Krankheitswelle: Schon mehr als 550 Grippefälle in Lippe

Kreis Lippe. 170 Patienten an einem Tag – Hausarzt Dr. Bertel Berendes aus Lügde arbeitet wie viele seiner Kollegen am Limit. Das Klinikum hat einige Pflegekräfte quasi reaktiviert, und das Kreis-Gesundheitsamt zählte bereits 551 Fälle echter Grippe.

&bdquo;Es sind eine Handvoll Pflegekräfte, die wir reaktiviert haben, und wir haben nur die angesprochen, die zum Ende des Jahres ausgeschieden sind", sagt Klinikum-Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte. 2.500 Mitarbeiter zählt das Klinikum – &bdquo;aber auf solche Wellen können Sie sich nicht vorbereiten."

Die Grippewelle wirkt sich auch auf die Vorräte aus. Bestimmte Hustenmittel sind knapp oder in kleinen Packungsgrößen ausverkauft. Gleiches gilt für Grippe-Schnelltests. Christian Schmidt, Bezirksvorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe, bestätigt die Einschätzung des Landarztes. &bdquo;Ich habe noch kein Jahr wie dieses erlebt." Mit einem Blick in die Lieferliste stellt er fest, dass Kleinstmengen an Paracodin (ein Mittel gegen Husten und Hustenreiz) nicht mehr lieferbar sind und Ibuprofen-Säfte knapp werden.

In seinem Lagerbestand sehe es gut aus. &bdquo;Als wir gemerkt haben, was da abgeht, haben wir alles eingekauft, was wir kriegen konnten. Auch, weil wir an unserem Standort mit den Praxen die zentrale Anlaufstelle für viele Patienten sind. Und Kinder brauchen zum Beispiel eben auch Ibuprofen-Säfte", sagt er.

Der Apotheker sieht keinen Grund zur Panik. &bdquo;Es gibt alternative Medikamente, man muss die Therapie mit den Ärzten absprechen." Oder größere Packungen verschreiben. &bdquo;Wenn man mehrere Grippe-Fälle in einer Familie hat, dann geht das ohne Probleme." In ein bis zwei Wochen sei das alles wieder vorbei. Einen nachhaltigen Effekt könne die Grippewelle aber haben. &bdquo;Ich denke schon, dass sich mehr Menschen impfen lassen, und die Diskussion um den Impfstoff wird sicher anders geführt. Die Entscheidung für das günstigere Präparat war gar nicht gut." Obwohl auch das keine 100-prozentige Garantie sei, denn eine starke Erkältung könne man immer bekommen.

Tamiflu, das ausschließlich verordnet werde, wenn eine echte Influenza diagnostiziert wird, sei fünfmal stärker nachgefragt worden als 2017. &bdquo;Darum ist es wichtig, sofort zum Arzt zu gehen, wenn man die Symptome hat. Tamiflu hilft, wenn es am Anfang der Krankheit genommen wird." Dass die Schnelltests ebenfalls Mangelware sind, sieht er auch im Liefersystem. &bdquo;Die sind nicht so schnell nach zu produzieren. Ein Arzt wird anhand der Symptomatik erkennen, ob eine echte Influenza vorliegt und wird bei unklarerem Befund auf Nummer sicher gehen."

Der Apotheker stellt fest, dass die Zahl der Atemwegserkrankungen seit Jahren steigt. &bdquo;Die Viren machen den Anfang und dann kommen Bakterieninfektionen hinzu."

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