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Kommentar zur Leistung der Polizei in Lippe: "Pauschalurteil hilft nicht"

Astrid Sewing

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Die Kreispolizeibehörde in Lippe steht zur Zeit unter harscher Kritik. Mitte Februar war bekannt geworden, dass aus den Räumen in Detmold Beweismittel verschwunden sind. - © Bernhard Preuß
Die Kreispolizeibehörde in Lippe steht zur Zeit unter harscher Kritik. Mitte Februar war bekannt geworden, dass aus den Räumen in Detmold Beweismittel verschwunden sind. (© Bernhard Preuß)

Kreis Lippe.  Ex-Kripochef Wolfgang Pader hat Landrat Dr. Axel Lehmann nicht ausreichend informiert, einzelne Polizisten haben eine saumäßige Ermittlungsarbeit abgeliefert. Punkt. Schönrederei gab es bei der Pressekonferenz zum Stabswechsel nicht. Die drei Neuen, die das Ganze jetzt in der Kreispolizeibehörde aufarbeiten müssen, haben ihre Führungsqualitäten unter anderem im Landeskriminalamt bewiesen. LZ-Redakteurin Astrid Sewing kritisiert, dass über die Leistung der Polizei zu pauschal gerichtet wird.

Nach dem Missbrauchsskandal in Lügde folgt eine Zäsur. Die Polizei „lässt die Hosen runter", zeigt, dass sie zu Fehlern steht. Das ist man so nicht gewohnt, eher steht die Behörde für einen Korpsgeist, für eine Geschlossenheit, die das Gefühl vermitteln soll, es läuft alles, es ist alles sicher.

Doch das ist ein Trugschluss, denn Polizisten sind eben Menschen und die machen Fehler. Dass will man nicht gerne hören, aber der Fall in Lügde hat gezeigt, dass es Handlungsbedarf gibt. Eingeschliffene Abläufe müssen auf den Prüfstand, es geht nicht, dass der oberste Chef, Landrat Dr. Axel Lehmann, nicht weiß, was eigentlich Sache ist. Wobei man hier durchaus die Frage stellen muss, wie intensiv er eigentlich seinem Kripo-Chef auf die Finger geschaut hat. Denn bereits vor Lügde soll klar gewesen sein, dass es in der Direktion Kriminalität keineswegs rund läuft. Warum sonst hatte man eine Arbeitsgruppe, die sich genau damit beschäftigt hat?

Jetzt gibt es einen Riesenschaden, denn nicht einzelne Beamte müssen sich zu Recht verantworten, sondern alle werden öffentlich durch die Mangel gedreht. Innenminister Herbert Reul hat dazu beigetragen, weil er eben nicht nur radikale Aufklärung betreibt, sondern auch Politiker ist. Mit Sätzen wie „Das hätte meine Oma gemerkt, dass da was faul ist" macht man Schlagzeilen, aber man stellt damit auch alle Polizisten in Lippe als Deppen hin. Reuls Verdienst ist, dass er öffentlich macht, was schief gelaufen ist, dass er Konsequenzen zieht. Das hätte auch gereicht.
In Lippe wird es für die neue Führung nicht leicht, das Vertrauen wieder aufzubauen – das der Bevölkerung, aber auch das der Polizisten, die gute Arbeit machen.

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