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Ein Jahr nach "Friederike": So wütete das Sturmtief 2018 in Lippe

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Auf der Bielefelder Straße in Detmold ist das Dach des Studentenwohnheims heruntergefegt worden. - © Bernhard Preuss
Auf der Bielefelder Straße in Detmold ist das Dach des Studentenwohnheims heruntergefegt worden. (© Bernhard Preuss)

Kreis Lippe. Genau ein Jahr ist es her, dass Sturmtief "Friederike" über Lippe hinwegfegte und zahlreiche Schäden hinterließ. Die Feuerwehren waren im Dauerstress - rund 900 Einsätze wurden registriert. "Es war der größte Einsatz für die Feuerwehren seit dem Sturm 'Kyrill'", hieß es vom Katastrophenschutz. Wir blicken auf die Berichterstattung von damals zurück.

Ein Rückblick auf "Friederike":

Der Wetterdienst hatte die Unwetterwarnung einen Tag später am 19. Januar 2018 für Lippe aufgehoben. Dennoch waren noch einige Straßen im Kreis Lippe gesperrt, die in einem seperaten Bericht zusammengefasst wurden.

Information

Die Schulregel

Grundsätzlich kann jede Schule für sich entscheiden, wie sie mit extremer Witterung umgehen will, sagt Peter Westphal von der Bezirksregierung in Detmold. "Andererseits haben die Eltern das Recht, ihre Kinder zu schützen, und wenn sie zu dem Schluss kommen, dass es besser ist, ihr Kind nach Hause zu holen, dann dürfen sie das."
In diesem Fall gilt grundsätzlich: Die Eltern entscheiden morgens, ob der Schulweg für ihre Kinder zumutbar ist. Volljährige Schüler entscheiden selbst. In jedem Fall muss aber die Schule informiert werden.

Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW (Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe) hat ein Betretungsverbot für alle Wälder in Lippe verhängt. Das Verbot gilt ab sofort bis zum 31. Januar 2018, 24 Uhr. Bei Bedarf könne es noch verlängert werden, heißt es in einer Pressemitteilung des Kreises Lippe. Dort besteht weiter die Gefahr, dass Äste oder ganze Bäume abknicken könnten. Jeder, der vorsätzlich oder fahrlässig gegen die Anweisung verstößt, handle ordnungswidrig. Die Verordnung gelte ebenfalls für die Wälder im Gebiet der Kreise Minden-Lübbecke, Herford, Gütersloh und der Kreisfreien Stadt Bielefeld.

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Schäden und Sperrungen

Bad Salzuflen: Knapp 120 Einsätze zählte die Feuerwache Salzuflen am Donnerstag. Außerdem wurde der Landschaftsgarten gesperrt worden. Hier drohte der Ast eines Baumes abzubrechen.

An der Zustellstation der Deutschen Post fielen Teile des Daches auf die Straße. Die abfliegenden Trümmerteile beschädigten auch Autos, die um das Gebäude an der Hoffmannstraße geparkt waren. Das Gelände wurde von der Polizei gesperrt. Ebenfalls weiträumig abgesperrt wurde das Grundstück der Kirchengemeinde Wülfer-Knetterheide in der Nordstraße. Dort hatte der Sturm Teile des Kirchturmdachs beschädigt.

Mit Hilfe eines großen Krans hat Industriekletterer Holger Menke (HM-Dachtechnik) sich am Freitag auf das Dach hieven lassen, um Kupferblech und Kreuz zu demontieren und sicher zu Boden zu bringen. „Hätte der Sturm noch eine Stunde länger getobt, wäre sicher alles runter gekommen", schätzt Mitarbeiterin Dörte Holzmeier. In Salzufler Stadtgebiet waren sämtliche Löschgruppen unterwegs.

Blomberg: Wegen heftiger Sturmschäden auf der Holstenhöfener Straße Richtung Selbeck bleibt die Straße über den Richenberg vorerst gesperrt. Ebenso die Straße über Borkhausen bis Nessenberg, hier sind umfangreiche Aufräumarbeiten mit Forstmaschinen nötig.

Insgesamt gab es laut Feuerwehr Blomberg mehr als 40 Einsätze und kein Ortsteil, in dem sie nicht tätig waren. In einer Wohnsiedlung in Maspe drohten, mehrere Fichten auf einen Flüssiggastank zu stürzen. Die Bäume waren schon entwurzelt und schaukelten mit losem Wurzelballen gefährlich. Es gelang den Einsatzkräften, mit einer Notfällung die Bäume für den Gastank unschädlich zu machen. Mit dem Verlauf der Einsätze sei die Feuerwehr zufrieden gewesen.

