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Das Technologie-Netzwerk "It's OWL" macht sich international einen Namen

Nele Wehmöller und Konstantin Stumpe

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Vertrittdas Spitzencluster "It's OWL": Dr. Christoph von der Heiden, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld. 
- © Nele Wehmöller
Vertrittdas Spitzencluster "It's OWL": Dr. Christoph von der Heiden, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld. (© Nele Wehmöller)

Lemgo/Bielefeld. Maschinen organisieren sich selbst. Der Kühlschrank meldet, wenn die Milch leer ist. So könnte die Zukunft aussehen. In Ostwestfalen-Lippe wird daran schon gearbeitet, genauer: in den Unternehmen des Technologie-Netzwerkes "It's OWL".

Hinter dem Namen verbirgt sich ein Netzwerk aus Verbänden, Unternehmen und Hochschulen, die gemeinsam intelligente technische Systeme entwickeln. Dr. Christoph von der Heiden, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen zu Bielefeld für den Bereich Industrie, erklärt, wie Maschinen intelligent denken und sich dann selbst optimieren: "Der intelligente Waschtrockner beispielsweise kennt den aktuellen Strompreis und weiß, wann die Wäsche fertig sein muss. Die Maschine entscheidet anschließend selbstständig, wie und wann die Wäsche am günstigsten und effizientesten gewaschen wird."

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Studium trifft Praxis

Im Projekt Wirtschaftsjournalismus arbeiten die Fachhochschule des Mittelstandes (FHM) Bielefeld und die LZ zusammen. Studierende des Bachelorstudiengangs Medienkommunikation und Journalismus haben in ihrer Vorlesungsreihe Fachjournalismus bei Prof. Dr. Jens Große unter Anleitung der LZ-Redaktion Beiträge über die lokale Wirtschaft verfasst, die die LZ in loser Folge in den nächsten Wochen veröffentlicht.

Das ist eine von vielen Innovationen, die aus dem Technologie-Netzwerk "It's OWL" stammt. Von der Heiden ist im Namen der IHK für die Finanzen und die Koordinierung des Spitzenclusters "Intelligente technologische Systeme in Ostwestfalen-Lippe - "It's OWL" genannt - zuständig.

Seit Mitte 2012 ist "It's OWL" eines von insgesamt 15 Spitzenclustern in Deutschland und wird noch bis Mitte 2017 mit insgesamt rund 40 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. "Da wir jetzt schon so gute Erfolge erzielt haben, haben wir zusätzlich eine Verlängerung der Förderung bis Ende 2017 erhalten", freut sich von der Heiden.

"It's OWL" vernetzt mittelständische Unternehmen jeder Größenordnung mit den Universitäten in Paderborn und Bielefeld, der Hochschule OWL in Lemgo sowie dem Fraunhofer-Institut und Heinz-Nixdorf-Institut in Paderborn. Ziel ist es, das Thema "Industrie 4.0" mit Inhalt zu füllen, beispielsweise durch die intelligente Steuerung von Maschinen.

Eine solche digitale Welt bietet Möglichkeiten aber auch Herausforderungen. "Den Weg dorthin ebnen sogenannte Transferprojekte", erklärt von der Heiden - Kooperationen zwischen fertigender Industrie und Forschung, die das Spitzencluster vermittelt und per Bundesförderung finanziert.

Neben dem oben genannten Beispiel mit dem Waschtrockner, der auf Energieeffizienz setzt, gibt es vier weitere Transferprojekte. Zum Beispiel versucht das Projekt "Mensch-Maschine-Interaktion", Probleme zu vermindern, die bei der Bedienung von Maschinen gemacht werden. Konkret kann es dabei um die Entwicklung einer zielgenauen Sprachsteuerung gehen, damit bei einem lauten "Stopp!" nicht gleich alle Maschinen anhalten, sondern nur die, auf die der Mitarbeiter seinen Befehl richtet.

Mit dem Schwerpunkt im Bereich der intelligenten Automation hat der Campus Lemgo der Hochschule OWL einen Anteil von etwa 25 Prozent an den laufenden Spitzenclusterprojekten. Sie werden im Institut für industrielle Informationstechnik ("inIT"), im Labor für Leistungselektronik und elektrische Antriebe sowie im Fraunhofer Anwendungszentrum IOSB-INA am Campus Lemgo wissenschaftlich begleitet.

Die Hochschule forscht aber nicht nur, sondern entwickelt auch aktiv technische Systeme für die Wirtschaft. "Wir haben zum Beispiel gemeinsam mit der Firma Denios im Projekt ,IGel? ein intelligentes Gefahrstofflager und zusammen mit Lenze und Weidmüller ein intelligentes Baukastensystem für effiziente Antriebslösungen entwickelt", berichtet Professor Dr. Stefan Witte, Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer der Hochschule OWL. Das Baukastensystem sei energiesparend und spare deshalb bei automatisierten Logistikprozessen in einem Warenlager viele Kosten.

An den Projekten beteiligen sich derzeit 153 Mitgliedsunternehmen und 24 Kernunternehmen, darunter die bereits genannten lippischen Unternehmen Lenze und Weidmüller, aber auch Phönix Contact und die KEB (Karl Ernst Brinkmann) GmbH sind dabei. Gut 100 Millionen Euro wurde in den vergangenen zweieinhalb Jahren in die Forschung gesteckt. 40 Millionen Euro kamen davon als Fördermittel vom Land. "Ein gewisser Anteil an finanziellen Mitteln steht also in gewisser Weise auch nach dem Ablaufen der Förderung zur Verfügung", blickt von der Heiden in die Zukunft.

Die Unternehmen selbst investierten schließlich auch in die Forschung, um von dem Netzwerk zu profitieren und im Wettbewerb mithalten zu können. "Das Cluster ist spitze darin, den Wissenstransfer in die Wirtschaft zu generieren und soll kleinen mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit geben, auf unbürokratischem Weg mit Hochschulen zusammenzuarbeiten", betont von der Heiden.

Derzeit überlegen von der Heiden und seine Mitstreiter, wie es nach 2017 weitergehen soll. Eine Überlegung sei, sich an den Wissens- und Innovationsgemeinschaften der europäischen Union - den sogenannten KICs (Knowledge and Innovation Communities) - zu beteiligen, quasi der Fortführung der Spitzenforschung auf europäischer Ebene. "Wir haben eine herausragende Stellung erlangt. Die gilt es nun fortzuführen", meint von der Heiden.

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