Kalletaler haben klare Meinung zur möglichen ICE-Strecke durch die Gemeinde

Kalletal. Die Kalletalerinnen und Kalletaler machen regen Gebrauch vom Beteiligungsformat, das die Gemeinde auf ihrer Homepage zum Bahnprojekt Hannover-Bielefeld eingerichtet hat. Unter dem Motto &bdquo; Kalletal erhebt seine Stimme “ können die Bürgerinnen und Bürger noch bis zum 1. November niederschreiben, was sie von einer ICE-Trasse durch die Gemeinde halten. Sollte nämlich Variante 9 oder 12 realisiert werden, würden künftig Züge mit bis zu 300 Stundenkilometern durch Kalletal rauschen . Und das ist für viele ein Schreckensszenario, wie die bislang 99 Beiträge verdeutlichen.

&bdquo;Was für ein Irrsinn“, heißt es dort zum Beispiel. Eine ICE-Trasse zerstöre die Umwelt und die Natur, schädige das Klima, beeinträchtige den Wasserhaushalt und verbrauche massiv Ressourcen. &bdquo;Wir werden uns massiv dagegen wehren“, schreibt dieser Nutzer weiter. Ein anderer findet: &bdquo;Die Bewohner von Langenholzhausen und Stemmen müssten zudem mit einem erhöhten Lärmpegel und der Belastung durch den Zugverkehr direkt vor ihrer Haustür leben. Die Lebensqualität in unseren Dörfern würde stark leiden. Ruhige, naturnahe Wohngebiete könnten zur Vergangenheit gehören, und das idyllische Leben, für das viele Menschen hierhergezogen sind, wäre bedroht“.

Naturschutz und historische Bauwerke

Andere fragen sich auch, wie mit dem Thema Überschwemmungen während und nach dem Bau umgegangen wird. Die Weser hatte bekanntermaßen zuletzt rund um die Weihnachtstage 2023 für zahlreiche überschwemmte Straße, Felder und Grundstücke gesorgt. &bdquo;Soll dieser gesamte Bereich, der viele Kilometer beträgt, mit einer Brücke überbaut werden? Wo bleibt der Naturschutz, von dem immer geredet wird? Hat er plötzlich keine Bedeutung mehr?“, fragt sich ein Kommentator. &bdquo;Daher ein klares Nein zur Trasse für Natur und Umwelt, für unsere Heimat.“

Ein Punkt, der auch während der Sondersitzung des Rates zum Thema Bahntrasse zur Sprache kam, ist die Sorge um die Werterhaltung der Häuser und Denkmäler vor Ort. Auch in den Beiträgen kommt das zur Sprache. So schreibt ein Kommentator zum Beispiel: &bdquo;Nicht auszuschließen sind auch Beschädigungen und gegebenenfalls sogar irreparable Schäden an Gebäuden, welche durch Erosionen ausgelöst werden, die im Zusammenhang mit dem Bau und der späteren Nutzung der Trasse in Verbindung stehen. Ein Blick sollte hierbei auf die denkmalgeschützte Windmühle in Kalletal-Bentorf fallen, unter welcher ein Teil eines Tunnels entlang gehen soll.“ Gerade die historischen Bauwerke des Kalletals sollten besonders geschützt werden, da diese das Gemeindebild Kalletals über viele Jahrzehnte prägten und die Geschichte des Kalletals und der Region erzählen.

Ausbau statt Neubau

Wie auch Bürgermeister Mario Hecker sprechen sich viele Bürgerinnen und Bürger für einen Ausbau der bestehenden Trasse statt eines Neubaus aus. &bdquo;Warum nicht einfach die vorhandenen Strecken optimieren und mehr Züge pünktlich darauf einsetzen?“, heißt es in einem Kommentar dazu. &bdquo;Das würde eine schnelle Verbesserung der jetzigen Situation ermöglichen und unsere Natur besser schützen.“ Ein anderer meint: &bdquo;Erst einmal alte Strecken sanieren und gegebenenfalls ausbauen, damit die Bahn zeitnah endlich wieder funktioniert. Nur wegen ein paar Minuten Zeitersparnis in ferner Zukunft in einem solchen Umfang Natur zu zerstören, um in unfassbarer Borniertheit an einem zu hinterfragenden Deutschland-Takt festzuhalten, entbehrt jeglichem Verantwortungsbewusstsein.“

Viele Kalletalerinnen und Kalletaler bemängeln zudem, dass sie keinerlei Vorteile durch den Bau in der Gemeinde hätten. Selbst wenn sie den ICE nutzen wollen würden, hätten sie keine Zusteigemöglichkeit vor Ort und müssten auch weiterhin das Auto nutzen. Zudem funktioniere auch der Nahverkehr nicht. So schreibt ein Kommentator: &bdquo;Wir brauchen einen verlässlichen Nahverkehr. Ich möchte nicht an einem anderen Bahnhof stranden. Durch Schienenersatzverkehr Züge verpassen und nie wissen, ob ich pünktlich zu meinem Zielort komme.“

Zwischen all den überwiegend ablehnenden Haltungen findet sich aber auch zumindest ein Befürworter. &bdquo;Hier geht es nur um das Durchsetzen von Ökofantasien bestimmter Gruppierungen, welche man auch bei der Blockade der Lemgoer Nordumgehung und anderen Projekten kennt“, kommentiert er. &bdquo;Eine Optimierung der Bahnstrecke macht schon Sinn, alleine unter dem Aspekt eines störungsfreien und effektiven Bahnverkehrs zwischen Mittelzentren. Hier wäre ein Neubau das Sinnvollste, eine modifizierte Sanierung nur Flickwerk.“

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