Hochschule OWL muss 10,8 Millionen Euro stemmen

Kreis Lippe. Die Nachfrage nach Studienplätzen ist ungebrochen, auch an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Doch das Angebot für junge Nachwuchskräfte will auch finanziert sein – und hier haben es derzeit die Lipper schwerer als andere: Zwei Bürden von insgesamt 10,8 Millionen Euro muss die Hochschule außer der Reihe schultern, sagt Präsident Prof. Dr. Jürgen Krahl.

&bdquo;Derzeit verhandeln Bund und Länder den vierten Hochschulpakt. Wir wissen nicht, was dabei herauskommt, und auch nicht, wie das Land NRW das dann umsetzt." Mit der Ungewissheit müssen derzeit alle Hochschulen im Land leben, allerdings tragen nicht alle dieselben Belastungen. Die Ersatzbauten für die PCB-belasteten Gebäude reißen ein tiefes Loch ins Säckel: &bdquo;Hier müssen wir einen großen Eigenanteil leisten: sechs Millionen Euro." Und auch vom Bauprojekt für den Fachbereich 2 in Detmold – Kostenpunkt: insgesamt zwölf Millionen Euro – muss die Hochschule 40 Prozent aus eigener Kraft aufbringen. Das macht summa summarum etwa 10,8 Millionen Euro, freilich über Jahre gestreckt.

Ein Verzicht auf die PCB-Sanierung kommt für Prof. Krahl selbstverständlich nicht in Frage: &bdquo;Die Gesundheit der Mitarbeiter und Studierenden geht unter allen Umständen vor."

Krahl geht davon aus, dass das Land die Leistungen der Hochschule goutieren wird: &bdquo;Wir bieten ein attraktives und hochwertiges Studienangebot und sind immerhin unter den Top Ten der forschungsstärksten Hochschulen in Deutschland", betont er. Es herrsche keineswegs &bdquo;Land unter": &bdquo;Wir sind weder pleite noch handlungsunfähig, sondern wir stellen uns für die Zukunft auf", tritt er anderslautenden Gerüchten entgegen. Aber: Sechs Millionen Euro mal eben zusätzlich zu stemmen, sei für eine kleine Hochschule schwieriger als etwa für eine große Universität, erklärt Kanzlerin Nicole Soltwedel. &bdquo;Hier hoffen wir auf Geld aus dem Hochschulpakt 4." Wenn das nicht reiche, müsse man das Gespräch in Düsseldorf suchen. Dass die Finanzen in Lemgo intern auf den Prüfstand gestellt würden, sei vollkommen normal, sagt Krahl. 2018 habe die Hochschule eine Budgetierung eingeführt, die Verwaltung habe sich bereits einer Prüfung unterzogen.

Nun gelte es, auch in allen anderen Abteilungen die Finanzierung unter die Lupe zu nehmen: &bdquo;Es geht um interne Transparenz, um die Frage: Wer hat welche Ausgaben? Das passiert in jedem Unternehmen." Dazu habe er ein allererstes Gespräch mit den Dekanen geführt. Insgesamt sollen etwa 200.000 Euro an Sachmitteln eingespart werden – ausdrücklich nicht am Personal. Krahl hält nichts davon, mit der Rasenmähermethode zu kürzen. Das hielte er &bdquo;für Aktionismus und auch einer sich rasch entwickelnden Technischen Hochschule für nicht angemessen. Wir lösen diese Fragen gern im internen Dialog."

Über die Grundsätze der Mittelverteilung entscheide am Ende der Senat und einmal im Jahr auch der Hochschulrat. Immerhin gelte es, mit vereinten Kräften weiter dafür zu sorgen, dass hier weiterhin eine exzellente Lehre stattfinden könne. &bdquo;Die Hochschule erfreut sich immer mehr Zulaufs." Seit 2008 habe sich die Zahl der Studierenden um 150 Prozent gesteigert, und die Hochschule OWL habe im Vergleich zu den anderen Hochschulen ein extrem gutes Betreuungsverhältnis. &bdquo;So soll es auch bleiben."

Linke Tasche, rechte Tasche Ein Kommentar von Marianne Schwarzer

Das ist schwer zu verstehen: Da vermietet das Land über seinen Bau- und Liegenschaftsbetrieb Gebäude an die Hochschule. Die Miete bestreitet die Hochschule aus Mitteln des Landes, das Geld macht also nur einen kleinen Schlenker über Lippe. Welch ein Irrsinn.

Es kommt noch besser: Die Gebäude sind teilweise mit PCB verseucht. Einige werden aufwendig saniert, andere müssen ersetzt werden. Die Hochschule als Mieterin muss einen Eigenanteil für Modernisierung bezahlen, dazu auch noch einen für Verbesserungen, die die Ersatzbauten bringen. Unterm Strich sind das Kosten von sechs Millionen Euro. Die kann die Hochschule aber nur tragen, wenn sie dafür Geld vom Land bekommt.

Jetzt darf sich das Hochschulpräsidium mal schön den Kopf darüber zerbrechen, wie es die sechs Millionen Euro allein im Zuge der PCB-Sanierung schultern kann. Denn der Etat – vom Land kommen 51 Millionen Euro – ist mit knapp 80 Prozent fürs Personal reserviert, und natürlich muss auch Geld in die Lehre fließen.

Ja, eine Kostenbremse ist sinnvoll, aber nicht so. Es ist doch klar, dass sich Sanierungen oder Bauprojekte nur mit Hilfe des Landes stemmen lassen. Irgendwann, so die Hoffnung, kommt vielleicht das Geld aus Düsseldorf, muss es kommen. Wenn nicht? Dann kommt es wahrscheinlich trotzdem aus Düsseldorf, nur später. Planungssicherheit geht anders.

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