Entlang der B1 war geplant, in dieser Woche bis zum heutigen Freitag 50 Eschen zu fällen. Dazu war die Bundesstraße immer mal wieder kurzfristig gesperrt. Diese Arbeiten wurden wegen des Sturms vor ihrer Vollendung eingestellt und sind jetzt auf unbestimmte Zeit verschoben. "Das Fällen der Bäume war als vorbeugende Sicherungsmaßnahme geplant, die wir jetzt hinten anstellen", sagt dazu Förster Stephan Radeck. Der Sturm habe reichlich neue Baustellen für die Forstverwaltung geschaffen, die jetzt mit Priorität bedient werden. "Erst, wenn wir das alles abgearbeitet haben, werden wir sehen, wann und wie wir mit der Arbeit an der B1 weitermachen", erklärt Radeck.

Detmold: Etliche Fahrgäste sind am Donnerstag auch am Detmolder Bahnhof gestrandet. Die stillstehenden Züge wurden hier kurzerhand zu Wartehäuschen auf Gleisen umfunktioniert. Am Freitagmorgen wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Ausharren hieß es am Donnerstagabend noch auf der Grotenburg. Stunden saßen Besucher des Hermannsdenkmals und Mitarbeiter des WALK dort fest. Dazu war "oben" der Strom ausgefallen. Die "Eingeschlossenen" harrten bei Kerzenlicht aus. Gegen 17.30 Uhr ging es dann wieder in die Freiheit. Wegen umgestürzter Bäume sind die Straßen zum Denkmal nach wie vor gesperrt. Aus Sicherheitsgründen wurde auch das Schwimmbad "Aqualip" geschlossen. Zudem gab es Stromausfälle in Pivitsheide, Hiddesen und Heiligenkirchen. Wegen der Schäden an Überlandleitungen war auch das Stromnetz des Klinikums Lippe am Donnerstag beeinträchtigt. Weil die empfindlichen Apparate jedoch mit starken Spannungswechseln nicht klar kommen, wurden für drei Stunden Notstromaggregate eingeschaltet, berichtet Ulrich Herzog.

In Detmold hat der Sturm auch an diversenen öffentlichen Gebäuden Schäden hinterlassen. "Dabei handelt es sich um umgestürzte Bäume und zum Teil heruntergefallene Dachziegel", berichtet die Stadtverwaltung. Besonders getroffen habe es das Gymnasium Leopoldinum, die Weerth-Schule am Standort Siegfriedstraße und die Johannes-Brahms-Musikschule, und zudem das Ferdinand-Brune-Haus (Technisches Rathaus), das Jugendamt an der Wittekindstraße und den Bahnhof. Dennoch: "Der Betrieb in allen betroffenen Gebäuden kann weiter laufen", heißt es aus dem Rathaus. Einzig die Musikschule sei zunächst noch gesperrt gewesen. Für die Schüler sowie Besucher bestehe keine Gefahr, die Schadensstellen seien gesichert und die Schäden würden so schnell wie möglich behoben.

Insgesamt hat es in Detmold rund 250 Feuerwehreinsätze gegeben. Etwa 165 Kräfte waren bis zum späten Abend im Einsatz, um umgestürzte Bäume und abgedeckte Dächer zu versorgen. Zudem bleiben alle Wege und Zugänge zum Detmolder Palaisgarten in den nächsten Tagen aus Sicherheitsgründen geschlossen, teilt die Stadt mit. Die städtischen Friedhöfe wurden ebenfalls aus Sicherheitsgründen gesperrt. Sie sollen erst in den kommenden Tagen wieder für Besucher geöffnet werden.

Am Studentwohnheim Detmold - die Bilder verbreiteten sich viral über Facebook - entstand ein größerer Schaden. „Wir hatten großes Glück, dass niemand verletzt wurde", sagt Hausmeister Jakob Braun. Alle drei Häuser an der Bielefelder Straße, in denen rund 120 Studenten wohnen, seien beschädigt. „Doch niemand muss ausziehen", betont Braun. Die Reparaturen der Hausdächer laufen. Den Schaden beziffert Flore auf eine „hohe fünfstellige Summe". „Wir sind sind sehr froh, dass angesichts der dramatischen Sturmfolgen an den Detmolder Wohnheimen niemand verletzt wurde", sagt Flore.

