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Detmold

Bessere Chancen locken ein junges Medizinerpaar aus Rumänien nach Detmold

Bejinarius sind in Lippe glücklich

Detmold. Aus dem Osten kommt der Heiler. Rumänien ist neben Bulgarien, Griechenland und Österreich das Land, aus dem die meisten Ärzte nach Deutschland kommen. Die Bejinarius sind ein Beispiel.

Alexandru Bejinariu und seine Frau Cristina (beide 27) arbeiten seit zwei Jahren am Detmolder Klinikum. Das junge Mediziner-Paar stammt aus Iași (gesprochen Jasch) im Nordosten Rumäniens. In der nach Bukarest zweitgrößten Stadt des Landes (370 000 Einwohner) sind sie aufgewachsen und haben gemeinsam Medizin studiert. Doch mit dem Abschluss des Studiums reifte die Entscheidung, das Land zu verlassen. Ausschlaggebend dafür seien in ihrem Fall die starren Regeln des rumänischen Systems gewesen, erläutert Cristina Bejinariu. Denn Facharztausbildungen würden in Rumänien nach den Noten in der Abschlussprüfung vergeben. „Die ganz besonders Guten können wählen, die anderen werden eingeteilt.“

Außerdem könnten die Ausbildungen nur an Uni-Kliniken absolviert werden. Entsprechend viele Jung-Mediziner stürzten sich dort auf die Aufgaben. Für den einzelnen bedeute das weniger praktische Ausbildungsmöglichkeiten. Und wer feststelle, dass die zugedachte Fachrichtung nichts für ihn sei, müsse erneut bei der Abschlussprüfung anfangen. Das alles bewog das junge Paar, das schon während Schule und Studium Deutsch gelernt hatte, über einen Wechsel nachzudenken. Alexandru und Cristina Bejinariu bewarben sich daraufh in selbst bei deutschen Kliniken. Sie hätten aber auch eine Rekrutierungsfirma anrufen können, die längst für deutsche Krankenhäuser nach Nachwuchs sucht.

Nach mehreren Vorstellungsgesprächen fiel die Wahl letztlich auf Detmold, weil hier nicht nur für Alexandru eine Stelle in der Kardiologie frei war, sondern Cristina gleichzeitig ein Angebot erhielt, ihre Wunschausbildung zur Gastroenterologin zu absolvieren. Rund 2500 Ärzte aus Rumänien arbeiten mittlerweile im deutschen Gesundheitssystem. „Es ist quasi die Elite, die zu uns kommt“, sagt Professor Dr. Ulrich Tebbe, Chefarzt der Detmolder Kardiologie. Diese Ärzte füllten die Lücken hier, fehlten letztlich aber wieder in ihren Heimatländern.

In Kliniken hierzulande taucht dabei ein anderes Problem auf: die Verständigung. Karen Tank, Patientenfürsprecherin für das Klinikum Lemgo, will das nicht generalisieren. Gerade die Bejinarius mit ihren exzellenten Deutschkenntnissen beweisen ja das Gegenteil. Allerdings würden Kommunikationsschwierigkeiten immer wieder in ihren Sprechstunden genannt, weiß Karen Tank. „Ich sage immer: Hört zu und sprecht miteinander, nicht übereinander.“ Der Höhepunkt im Zustrom ausländischer Kräft e sei mittlerweile überschritten, sagt Dr. Helmut Middeke. In einigen Abteilungen gebe es aber noch sprachliche Probleme, räumt der Bereichsleiter Medizin des Klinikums ein.

Bejinarius fühlen sich in Detmold wohl. Beide würden den Schritt nach Deutschland auf jeden Fall noch einmal gehen. Patienten und Kollegen begegneten ihnen freundlich, sagen sie. Alexandru Bejinariu hat die Arbeit an einer Dissertation aufgenommen, Ulrich Tebbe ist der Doktorvater.

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