Verdi protestiert gegen die "Ausgliederungswut" am Klinikum Lippe

Kreis Lippe. Die Schirme sind gespannt, die Schals wehen im Wind. Nur die Hände frieren, die Transparente bei Schmuddelwetter vor dem Detmolder Medicum in Höhe recken. Rund 60 Klinik-Mitarbeiter sind gekommen, um vor der Sitzung des Aufsichtsrates gegen die geplante Ausgliederung von Servicebereichen zum 1. Januar zu demonstrieren.

Darunter auch Elisabeth Thiel und ihre Kollegin Karin Tonnat. Die beiden arbeiten seit 33 Jahren am Klinikstandort in Lemgo und sorgen für Sauberkeit – angestellt sind die beiden Reinigungskräfte noch bei der Klinikum Lippe GmbH (KLG). Ab Januar werden sie und 60 weitere Personen aus dem Servicebereich für die Klinik-Tochterfirma &bdquo;ahr Lippe Dienstleistungs GmbH" (aLD) arbeiten.

&bdquo;Wir haben keine Information und wissen derzeit nicht, wo und wie wir ab Januar arbeiten sollen", kritisiert die 58-jährige Thiel. Ihre Kollegin nickt, und die restlichen 60 Demonstranten pusten lautstark in ihre roten Trillerpfeifen. Weder die Klinikleitung noch der Betriebsrat hätten die Betroffenen informiert, um ihnen Ängste zu nehmen. &bdquo;Dieses Unsicherheitsgefühl erzeugt wirklich Existenzängste und vermiest einem das Weihnachtsfest", sagt Tonnat.

Nur zu Wochenbeginn habe jemand ihre Konfektions- und Schuhgrößen notiert, denn der neue Arbeitgeber wolle sie auch neu einkleiden. &bdquo;Künftig tragen wir nicht mehr weiße, sondern blau-weiß gestreifte Kleidung", sagt Thiel. Doch auf Informationen über Gehalt oder Urlaub warte sie immer noch.

Der Vorwurf geht auch an den Betriebsratsvorsitzenden Ralf Jahn: &bdquo;Wir wollten bis zuletzt die Auslagerung stoppen, leider ohne Erfolg. Daher konnten wir die Mitarbeiter nicht kurzfristig informieren." Ergebnis sei, dass die Klinikleitung 60 Mitarbeiter in die aLD-Tochtergesellschaft auslagere. &bdquo;Die erhalten dort Haustarifverträge, neue Chefs, aber beim Gehalt ändert sich für die alten Mitarbeiter nichts." Doch alle neuen aLD-Mitarbeiter erhalten weniger Geld.

Dies bestätigt Klinik-Prokurist Ulrich Herzog: &bdquo;Es ist beschlossen, dass die 60 Mitarbeiter ab dem 1. Januar in der aLD arbeiten." Damit wachse die Tochtergesellschaft des Klinikums, die sich um Patienten- und Materialtransport, Reinigung der Bettenzentrale und den Haus- und Hofdienst kümmere, auf 400 Mitarbeiter. Hinzu kämen noch 130 Mitarbeiter, die in einer zusätzlichen Firma Mahlzeiten zubereiteten und sich um den Klinik-Cafeterien kümmerten. Die Logistik müsse aus einem Guss erfolgen – im Interesse aller. Es gehe nicht, dass in Lemgo die aLD und in Detmold die KLG Betten transportiere.

Herzog betont: &bdquo;Für die Leute ändert sich in Sachen Lohn, Urlaub oder Altersversorgung nichts. Da gibt es Besitzstandswahrung." Nur neue Mitarbeiter würden nach &bdquo;aLD-Haustarif" bezahlt, der pro Stunde zwei Euro niedriger sei. Einsparungen seien wichtig: &bdquo;Wir brauchen schwarze Zahlen, wenn das Klinikum Standort der Maximalversorgung bleiben soll."

Weniger Geld Verdi-Gewerkschaftssekretär Volker Hoppmann nennt die Maßnahme unsozial: &bdquo;Gab es bis dato nur unterschiedlich bezahlte Abteilungen, werden in Zukunft ein gut und ein schlechter bezahlter Kollege die gleiche Arbeit verrichten." Dieser Schritt sei Gift für den Betriebsfrieden. Verdi sieht eine &bdquo;Ausgliederungswut" am Klinikum, die auch Patienten schade.

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