Bethel baut neues Gebäude für die Kinder- und Jugendpsychiatrie

Kreis Lippe. Das Land hat die Betten umverteilt. Nach 17 Jahren schließt die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Klinikum Lippe am Standort Bielefeld. Das Klinikum Bethel übernimmt, die Lipper hingegen werden an einem neuen Standort, im Gespräch sind Minden oder Lübbecke, stationäre Betten übernehmen.Die zehn Mitarbeiter in Bielefeld sind nicht entlassen worden, sondern haben sich erfolgreich beim neuen Träger beworben.

In Bethel sind 27 stationäre und 16 tagesklinische Plätze für die Kinder- und Jugendpsychiatrie geplant. Bethel baut dafür ein neues Gebäude, das 2022 fertig sein soll. Die Entscheidung des Landes, in Bethel ein Zentrum aufzubauen, kann der lippische Chefarzt Dr. Ulrich Preuß nachvollziehen. &bdquo;Stationäre Betten fehlten in Bielefeld, der Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie fehlte Bethel im Angebot – insofern ist das nachvollziehbar und ein großer Vorteil, wenn man das Angebot in der Fläche sieht", sagt Dr. Preuß. Laut Vereinbarung mit dem Land NRW wird die regionale kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung in Bielefeld inklusive der Notfallversorgung ab 2019 durch das Evangelische Klinikum Bethel übernommen. Die Lipper hingegen werden in Minden oder Lübecke zusätzliche Plätze in einer neuen Tagesklinik mit 32 Betten einrichten.

&bdquo;Der Bedarf steigt, diese Entwicklung hat man bei den ersten Planungen 2001 noch nicht so vorhergesehen", stellt Dr. Preuß fest. Damals hatten sich die Kreise Minden-Lübbecke, Lippe, Herford und die Stadt Bielefeld zusammengeschlossen. In Bad Salzuflen waren die Kapazitäten 2010 in Schötmar aufgestockt worden. Die Tageskliniken sind ein teilstationäres, wohnortnahes Therapieangebot für Kinder- und Jugendliche mit psychischen oder psychosomatischen Störungen. Ärzte, Psychologen, Erzieher, Heilpädagogen und andere kümmern sich um die kleinen und größeren Patienten.

Die Gesamtzahl der Behandlungsplätze steigt von 91 auf 122. &bdquo;Die Nachfrage ist enorm gewachsen. Das liegt auch daran, dass die Patienten früher kommen, was sehr gut ist", erklärt der Chefarzt. Außerdem gebe es deutlich mehr Fälle, bedingt durch die Zuwanderung und die Flüchtlinge. &bdquo;Da geht es nicht nur um die traumatischen Fluchterlebnisse, sondern darum, dass die Kinder vorher schon krank waren." Keineswegs sei es so, dass diese Gruppe zahlenmäßig besonders herausrage. &bdquo;Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem", sagt Dr. Preuß.

"Kinder brauchen schneller Hilfe" Kommentar von Astrid Sewing Psychische Erkrankungen sind keine Seltenheit mehr unter Kindern und Jugendlichen. Druck in der Schule, Mobbing oder falsche Schönheitsideale führen immer häufiger zu Verhaltensauffälligkeiten. Sie können mit einer Behandlung in einer der Kinder- und Jugendpsychiatrien enden. Laut einer Studie zeigen 15 bis 22 Prozent, das sind etwa drei Millionen Kinder und Jugendliche bundesweit, psychische Auffälligkeiten.

Psychische Erkrankungen werden bei 10 Prozent aller Kinder und Jugendlichen diagnostiziert. Das liegt auch daran, dass die Anzeichen ernster genommen werden, dass Eltern früher reagieren. Das ist gut, denn je früher behandelt wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Auffälligkeit gar nicht erst zu einer ernsten Krankheit entwickelt.

Da ist es kontraproduktiv, wenn es zu wenig Plätze und Betten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt. 2001, als sich die Kreise Lippe, Herford, Minden-Lübbecke und die Stadt Bielefeld zusammengeschlossen hatten, war das sicher so nicht absehbar. Doch dass es aktuell immer noch zu wenig Behandlungsplätze gibt, ist nicht nachvollziehbar. Das Land hätte viel früher daran gehen und die Zahl der Betten und Plätze aufstocken müssen.

Bis Bielefeld mit dem kompletten Angebot an den Start geht, wird es dauern. Und auch die Tagesklinik, die die Lipper künftig organisieren werden, ist noch nicht gebaut.

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus