Kalletaler Wortakrobaten bringen Erzählkultur ins Klassenzimmer

Bad Salzuflen. &bdquo;Märchenstunden sind die höchste Form des Unterrichtens“, behauptet der Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther und spricht dabei von &bdquo;Superdoping für Kindergehirne“. Ein guter Grund für Mitglieder des Vereins Kalletaler Wort-Akrobaten, sich im Rahmen des Förderprogramms &bdquo;Kultur und Schule“ mit entsprechenden Projekten einzubringen.

Es ist Mittwochmorgen und an der Grundschule Elkenbreder Weg in Bad Salzuflen hat es gerade zur großen Pause geklingelt. Ariane Höpker nutzt die Zeit, um ihre Tasche in die &bdquo;Mäuse“-Klasse zu bringen und die rote Samt-Decke über den &bdquo;Erzähl-Stuhl“ zu drapieren. Hier werden gleich abwechselnd Schülerinnen und Schüler der 3c Platz nehmen, um zu beweisen, wie gut sie inzwischen Erzähl-Fäden spinnen können. &bdquo;Es gehört eine große Portion Mut dazu, hier vor der ganzen Klasse zu sprechen“, weiß Ariane Höpker als zertifizierte, professionelle Erzählerin. An diesem Vormittag hat sie der Klasse ein russisches Märchen vom Hähnchen und Hühnchen mitgebracht, welches sie frei, emphatisch und mit schauspielerischem Talent präsentiert.

Es geht nicht um Leistung Es handelt sich um ein sogenanntes Kettenmärchen, bei dem sich Handlungen und Dialoge der beteiligten Personen und Tiere aufbauend wiederholen. &bdquo;Wer traut sich, diese Geschichte nachzuerzählen?“, fragt Ariane Höpker in die Runde und etliche Melde-Finger schießen in die Höhe und fast alle wollen mitmachen, als anschließend das Märchen interaktiv nachgespielt werden soll. Die Auswahl überlässt die 62-Jährige der Klassenlehrerin Marietta Meyer, die die Kinder genau kennt und den Überblick behält, damit am Ende auch alle, die möchten, drangekommen sind.

&bdquo;Es geht in diesen Erzählstunden nicht um Leistungsbeurteilungen“, betont Höpker, die grundsätzlich nie im Erzählfluss unterbricht und über grammatikalische Fehler großzügig hinwegsieht. Denn es gehe in diesem außerunterrichtlichen Projekt viel mehr darum, die Begeisterung für die Sprache zu entdecken, Emotionen in Worte zu fassen, konzentriert zuzuhören und innere Bilder entstehen zu lassen.

Das Märchenerzählen sei ein ganzheitlicher Ansatz, der zudem nicht nur kulturelles Wissen vermittele. &bdquo;Auch wen Gut und Böse aufeinandertreffen, besteht immer die Gewissheit, dass am Ende alles gut wird. Die Vermittlung des Vertrauens auf die eigenen Kräfte sowie auf die Hilfe von anderen aufeinander hilft Kindern, eigene Lösungsstrategien und Selbstwirksamkeitskonzepte zu entwickeln“, ist Ariane Höpker überzeugt. Ihre Leidenschaft für die Erzähl-Kunst ist ansteckend und hat auch an diesem Morgen wieder sichtbar Eindruck hinterlassen. &bdquo;Das war so cool“, lautet unisono das Urteil der kompletten Mäuse-Klasse.

Kultur und Schule Für Projekte zur Förderung und Stärkung der künstlerisch-kulturellen Bildung an Schulen gewährt das Land NRW seit dem Schuljahr 2006/2007 Zuwendungen aus dem Förderprogramm Kultur und Schule. Diese Mittel sind für außerunterrichtliche Projekte, die von externen Künstlerinnen und Künstlern sowie Kunstpädagoginnen und -pädagogen durchgeführt werden, um Schülerinnnen und Schüler dabei zu unterstützen, selbst künstlerisch aktiv zu werden und weitere Kulturangebote wahrzunehmen.

Die Projekte ergänzen das schulische Lernen und eröffnen den Kindern und Jugendlichen die Begegnung mit Kunst und Kultur, unabhängig von deren Herkunft und ihrem sozialen Status. Wichtige Eigenschaften und Verhaltensweisen wie Sozialkompetenz, gegenseitige Rücksichtnahme und Verantwortung füreinander sollen gestärkt werden. &bdquo;Es ist schön, wenn Schulen diese Projekte als Chance wahrnehmen“, wirbt Dirk Menzel als Fachdienstleiter Bildung beim Kreis Lippe als Ansprechpartner.

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