Der wohl bekannteste Satz aus dem Buch Der kleine Prinz des französischen Dichters Antoine de Saint-Exupéry lautet: "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar!" Genau das gilt für die Auferstehung Christi, die wir an den vor uns liegenden Ostertagen fröhlich feiern sollen.
Doch tun wir das? Feiern wir Ostern den Sieg des Lebens über den Tod? Wer glaubt heutzutage noch an die Auferstehung? Lange Dispute werden darüber geführt, ob das Grab Jesu tatsächlich leer war oder doch nicht. Dabei ist es so einfach: Nicht mit den Augen, sondern mit dem Herzen gilt es die Auferstehung Christi von den Toten zu betrachten! Wir aufgeklärten Menschen führen ein trostloses Leben, da für uns oft genug nur das zählt, was wir sehen, anfassen, messen, definieren können. Für uns gibt es nur die eine, die sichtbare Welt.
Schade! Denn dadurch geht uns der Blick für die andere, die transzendente Welt, die Welt Gottes verloren. Sie kann man nicht mit den fünf Sinnen erfassen, sondern nur mit der Liebe, der Sehnsucht, dem Vertrauen, der Hoffnung.
Ein Bild des belgischen Malers René Magritte stellt diese andere Wirklichkeit beeindruckend dar: Ein Maler malt ein Bild. Sein Modell ist ein unscheinbares Ei. Den Blick fest auf dieses Ei geheftet, gleitet sein Pinsel über die Leinwand. Doch siehe, er malt gar nicht dieses Ei, sondern einen wunderschönen Vogel, der einmal aus diesem Ei schlüpfen wird. Genau diesen Blick hinter die sichtbare Welt taten die Frauen in der Ostergeschichte: Sie gingen zum Grab Christi, sahen den Ort des Todes vor sich und begegneten dennoch dem Auferstandenen. So fest war ihre Liebe, so unerschütterlich ihr Vertrauen, so weit ihr Herz.
Silvia Pfeiffer-Kuebart ist Schulpfarrerin am Hanse-Berufskolleg in Lemgo.