Horn-Bad Meinberg: Ein Schwerpunkt in Horn-Bad Meinberg war die Altenbekener Straße, auf der zehn Fahrzeuge zwischen umgestürzten Bäumen feststeckten. Große Probleme hatte die Feuerwehr laut Stephan Beinker, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Horn-Bad Meinberg, bei ihren Einsätzen mit uneinsichtigen Fahrern, die die Feuerwehrleute zum Teil heftig beschimpft hätten oder einfach die Absperrungen ignorierten und einfach weiterfuhren. „So etwas haben wir in dieser Form noch nicht erlebt. Auch im Beller Holz (B 239) war die Feuerwehr wegen umgestürzter Bäume im Großeinsatz. Auf der Nordstraße (L 945) fiel ein Baum auf ein fahrendes Fahrzeug, wobei der Fahrer nicht verletzt wurde. Insgesamt waren laut Stephan Beinker 68 Feuerwehrleute und 21 Bauhofmitarbeiter im Einsatz.

Lage: Im Bereich der Zuckerstadt sind derzeit noch die Soorenheider Straße in Waddenhausen, die Ohrser Straße und die Teutoburger-Wald-Straße zwischen Hörste und Augustdorf gesperrt. "Und sie werden es auch noch eine Zeitlang bleiben", so Lages Bauhofleiter Leif Salitter. Denn zunächst müssten die vom Sturm entwurzelten Bäume zersägt und abtransportiert werden. Besonders schlimm hat es den Wald entlang der Teutoburger-Wald-Straße erwischt. In der Senke hinter dem Heinrich-Hansen-Haus stapeln sich regelrecht die entwurzelten Bäume. Zudem hingen noch schwere abgerissene Äste in den Kronen und könnten jederzeit herabfallen. "Das Risiko getroffen zu werden, ist groß", so Salitter, "besonders, wenn durch Schnee die Standfestigkeit von bereits geschädigten Bäumen weiter geschwächt wird."

Große Schäden im Lagenser Stadtwald und auf dem Jüdischen Friedhof an der Flurstraße beklagt Margarete Wißmann von der Stabsstelle Umwelt der Stadt Lage. Auf dem ältesten Teil des Friedhofs sei ein Baum auf ein auf dem Nachbargrundstück geparktes Auto gefallen und habe dies beschädigt. Zusammen mit Förster Junginger müsse sie in den nächsten Tagen eine Schadensbilanz für den Stadtwald anfertigen, wo viele Bäume gleich reihenweise entwurzelt worden seien. Probleme gebe es auf den Waldwegen, so Margarete Wißmann. Diese seien durch die Schnee- und Regenfälle völlig aufgeweicht und könnten von den schweren Fahrzeugen der Waldarbeiter kaum befahren werden.

Dass die Stadt, was ihre Gebäude betreffe, viel Glück bei dem Sturm gehabt habe, betont die Leiterin des Gebäudemanagements, Petra Lesemann. "Größere Schäden gibt es nicht, auch keine Personenschäden", sagte sie. Lediglich ein paar Dachziegel hätten sich von der Grundschule am Sedanplatz gelöst, aber niemanden verletzt.

In der Lemgoer Bodelschwinghstraße ist ein Baum auf ein Auto gefallen. - © Marlen Grote
In der Lemgoer Bodelschwinghstraße ist ein Baum auf ein Auto gefallen. (© Marlen Grote)

Lemgo: Am Donnerstagvormittag stürzte ein Baum in der Bodelschwinghstraße auf ein Auto. Die Lagesche Straße war ab Bahnhof in Richtung Lage gesperrt. Größere Schäden hat der Sturm an der Laubker Mehrzweckhalle hinterlassen. Derzeit ist noch die Lagesche Straße zwischen Bahnhof und Kreisel Steinweg gesperrt. Hier droht ein Schornstein zumzukippen. Die Sicherung stellt sich als sehr kniffelig dar und wird noch einige Zeit dauern.

Leopoldshöhe: In Leopoldshöhe wurde gegen 13.30 Uhr eine Frau schwer verletzt, weil ein Baum auf ihr Auto gestürzt war.

