kreißsaaldichte an der Weser ist überschaubar.

Neue Jugendfeuerwehr Dafür konnte im Dorf jüngst eine Jugendfeuerwehr wiederbelebt werden. Der Nachwuchs kann sich für die Blauröcke begeistern. Und auch die Landfrauen sind aktiv. Andererseits hat sich nach dem Ende von Gasthaus Brand mitten in der Pandemie die Gastronomie ebenso wie in Varenholz von der Bühne verabschiedet. Geblieben ist jetzt nur noch &bdquo;Bei Nico“, der Italiener neben dem Edeka-Markt. Der wiederum hält dem Ort die Treue und stellt eine Grundversorgung sicher - was auch die Gäste auf dem Campingplatz freuen dürfte.

Wischnewski schaut zuversichtlich auf den &bdquo;Hauch von Wirtschaft“ im Ort. In Stemmen gebe es einen Friseur-Salon, einen Kfz-Meister, der ein Auto über den TÜV bringen könne, eine Apotheke und eine Allgemeinmedizinerin genau in der Mitte zwischen Stemmen und Varenholz. Und natürlich einen Kindergarten neben dem Tennisplatz am Osterbrink. In Sachen Neubaugebiete habe Stemmen &bdquo;Am Mühlbach“ dazu bekommen, ansonsten würden Lücken bebaut. Um die Kuriositäten anzureichern, fällt Wischnewski ein, habe sich mitten in einem Wohngebiet ein Tattoo-Studio mit Stammkundschaft niedergelassen.

Es ist also ein großes Kommen und Gehen im Dorf. Nicht vergessen werden darf zudem das 2022 fertiggestellte Feuerwehr- und Mehrzweckgebäude ; dort, wo früher die Kinder zur Schule gegangen sind und die AWO über viele Jahre ihren Sitz hatte, steht es. Und wo wir schon in der Moderne angekommen sind, fehlt nur noch ein Blick auf das Internet an der Weser. Heinrich Wischnewski meint einschätzen zu können: &bdquo;In Stemmen sind die Ausbauten für die Glasfaseranschlüsse in fast allen Straßen abgeschlossen. Das hat zügig funktioniert.“

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