Parkausweis für Behinderte ist in Lippe nur schwer zu bekommen

Kreis Lippe. Er ist begehrt, denn er sichert Menschen das Recht auf einen Behindertenparkplatz. Doch der Sonderparkausweis für schwerbehinderte Menschen ist schwer zu bekommen, die Hürden sind sehr hoch. Astrid Lehre, die das Fachgebiet Straßenverkehr des Kreises Lippe leitet, muss viele Antragsteller enttäuschen.

65.000 Akten lagern im Keller der Straßenverkehrsbehörde, zusammengekommen sind sie in den vergangenen 30 Jahren. Die Zahl steigt, denn wer einen Schwerbehindertenausweis hat, darf damit nicht automatisch auf einem ausgewiesenen Behindertenparkplätzen parken. Man benötigt auf jeden Fall einen besonderen Parkausweis. &bdquo;Früher gab es unter anderem keine Steuererleichterungen für Menschen mit Behinderung, die mit dem blauen Ausweis verknüpft waren, da wurden weniger Anträge gestellt", sagt Lehre.

Doch die Hürden seien sehr hoch. &bdquo;Es müssen extreme Beeinträchtigungen sein, dauerhaft." Um den blauen Parkausweis zu beantragen, benötigt man einen Schwerbehindertenausweis mit den Merkzeichen aG (außergewöhnlich gehbehindert) oder Bl (blind). Die körperliche Beeinträchtigung muss bei mindestens 80 Prozent liegen. &bdquo;Das heißt quasi, dass sich die Betroffenen kaum noch bewegen können, also dauerhaft auf den Rollstuhl angewiesen sind", erklärt Lehre. Oder aber sie sind körperlich stark eingeschränkt. Seit Anfang 2009 können Contergan-Geschädigte (beidseitige Amelie oder Phokomelie) und Menschen mit vergleichbaren Beeinträchtigungen (zum Beispiel Amputation beider Arme) den blauen Parkausweis bekommen.

Die Nachfragen kämen aber auch von Menschen, die zeitweise an einer schweren Krankheit litten und deshalb den blauen Parkausweis gebrauchen könnten. &bdquo;Da hat der Gesetzgeber keinen Auffangtatbestand vorgesehen. Wir dürfen den Ausweis nicht auf Zeit ausgeben. Auch wenn wir das sehr gut nachvollziehen können, müssen wir viele Antragsteller enttäuschen", sagt sie. Einige Irrtümer müsse sie korrigieren. Der Parkausweis sei personenbezogen und nicht auf andere übertragbar. &bdquo;Er ist nicht auf ein bestimmtes Auto eingetragen, sondern auf den Inhaber. Daher kann er immer dann zum Einsatz kommen, wenn die berechtigte Person fährt oder gefahren wird", erklärt Astrid Lehre.

Der EU-einheitliche blaue Sonderparkausweis erlaube auf den mit Zusatzschild 866 (Rollstuhlfahrersymbol) besonders gekennzeichneten Parkplätzen, den sogenannten Behindertenparkplätzen, zu parken. &bdquo;Oft höre ich die Klage, dass vor allem bei Discountern auf den gekennzeichneten Plätzen mit dem Rollstuhlsymbol welche mit ihrem Auto stehen, die keinen Behinderten fahren. Das Problem ist, dass da die Marktleitung eingreifen müsste, was aber oft nicht passiert."

Gibt es keine Parkmöglichkeit, berechtigt der blaue Ausweis unter anderem dazu, bis zu drei Stunden an Stellen zu parken, an denen das eingeschränkte Halteverbot angeordnet ist. Wer sich dort hinstellt, muss die Parkscheibe einstellen.

"Ausweis auf Zeit ist sinnvoll" Ein Kommentar von Astrid Sewing

Es ist einfach eine Dreistigkeit, sich als gesunder Mensch mit seinem Auto auf einen Behindertenparkplatz zu stellen. Egal, ob ich nur kurz in einen Laden rein springe oder ob ich nur mal eben was einlade oder, oder, oder – es sind letztlich nur Ausreden. Mindestens einen Spruch verkneife ich mir nicht, wenn ich es auf einem öffentlichen Parkplatz mitbekomme. Ich finde es unverschämt, es Menschen, die es ohnehin schwer genug haben, noch schwerer zu machen.

Allerdings verkneife ich mir das, wenn ich sehe, dass jemand gefahren wird, der mit Krücken aus dem Auto steigt oder der sich mit einem mobilen Sauerstoffgerät bepackt aus dem Fahrzeug quält. Das sind nur Beispiele, es gibt viele Krankheiten, die die Betroffenen zeitweise sehr schwächen, und warum muss man denen zumuten, fern vom Schuss zu parken? Da ist es mir egal, ob sie einen blauen Ausweis haben. Sie sind darauf angewiesen, dass sie kurze Wege haben, also sollen sie ruhig auf dem Parkplatz für die Schwerbehinderten stehen.

In dem Sinne finde ich es überhaupt nicht nachvollziehbar, warum es keine Ausweise gibt, die so lange gelten, bis eine schwere Krankheit überwunden ist. Die Geltungsdauer könnte festgelegt werden; wer den Parkausweis länger braucht, erbringt den Nachweis. Was unterscheidet die eine Behinderung von der anderen? In der Einschränkung sind sie gleich, nur eine ist nicht von Dauer. Zum Glück.

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