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Kreis Lippe

Das Klinikum Lippe besteht den Hygiene-Check

- © Symbolfoto: dpa
Hygiene (© Symbolfoto: dpa)

Kreis Lippe. Das Klinikum Lippe hat seine Hausaufgaben beim Thema Hygiene offenbar gemacht. Laut einem Check des ARD-Magazins „Plusminus" und des Recherchezentrums „Correctiv" erfüllt das Krankenhaus mit seinen drei Standorten Detmold, Lemgo und Bad Salzuflen die entsprechenden Vorschriften.

Das ist nicht selbstverständlich: Bundesweit zeigt die Studie, die große Diskussionen ausgelöst hat, Mängel auf. Demnach erfüllt jedes vierte Krankenhaus nicht einmal die Mindeststandards. Der Bericht stützt sich auf Zahlen aus 2014. „Das sind alte Zahlen, die nur wenig Aussagekraft haben. In der Zwischenzeit hat sich im Bereich Krankenhaushygiene sehr viel getan", sagt Privatdozent Dr. Jens Gieffers, Chefarzt des Instituts für Mikrobiologie, Hygiene und Laboratoriumsmedizin am Klinikum Lippe.

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„Auch an den drei Standorten des Klinikums ist im Bereich Hygiene seit 2014 vieles geändert und ausgebaut geworden", sagt der 45-Jährige, der seit drei Jahren am Klinikum gegen die gefährlichen Erreger kämpft. So habe man mittlerweile noch mehr Pfleger und Ärzte als Hygienebeauftragte eingestellt.

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Klagerecht

Resistente Keime im Krankenhaus machen immer wieder Schlagzeilen. Doch welche Rechte haben Patienten, die sich in der Klinik mit einem Keim angesteckt haben? Betroffene können Schmerzensgeld verlangen, sagt Sandra Leßmann, Fachanwältin für Medizinrecht aus Verl.

„Früher scheiterten Klagen oft an dem Punkt, dass Betroffene den Hygienemangel nicht beweisen konnten. Dies muss heute nicht mehr der Fall sein", so Leßmann. Denn viele Kliniken nehmen zumindest bei Risikopatienten bereits ein Erreger-Aufnahme-Screening vor. Dies erleichtere Patienten die Beweisführung. Das Robert- Koch-Institut gebe regelmäßig Leitlinien für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention heraus: „Bei 
Verstößen gegen diese Richtlinien können 
Patienten Schadenersatz gegenüber den Kliniken geltend machen", so die Anwältin.

Inzwischen müsse jeder Patient vor der Einlieferung ins Klinikum einen Fragebogen ausfüllen. Dabei werde nach Vorerkrankungen, Kontakten zu Nutztieren und Antibiotikaeinnahmen gefragt. „Wenn der Verdacht auf eine Kolonisation mit multiresistenten Keimen besteht, wird ein Nasenabstrich gemacht", sagt der Hygieneexperte Dr. Gieffers dazu.

Doch es gibt auch Patienten, die bei der Voruntersuchung keine Risikofaktoren aufweisen und erst während des Klinikaufenthaltes mit MRSA-Keimen angesteckt werden. „Im vergangenen Jahr waren es 41 Fälle bei 49.000 stationären Patienten. 2015 lag die Zahl noch bei 75 Fällen bei 45.000 Erkrankten, und 95 Fälle waren es 2014 bei 45.000 Patienten, die bei uns aufgenommen wurden", erklärt Dr. Gieffers. Er und sein Team seien sehr froh, dass sich die Zahl der Übertragungen mit den multiresistenten Erregern im Klinikum innerhalb von drei Jahren mehr als halbiert habe.

Auch das Gesundheitsamt des Kreises Lippe, das monatlich angekündigte und darüber hinaus auch überraschende Hygienekontrollen an den drei Standorten vornimmt, bestätigt die Zahlen. „In Sachen Hygiene hat sich am Klinikum sehr viel zum Positiven geändert", lobt Amtsarzt Dr. Helmut Günther. In den vergangenen Jahren sei bei Kontrollen kein einziger Hygienefehler aufgetreten: „Einen Chefarztposten für den Bereich Hygiene einzurichten, war eine wichtige Entscheidung."

Kommentar: "Es geht bestimmt noch besser"

von Erol Kamisli

An den drei Standorten des Klinikums Lippe ist es um die Hygiene gut bestellt – das meinen zumindest die Redaktionen des ARD-Magazins „Plusminus" und des 
Recherchezentrums „Correctiv". Nach Auswertung der Qualitätsberichte von 2014 besteht das Klinikum den Check.

Doch bevor nun der große Jubel ausbricht, lohnt sich ein genauer Blick auf die Bewertungskriterien – beziehungsweise das Kriterium. Es ist nur ein Punkt, der über „Mindestkriterien erfüllt" oder „nicht erfüllt" entscheidet.

Und das ist die Festanstellung eines Krankenhaushygienikers – dies hat das Klinikum im Jahr 2014 erledigt. Wäre für den Check das Jahr 2013 herangezogen worden, wäre das Klinikum durchgefallen. Denn bevor Dr. Jens Gieffers seinen Chefarztposten antreten konnte, war ein externer Hygieneberater nur punktuell vor Ort.

Mit der Schaffung dieser Stelle haben die Verantwortlichen eine richtige und wichtige Personalentscheidung getroffen – denn einen solchen Posten haben bundesweit nur 60 von insgesamt 2000 Kliniken. Ihre Weitsicht wird jetzt belohnt, denn die Zahl der Patienten, bei denen multiresistente Keime diagnostiziert werden, sinkt, und das wird von der Kontrollbehörde bestätigt.

Nichtsdestotrotz hat die Plusminus-Reportage eines geschafft: Das Thema Krankenhaus-Keime ist noch mal auf die Agenda gesetzt und in die Köpfe der Verantwortlichen gerückt worden. Zwar tut das Klinikum viel, aber es geht bestimmt noch besser – denn 41 Fälle im vergangenen Jahr sind 41 zu viel.

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