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Aufklärung über ein Schreckgespenst

Pferdeklinik Röntorf informiert über "Weidemyopathie" – 20 lippische Tiere in diesem Herbst gestorben

Von der Weide in den Stall: Diesen Weg empfiehlt Dr. Jan Rottmann vor allem an sehr feuchten, nebeligen und frostfreien Tagen in der dunklen Jahreszeit. Foto: Backe
Von der Weide in den Stall: Diesen Weg empfiehlt Dr. Jan Rottmann vor allem an sehr feuchten, nebeligen und frostfreien Tagen in der dunklen Jahreszeit. Foto: Backe

Es ist der Horror für alle Pferdebesitzer: Die Weidemyopathie kann scheinbar gesunde Tiere innerhalb kürzester Zeit töten. Die Pferdeklinik Röntorf will jetzt über die rätselhafte Krankheit informieren.

Kalletal-Röntorf. Die LZ sprach vor der Veranstaltung am 4. Dezember mit Dr. Jan Rottmann über die atypische Weidemyopathie.

Eine extrem tödliche Krankheit, die lokal stark begrenzt auftritt und deren Auslöser noch nicht richtig erforscht sind. Die Weidemyopathie scheint ein richtiges Schreckgespenst zu sein, oder?
Dr. Jan Rottmann: Dadurch, dass die Todesfälle so plötzlich auftreten, ist es für die Besitzer zunächst völlig unerklärlich. Die Weidemyopathie ist eine Muskelerkrankung, die in fast 80 Prozent der Fälle und innerhalb kurzer Zeit tödlich endet. Da man die genaue Ursache nicht kennt, können nur die Symptome durch eine intensive Behandlung bekämpft werden. In der Regel erfasst die Myopathie gleich mehrere Pferde eines Bestandes. Allerdings ist die Krankheit nicht ansteckend und eine Herde auf der Nachbarwiese kann ganz verschont bleiben.

Bei Ihrer Schilderung dürften Pferdebesitzer ja ziemlich ohnmächtig vor diesem Phänomen stehen...
Dr. Rottmann: Es gibt offenbar Einflussfaktoren auf der Weide oder in der Nähe der Tiere, die unter bestimmten Bedingungen zu einer Bedrohung einzelner Pferde führen können. Das Hauptaugenmerk liegt bei der Weidemyopathie daher im Moment auf Prävention. Da kann man einiges tun.

Was zum Beispiel?
Dr. Rottmann: Entscheidend ist zunächst, dass die Pferde entwurmt und geimpft sein sollten. Neue Forschungen und Erhebungen haben gezeigt, dass sich allein dadurch die Gefahr eines Erkrankens deutlich reduzieren lässt. Außerdem gibt es Witterungsbedingungen, bei denen die Pferde im Herbst, Winter und Frühjahr besser in den Stall gebracht werden sollten. Die Weidemyopathie tritt häufig an feuchten, nebeligen und frostfreien Tagen auf. Auch große Laubmengen auf der Weide scheinen sie zu begünstigen.

Solche Tage sind in der dunklen Jahreszeit aber ziemlich häufig. Lasse ich mein Tier da nicht sicherheitshalber die ganze Zeit im Stall?
Dr. Rottmann: Ich glaube nicht, dass das nötig ist. Die Weidemyopathie tritt ja nicht flächendeckend auf. Natürlich gibt es einige solcher Tage, aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass man darüber hinaus einige Möglichkeiten hat. Wichtig ist beispielsweise auch eine gute Grundsatzversorgung der Pferde durch entsprechende Nährstoffe. Die Weiden sind im Herbst und Winter ja meist sehr karg. Das Wetter können wir vielleicht nicht beeinflussen. Aber durch gewisse Rahmenbedingungen können die Risiken minimiert werden. Wenn man sich kümmert, ist man der Weidemyopathie nicht hilflos ausgeliefert.

Viele Pferdebesitzer scheinen aber noch nicht gut informiert zu sein. Ist die Krankheit denn neu?
Dr. Rottmann: Nein, die atypische Weidemyopathie ist erstmals gegen Ende der 1920er Jahre beschrieben worden. Allerdings scheint die Krankheit in den vergangenen Jahren zuzunehmen. Seit sieben, acht Jahren kann man einen kontinuierlichen Anstieg beobachten. Allein in Lippe sind in diesem Herbst bereits rund 20 Pferde an Weidemyopathie gestorben. Die Unsicherheit unter den Pferdebesitzern hat sicher eine Ursache darin, dass man den genauen Auslöser noch nicht kennt. Mittlerweile beschäftigen sich aber verschiedene Forschungsgruppen mit der Krankheit. Den aktuellen Stand und die neuesten Erkenntnisse wollen wir ja auch in dem Infoabend vermitteln.

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