Grippewelle: Immer mehr Menschen kommen ins Klinikum Lippe

Kreis Lippe. Die Kliniken kommen an ihre Grenzen. Nachdem Bielefeld und Paderborn gemeldet hatten, dass es keine freien Kapazitäten mehr gibt, meldet auch das Klinikum Lippe, dass alle der 1.200 Betten an den Standorten Lemgo, Detmold und Bad Salzuflen belegt sind. &bdquo; Wir weisen Notfallpatienten aber nicht ab, sondern nehmen sie auf, wenn es erforderlich ist . Und dringende Operationen werden auch gemacht", sagt der Medizinische Geschäftsführer Dr. Helmut Middeke.

Die Lage: Middeke beschreibt sie als &bdquo;sehr angespannt", denn der Strom der Patienten reiße nicht ab, mithin sei ein Ende der Grippewelle noch nicht in Sicht. &bdquo;Im Winter öffnen wir eine zusätzliche Station, aber in diesem Jahr haben wir besonders viele Fälle. Es kann auch schon mal vorkommen, dass wir kurzfristig Patienten samt Bett auf den Flur stellen müssen." Und es ist auch nicht nur die Grippe, die die Menschen im wahrsten Sinn des Wortes umhaut.

&bdquo;Der Virus schwächt das Immunsystem, dann setzen sich bakterielle Infekte oben drauf. Wir haben eine zunehmende Zahl vom Atemwegsinfekten, das heißt Lungenentzündungen oder schwere Bronchitis", sagt Middeke. Auch beim Pflegepersonal dünnen sich die Reihen aus, das sei allerdings noch im Rahmen.

Optionen: &bdquo;Alles, was dringend ist, das wird gemacht, aber Operationen, die verschoben werden können, die verschieben wir in Absprache mit den Patienten", sagt der Geschäftsführer. Das Verständnis sei groß. zumal sich mittlerweile auch rumgesprochen habe, dass es in allen Kliniken Probleme gibt. &bdquo;Wir werden dann gefragt, warum wir nicht mehr Betten und Zimmer vorhalten, aber wenn die den Großteil des Jahres nicht belegt sind, dann ist das nicht wirtschaftlich, und darauf müssen alle Kliniken achten", sagt Middeke.

Die Betroffenen: Es sind nicht nur Menschen mit geschwächtem Immunsystem betroffen, sondern es zieht sich durch alle Altersgruppen – und auch geimpfte Personen sind dabei. &bdquo;Das ist in diesem Jahr außergewöhnlich, denn es hat etwas mit dem verwendeten Impfstoff zu tun", erklärt Dr. Michael Weber, Pneumologe am Klinikum Lemgo. Die Grippe trete in jedem Jahr auf, allerdings sind nicht immer die gleichen Viren-Stämme Auslöser. &bdquo;Das Robert-Koch-Institut schaut weltweit, was grassiert, und daraus resultieren dann die Empfehlungen. Der Impfcocktail verändert sich also von Jahr zu Jahr", erklärt der Pneumologe.

Und dann ist es auch eine Kostenfrage. Die Kassenärztliche Vereinigung habe einen günstigeren Dreifachimpfstoff in ihrem Leistungskatalog aufgenommen. Der aber wirkt kaum gegen den Influenza-Stamm, der Yamagata heißt und in dieser Saison eben gehäuft auftritt. Weber selbst hat sich anders geschützt, mit einem Vierfach-Impfstoff, den auch die Ständige Impfkommission vor Beginn der Grippesaison empfohlen hatte. &bdquo;Der ist aber nicht von den Kassen erstattet worden, das heißt, die Patienten hätten dafür selber zahlen müssen", sagt Weber.

Die Prophylaxe: Frisches Obst, Gemüse, frische Luft, Bewegung, Händewaschen und desinfizieren – das alles hilft, aber einen hundertprozentigen Schutz, nicht zu erkranken, gebe es nicht. Er habe schon davon gehört, dass das Medikament &bdquo;Tamiflu" prohylaktisch eingesetzt werde. Weber: &bdquo;Aber das müssen Sie dann täglich nehmen – während der ganzen Grippesaison." Verschrieben wird es nur bei schweren Verläufen oder wenn es um Risikopatienten geht, die an chronischen Atemwegserkrankungen leiden.

Ganz unumstritten ist die Wirkungsweise auch nicht. Das Robert Koch-Institut rät deshalb: Auf keinen Fall sollte die vorsorgliche Einnahme andere vorbeugende Maßnahmen ersetzen. Wer sich oft die Hände wäscht, beuge Atemwegsinfektionen wirksam vor.

Die Aussichten: Ganz Deutschland ist rot – mit Ausnahme eines kleinen Fleckchens in Oberbayern. Auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts (www.rki.de) kann man auf einer Karte sehen, wo die Grippe und auch die Bakterieninfektionen der Atemwege grassieren. &bdquo;Es hat in diesem Jahr später angefangen, das hat uns überrascht. Wir rechnen damit, dass das ausläuft, wenn es wärmer wird. Ende März, Anfang April sollte es vorbei sein", wagt Dr. Weber eine Prognose.

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