"Med in Lippe" soll Kooperation der Ärzte begünstigen

Kreis Lippe. Am Anfang war es eine Art Friedensvertrag, heute, 15 Jahre später, ist es eine Notwendigkeit, dass niedergelassene Ärzte und Klinikum kooperieren. Beide profitieren voneinander, beide haben das gleiche Ziel: die bestmögliche medizinische Versorgung für die Lipper und das heißt auch, junge Ärzte zum Bleiben zu bewegen. Gestern wurde die Zusammenarbeit von Ärztenetz und Klinikum erweitert, es wird die neue Dachmarke &bdquo;Med in Lippe" geben und einen ersten Lippischen Gesundheitstag im September.

Ärzte reden von sektorübergreifender Versorgung. Beispiel: Wer chronisch krank ist, wird im Krankenhaus behandelt und anschließend von seinem Hausarzt und Fachärzten weiter versorgt. Dazwischen war lange Zeit Niemandsland – die Kliniken schließen den Vorgang mit der Entlassungsbrief ab, der Hausarzt übernimmt.

&bdquo;Vor 15 Jahren, als Ärztenetz und Klinikum die ersten Projekte gemeinsam gemacht haben, war das Konkurrenzdenken größer, da war der Kooperationsvertrag eher so etwas wie ein Friedensvertrag", sagt Dr. Hans-Christian Körner, der das Ärztenetz mitgegründet hat. Heute sei das überhaupt kein Thema mehr, Ziel sei eine durchgehende bestmögliche medizinische Versorgung der Patienten.

Hinzu komme, dass es immer mehr ältere Patienten gibt, die weitere Hilfe brauchen. &bdquo;Wenn sie nach Hause kommen, müssen auch dort die Voraussetzungen stimmen", sagt Constanze Liebe, kaufmännische Leiterin des Ärztenetzes. Deshalb habe man sektorenübergreifende Netzwerke in Lippe für die Bereiche Geriatrie, Pflegeheim- und Schlaganfallversorgung sowie in der Palliativmedizin geschaffen. Konkret kümmert sich speziell ausgebildetes Personal um die Patienten, wenn diese zum Beispiel die Klinik verlassen, um sicherzustellen, dass sie weiterhin bestmöglich versorgt sind.

Mit dem neuen Kooperationsvertrag gehen die Partner einen Schritt weiter. Sie wollen gemeinsam junge Mediziner davon überzeugen, in Lippe zu bleiben. Karl Arne Faust, Facharzt für Allgemeinmedizin in Detmold, bildet in seiner Praxis seit zehn Jahren aus. &bdquo;Es gibt einen Klebeeffekt, wenn man die jungen Mediziner in ihrer Ausbildung früh anspricht und ihnen die Vorteile zeigen kann." Lippe könne mit seiner ländlichen Struktur durchaus punkten.

&bdquo;Es gibt heute ganz andere Möglichkeiten. Das Modell, Praxisgemeinschaften zu betreiben, ist für junge Ärzte interessant", sagt Liebe. Sie könnten selbst bestimmter ihren Arbeitsalltag gestalten – in Kliniken hingegen gebe es Schichtpläne. &bdquo;Das ist für uns ein großes Problem. Und es ist durchaus so, dass es für Ärzte durchaus eine attraktive Alternative ist, nach der Facharztausbildung in die ambulante Versorgung zu wechseln, also zum Beispiel in eine Praxisgemeinschaft einzusteigen", stellt Dr. Helmut Middeke, Medizinischer Geschäftsführer des Klinikums Lippe fest.

Aber auch das Klinikum profitiere. &bdquo;Wir bündeln die Jobportale und entwickeln den Weiterbildungsverbund weiter. Gleichzeitig bieten wir für Studierende Praktikums- und Ausbildungsplätze im Klinikum und in den haus- und fachärztlichen Praxen an", ergänzt Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer des Klinikums Lippe. Vor dem Hintergrund der neuen medizinischen Fakultät OWL sei die Kooperation besonders wichtig.

Auch der erste Lippische Gesundheitstag, den Klinikum und Ärztenetz unter der Schirmherrschaft von Landrat Dr. Axel Lehmann gemeinsam in der Phoenix-Contact-Arena auf die Beine stellen, solle verdeutlichen, dass es reizvoll ist, sich in Lippe niederzulassen.

Keine Prämien Das Klinikum Herford zahlt ab Juli 8000 Euro, wenn Mitarbeiter einen Oberarzt dazu bewegen, sich auf eine Stelle zu bewerben. &bdquo;Wir zahlen keine Prämien, um Ärzte ans Klinikum Lippe zu locken", sagen Dr. Johannes Hütte (Geschäftsführer) und Dr. Helmut Middeke (Medizinischer Geschäftsführer). Die Sicherung der Versorgung durch Ärzt, Hebammen und Pflegekräfte sei das Thema der kommenden Jahre. &bdquo;Das kann man nur langfristig sehen und die Rahmenbedingungen entsprechen gestalten. Es ist nicht akzeptabel, anderen Fachkräfte abzujagen", sagt Hütte.

"Med in Lippe" soll Kooperation der Ärzte begünstigen

Zukunft des Klinikums Lippe: Wozu die beiden früheren Geschäftsführer raten

Digitales Patientensystem am Klinikum Lippe erfolgreich gestartet

Minister Laumann: Krankenhausreform in Lippe erfolgreich gestartet

Tebbe berufen: Klinik für Gastroenterologie Lippe jetzt Teil der Uni-Klinik OWL

„Lippischer Laufzettel“: So funktioniert die neue Einweisung ins Krankenhaus

Versorgungszentrum sei nicht genug - Grüne kritisieren Lemgos Ärtzeversorgung

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus