Märchen für Erwachsene in Bad Salzuflen

Bad Salzuflen. Erzählen hat bisweilen mehr Tiefgang, als über etwas zu berichten. Je nach Ort und Umfeld könnte es eine Kunst sein. Die Kunst über Worte innere Bilder zu kommunizieren. Die Kultur der Märchenerzähler aufrechtzuerhalten, ist eine Idee der Kalletaler Wortakrobaten. Das kulturelle Erbe aus dem Hause Grimm hatte die Truppe aus Nordlippe in die &bdquo;Gelbe Schule“ geholt. Verbunden mit einem Thema: &bdquo;Liebelei“.

Rund 40 Besucherinnen und Besucher hatten sich am Freitagabend im Dachgeschoss des Gebäudes an der Martin-Luther-Straße eingefunden, um - etwas weniger typisch - im Erwachsenenalter in die Welt der Märchen und ihrer Erzählerinnen und Erzähler einzutauchen. Auf der Bühne standen nacheinander die eingangs erwähnten Wortakrobaten: Martin Brune, Andreas und Elke Dießner oder Sabine Gierschner beispielsweise.

Salzmangel im Land Brunes Herz schlägt dabei vorzugsweise für die Salzprinzessin; seit vier Jahren ist er aktives Mitglied im Erzählkreis des Märchen- und Wesersagenmuseums in Bad Oeynhausen. In der &bdquo;Gelben Schule“ stand er mit Schiebermütze vor dem sehr leisen Publikum und erzählte die Story des verwitweten Königs Christoph, der abdanken möchte, um das Zepter an eine seiner drei geliebten Töchter abzugeben.

Er ist sich aber unklar, welche der drei Prinzessinnen die Richtige für seine Nachfolge ist: die machtbewusste und juwelenliebende Eugenia, die putzsüchtige und Schuhe sammelnde Isabella oder Amélie, die jüngste, welche am liebsten durch die Natur streift. Brune weiß zu erzählen: &bdquo;Die Gesundheit des Königs und der Prinzessinnen verschlechtert sich aufgrund des Salzmangels. Das Land leidet.“

&bdquo;Immer ohne Manuskript“ Brune über das Erzählen als Hobby: &bdquo;Immer ohne Manuskript, hier in Salzuflen auch ohne Mikrofon. Wichtig ist es, den Handlungsstrang zu kennen, wir wollen nicht alles auswendig lernen, wir lesen die Texte zu Hause mehrfach und erzählen sie in unseren Worten.“ Was natürlich an Grimm erinnert, ist oft das Finale einer Geschichte: Und wenn sie nicht gestorben sind...

Was alle Künstler der Kalletaler Wortakrobaten eint? Ihr Ausbilder Lothar Schröer, der in Erder lebt. Ihr Ziel ähnelt dem einer Non-Profit-Organsiation (NPO), will heißen: Geldmachen steht nicht im Vordergrund; was erklärt, warum in der &bdquo;Gelben Schule“ kein Eintritt genommen wurde.

Dafür sind die Wortakrobaten &bdquo;breit“ aufgestellt: Märchen und Geschichten können Brücken zu Erinnerungen sein. Gelesen wird auf Wunsch auch im Seniorenheim, in Schulen oder Kindergärten. Und bisweilen geht es zu wie im &bdquo;Wilden Westen“; wenn Elke Dießner beispielsweise aus dem Leben der drei Schwestern erzählt und ein Jüngling versehentlich mal eine 94-jährige Oma aus dem Fenster wirft, die sich - Märchen wollen es wohl so - in ein bezauberndes Mädchen verwandelt. Im echten Leben wäre das sicher eine finanzstarke Geschäftsidee.

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