Entscheidung gefallen: Klinikum Lippe braucht einen neuen Chef

Kreis Lippe. Es war der &bdquo;Tag der Entscheidung“ fürs Klinikum Lippe: Wie berichtet, hatten zuletzt die beiden Parteivorsitzenden von SPD, Katrin Freiberger, und CDU, Lars Brakhage, die &bdquo;gütliche Trennung von Klinik-Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte“ gefordert . Am Donnerstag nun tagte die Gesellschafterversammlung. Ergebnis: Dr. Johannes Hütte muss gehen.

&bdquo;Die Gesellschafterversammlung der Gesundheit Lippe GmbH hat sich mehrheitlich für eine einvernehmliche Trennung von Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte zum 31. März 2025 ausgesprochen“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung des Kreises Lippe. Gleichzeitig habe sie Landrat Dr. Axel Lehmann als Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung mit der Suche nach einer neuen Geschäftsführung beziehungsweise eines Interim-Managements beauftragt. Lehmann bedauerte die Entscheidung, hatte er doch immer betont, gerne mit Hütte weiter zusammenarbeiten zu wollen .

Geschäftsführer ohne Unterstützung Hütte wird offenbar nicht unmittelbar freigestellt, sondern zunächst die Geschäfte weiter führen. Sein Vertrag wäre regulär 2026 ausgelaufen. Er äußerte sich dazu auf LZ-Anfrage nicht, hatte aber nach Bekanntwerden der Trennungspläne Brakhages und Freibergers eine Stellungnahme abgegeben. Die Medizinische Geschäftsführerin Dr. Christine Fuchs, die ihm zur Seite steht, hatte im Vorfeld angekündigt, ebenfalls zu gehen, falls die Trennung von Hütte besiegelt würde. Inwieweit das nun passiert, ist unklar. Ihr Vertrag läuft im kommenden Jahr aus.

Lehmann betont in seiner Erklärung, die unmittelbar nach der Sitzung an die Presse verschickt wurde, er halte die nun getroffene Entscheidung &bdquo;mit Blick auf die weitere Entwicklung unseres Klinikums und der medizinischen Versorgung der Lipperinnen und Lipper für grundfalsch“. Auf &bdquo;die offensichtlich weitgehend im Alleingang vorgetragene Abberufungsforderung der beiden Parteichefs Brakhage (CDU) und Freiberger (SPD)“ war in der Versammlung kein entsprechender Antrag eingegangen. So übernahm Lehmann dies selbst, nicht aus Überzeugung, sondern weil er sich zum Handeln gezwungen gesehen habe. &bdquo;Nur so ist weiterer Schaden vom Klinikum und von der Person des Geschäftsführers abzuwenden“, heißt es in seiner Erklärung weiter. Ein Geschäftsführer müsse während des größten strukturellen Umbaus der gesamten deutschen Kliniklandschaft von einer breiten politischen Unterstützung getragen werden.

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Lehmann macht aus seiner Verbitterung keinen Hehl: &bdquo;Wir wechseln jetzt mitten im Strom die Pferde. Und dieser Strom ist reißend: Deutschlandweit leiden die Kliniken unter erheblichem Personalmangel, 80 Prozent der Kliniken in Deutschland schreiben rote Zahlen, die Krankenhausreformen von Bund und Land zwingen Kliniken zu gewaltigen Struktur- und Prozessveränderungen (...).“ Er sieht aber auch das Klinikum Lippe mit ganz spezifischen Problemen konfrontiert: die Entwicklung zum Universitätsklinikum sei längst nicht abgeschlossen (bisher seien sieben von zwölf Lehrstühlen besetzt), es stünden bauliche Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe an und es warteten komplexe Gespräche mit dem Land und der Ärztekammer über die Standortentwicklung und Fördergelder.

Fokus aufs Uni-Klinikum Die erfolgreiche Entwicklung des Universitätsklinikums sei besonders wichtig, sie bringe junge, hoch qualifizierte Medizinerinnen und Mediziner nach Lippe - nur so könne die ländliche Region dem Ärztemangel im Klinikum, aber auch in der Niederlassung begegnen.

CDU und SPD müssten nun Verantwortung übernehmen - und sich daran messen lassen, ob die Neustrukturierung des Klinikums Lippe, die universitäre Weiterentwicklung, die notwendigen Bauprojekte und die wirtschaftliche Stabilisierung mit einer noch zu suchenden neuen Geschäftsführung gelängen. Schließlich sei eine zeitnahe und dauerhafte Wiederbesetzung auch aufgrund der anstehenden Kommunalwahl ungewiss.

SPD und CDU in der Verantwortung Im Vorfeld hatte SPD-Fraktionschefin Ilka Kottmann, die aus beruflichen Gründen selbst nicht an der Gesellschafterversammlung hatte teilnehmen können, erklärt, innerhalb der Fraktion habe man sich den Tag über noch hinsichtlich des Vorgehens zu Anträgen in der Versammlung am späten Nachmittag abgestimmt. Mit welcher Erwartungshaltung und Einstellung die SPD-Mitglieder in die Versammlung gingen, dazu könne sie sich daher nicht äußern. Zudem betonte sie, die SPD werde keinen eigenen Antrag zur Abberufung Hüttes stellen.

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Auch CDU-Fraktionschef Andreas Kasper erklärte im Gespräch, die CDU selbst werde keinen Antrag stellen, dazu bestehe keine Notwendigkeit, denn es gebe einen solchen bereits. Die CDU, so erklärte er weiter, stehe zu den Aussagen ihres Parteichefs Lars Brakhage sowie Katrin Freibergers (SPD) hinsichtlich einer Trennung von Johannes Hütte. Einen Neuanfang im Sinne einer Neuausrichtung erachte die Fraktion nicht nur inhaltlich, sondern auch im personellen Sinn für richtig. Kasper gehe davon aus, dass eine vernünftige Lösung gefunden werde.

Inga Loke, stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/ Die Grünen, erklärte im Vorfeld der Gesellschafterversammlung, sie erwarte, &bdquo;dass SPD und CDU die volle Verantwortung übernehmen für die nun anstehenden großen Herausforderungen im Klinikum. Ich erwarte von den beiden Fraktionen im Kreistag nun einen verantwortungsvollen Plan, wie die gemeinsam gefassten Beschlüsse zur Zukunft des Klinikums umgesetzt werden können ohne Schaden für den Kreis und die Uniklinik zu verursachen, und mehr Respekt gegenüber den Beschäftigten des Klinikums und der Kreissenioreneinrichtungen.“

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