500 Anteile für einen Supermarkt: Kommt „Tante Enso“ nach Stemmen?

Kalletal-Stemmen/Varenholz. Das Interesse bei einer Bürgerversammlung am Dienstagabend in der Schlosskirche Varenholz ist groß gewesen und die etwa 250 Plätze waren nahezu voll besetzt: &bdquo;Tante-Enso"-Co-Gründer und Geschäftsführer Thorsten Bausch stellte den Bürgerinnen und Bürgern das Konzept der genossenschaftlich betriebenen Supermärkte vor und wurde schnell konkret: Mindestens 500 Menschen, die im Postleitzahlenbereich von Kalletal und Rinteln leben, müssten je einen Genossenschaftsanteil kaufen, damit ein neuer Nahversorger im Gebäude des ehemaligen Edeka-Marktes an der Weserstraße in Stemmen eröffnet werden kann. Der seit den Siebzigerjahren von der Familie Camen betriebene Laden wurde im November geschlossen.

Die Zahl der Genossenschaftsanteile sei nötig, um direkt mit einem verlässlichen Kundenstamm zu starten. Denn trotz des genossenschaftlichen Ansatzes müsse sich der Betrieb auch wirtschaftlich tragen. Die Erfahrung habe gezeigt: &bdquo;Wer mitmacht, wird auch Stammkunde." Seit das Unternehmen im Jahr 2016 in Bremen gegründet wurde, seien 62 Supermärkte realisiert worden - in der Regel in Bestandsgebäuden. Die Frist, um einen Anteil zu erwerben, läuft am Mittwoch, 12. Februar, aus. Dies kann online oder schriftlich passieren.

Gespräche seit Oktober Bereits im Oktober hatte das Unternehmen das Konzept im Rat der Gemeinde Kalletal präsentiert. Zwar wurde die Idee positiv aufgenommen, die Rückendeckung vonseiten der Politik reichte den Verantwortlichen aber letztlich nicht aus, um aktiv zu werden. Dass das Unternehmen nun doch die Eröffnung eines Marktes in Stemmen in Erwägung zieht, liegt daran, dass einige Bürger, die sich zum Teil aus den Reihen der Unabhängigen Bürger Kalletal (UKB) rekrutieren, weiterhin das Gespräch gesucht haben. Ein Novum, denn laut Bausch ist es das erste Mal in der Firmengeschichte, dass die Initiative zur Eröffnung eines neuen Marktes von den Bürgern selbst ausgeht.

Und mit welchen Kosten wäre das Projekt für die Einwohner verbunden? Ein Genossenschaftsanteil kostet, so Bausch, 100 Euro. Dafür bekommen die Mitglieder eine jährliche Rendite, die in Form eines Fünf-Euro-Einkaufsgutscheins ausgezahlt wird. Zudem gibt es zwei bis vier Prozent Rabat auf die Einkäufe. Auf weitere Rabattaktionen verzichtet das Unternehmen bewusst. Die Preise bewegen sich, so Bausch, im Bereich der großen Ketten Edeka und Rewe. Letztere ist auch der Hauptlieferant von &bdquo;Tante Enso". Bisher hat die Genossenschaft etwa 46.000 Mitglieder. Bei Austritt werde die Einlage erstattet.

Für Teilhaber 24/7 geöffnet Offen stehen die &bdquo;Tante-Enso"-Märkte aber nicht nur den Teilhabern, obwohl diese laut Bausch mehr als doppelt so viel Umsatz generieren wie Kunden ohne Genossenschaftsanteil. Letztere haben ausschließlich zu den regulären Öffnungszeiten Zugang zum Geschäft. Teilhabern steht hingegen ein 24 Stunden und 7 Tage die Woche geöffneter Markt zur Verfügung. Einlass und Bezahlung werden dann mittels einer Kundenkarte realisiert, die mit einem Bankkonto verbunden sein muss und die gleichzeitig als Schlüssel dient - für alle 62 Niederlassungen von &bdquo;Tante Enso". Während der regulären Öffnungszeiten, die etwa vier bis sechs Stunden pro Werktag betragen sollen, kann mit jedem anderen gängigen Zahlungsmittel eingekauft werden.

Das Sortiment in Stemmen könnte etwa 2500 bis 3000 Artikel umfassen, womit eine Vollversorgung sichergestellt sei. Verkauft würden gängige Produkte sowie häufig auch als Alternative eine Rewe-Eigenmarke. Zudem solle auch lokalen Anbietern eine Chance gegeben werden. So können die Teilhaber selbst örtliche Hersteller, zum Beispiel Imker, Obstbauern oder Bäcker vorschlagen, deren Produkte dann im Markt angeboten werden könnten. &bdquo;Ihr müsst die Produkte dann aber auch kaufen", erläutert Bausch. Denn auch bei &bdquo;Tante Enso" gilt: Was sich nicht verkauft, fliegt wieder aus dem Sortiment.

Keine Angst vor Diebstahl Sorgen um Langfinger müssten sich die Teilhaber nicht machen. &bdquo;Unsere Diebstahlquote ist nicht größer als bei anderen Märkten auch", erklärte Bausch auf Nachfrage eines Bürgers. Einerseits sei das Geschäft videoüberwacht, und durch den personalisierten Zugang außerhalb der Öffnungszeiten seien nächtliche Diebstähle leicht aufzuklären. Zudem schrecke der soziale Druck Diebe unter den Teilhabern ab.

Mit den Eigentümern der Immobilie an der Weserstraße stehe das Unternehmen bereits im Austausch. &bdquo;Wir haben auch eine Mietabsichtserklärung unterschrieben", so der Geschäftsführer weiter. Zudem werde versucht, die Familie Camen zu überzeugen, die Bäckereiabteilung weiter zu betreiben. Sollte die Kampagne erfolgreich sein, könnte der Markt innerhalb von etwa drei Monaten eröffnet werden. Dadurch würden auch Arbeitsplätze entstehen, denn es werden etwa fünf Mitarbeiter in verschiedenen Positionen gebraucht.

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