Lügde: In Lügde waren aus den verschiedenen Einheiten rund 100 Kräfte der Feuerwehr im Einsatz. Insgesamt wurden laut einer Pressemitteilung 53 Bäume beseitigt oder gesichert. Besonders tückisch war die Verbindungsstraße zwischen Falkenhagen und Wörderfeld. Hier waren zu Beginn ein Bus und mehrere Autos eingeschlossen worden die es laut Feuerwehr schnellstmöglich zu befreien galt. Die Einsatzkräfte selbst drohten von umstürzenden Bäumen vorwärts und rückwärts eingeschlossen zu werden.

Fotostrecke: Sturmtief Friederike

Nordlippe: Auch hier hat am Tag nach dem Orkan das Aufäumen begonnen. Größere Schäden an öffentlichen Gebäuden gab es hier nicht, aber auch von kommunalen Gebäuden haben sich Dachziegel gelöst. Sehr angespannt war die Lage am Donnerstag in Barntrup, wo ein Dach eines Privathauses in der Innenstadt vom Sturm angehoben worden war und auf die Mittelstraße zu stürzen drohte. Die Straße musste gesperrt werden, ein Dachdecker reparierte den Schaden bereits während des Sturmes: "Das war schon brenzlig", beschreibt Bürgermeister Jürgen Schell die Lage. Die Feuerwehr hatte Großalarm ausgerufen und alle Kräfte mobilisiert. Insgeamt habe die Stadt Barntrup aber Glück gehabt, sagt Schell abschließend.

Bürgermeisterin Monika Rehmert berichtet aus Extertal: "Wir hatten zwar über 40 Einsätze der Feuerwehr im Gemeindegebiet, hauptsächlich waren es umgestürzte Bäume. Größere Schäden an öffentlichen Gebäuden sind uns bisher nicht bekannt, gesperrte Straßen sind zum Teil schon wieder befahrbar. Aktuell sind noch Abschnitte "Im Flinkenhaspel", "Schönhagener Ring" und Kükenbrucher Str. gesperrt, die Aufräumarbeiten dort dauern noch an.

In Kalletal sind laut Bürgermeister Mario Hecker keine größeren Straßen mehr gesperrt. In Faulensiek musste Freitagvormittag ein umgestürzter Baum beseitigt werden, der auf Grund seines Wurzelwerkes ein Stück Straße mit aufgerissen hatte. Öffentliche Gebäude wurden nicht in Mitleidenschaft gezogen. Eine Beisetzung auf dem Friedhof Langenholzhausen musste am Donnerstag in Ansprache mit der Trauerfamilie vor dem Hintergrund der hohen Bäume an der Grabstätte abgesagt werden, die Trauerfeier konnte aber in der Kirche in Langenholzhausen stattfinden. "Ansonsten waren natürlich, wie in allen Kommunen vermutlich, dankenswerter Weise reichlich Feuerwehrfrauen/-männer im Einsatz", so Hecker.

Die Feuerwehr hatte auch in Dörentrup 17 Einsätze wegen des Sturmes. "Insgesamt war die Situation bei uns schlimmer als bei Orkan Kyrill", schätzt Bürgermeister Friedrich Ehlert die Lage ein. Viele Privathäuser seien beschädigt worden, und auf dem Rieper Berg seien viele Bäume umgekippt, gibt Ehlert die Berichte der EInsatzkräfte wieder. "Wir als Kommune sind noch mit einem blauen Auge davongekommen."

In einigen Teilen Dörentrups und im Bereich des Kleebergs in Kalletal-Lüdenhausen fiel der Strom aus. An beiden Stellen lag es laut Stadtwerke-Chef Arnd Oberscheven an Bäumen, die auf Freileitungen gefallen seien. Die Stadtwerke Lippe-Weser schickten Mitarbeiter an die Einsatzstellen.

Oerlinghausen: Die Lämmershagener Straße und die Rathausstraße wurden gesperrt. Die Tunnelstraße musste am Nachmittag gesperrt werden. Gestrüpp und Unrat wurden auf die Straße geweht. Nach der Reinigung wurde die Straße für den Verkehr wieder freigegeben.

Schieder-Schwalenberg: Laut Bürgermeister Jörg Bierwirth sind 15 zum Teil sehr große Bäume (meistens Nadelbäume) im Schlosspark Schieder umgefallen. Der ist deshalb bis auf weiteres gesperrt.

Schlangen: Die Feuerwehr Schlangen war mit 30 Einsatzkräften an insgesamt 25 verschiedenen Einsatzstellen. Viele Straßen und Wege waren komplett blockiert.

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