Lippische Bürgermeister sprechen über Drohungen und Hassmails

Kreis Lippe. Hassmails, Drohanrufe, Beschimpfungen: Nach dem Mord an Walter Lübcke wächst auch unter Kommunalpolitikern die Angst vor Übergriffen – die LZ hat bei einigen lippischen Bürgermeistern nachgefragt. Wir haben natürlich auch Landrat Dr. Axel Lehmann (SPD) um ein Statement gebeten, doch Lehmann will sich zu diesem Thema nicht äußern, ließ er über seinen Sprecher Steffen Adams ausrichten.

Heinz Reker (Parteilos), Bürgermeister in Lügde: Vor allem seit Bekanntwerden des Missbrauchsfalls habe er viele Hassmails und Drohanrufe bekommen. &bdquo;Sätze wie: Ich sollte mit dem Kinderschänder zusammen in eine Zelle gesperrt werden, gehören noch zu den harmlosen Sätzen, die ich zu hören bekomme", sagt Reker. Er habe bisher keine Anzeige erstattet. Viele der Anrufer und Schreiber machten ihn mitverantwortlich. Ihm werde vorgeworfen, dass er nicht eingegriffen habe. &bdquo;Viele wissen nicht, dass ich als Bürgermeister von Lügde nicht verantwortlich bin für das Jugendamt in Hameln-Pyrmont und die Polizei", erklärt Reker. Einschüchtern lässt er sich von den Hassmails nicht. Dabei hat sich erst vor sechs Jahren in seiner unmittelbaren Nähe ein Fall zugetragen, der vielen Amtsträgern Angst machte: Der Landrat des Kreises Hameln-Pyrmont, Rüdiger Butte, wurde 2013 in seinem Büro erschossen. &bdquo;Ich habe keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Ich will der Bürgermeister zum Anfassen bleiben", betont Reker.

Rainer Heller (SPD), Bürgermeister in Detmold: Als Stadtoberhaupt erreichten Rainer Heller hin und wieder Hassmails, antwortet die Pressestelle auf LZ-Anfrage. &bdquo;Diese betreffen überwiegend nicht seine Person, sondern allgemein die Stadt Detmold, und werden in der Regel anonym versandt", heißt es. Diese Art von E-Mails würden gelesen, aber es nicht beantwortet. In den vergangenen 15 Jahren, in denen Rainer Heller Bürgermeister sei, sei nur einmal wegen eines Hassbriefes Anzeige erstattet worden.

Klaus Geise (SPD), Bürgermeister in Blomberg : &bdquo;Ich habe bisher keine Hassmails oder andere Drohungen erhalten, aber es gab und gibt durchaus mal beleidigende oder mit schlechten Wünschen verknüpfte Mails. Daran waren unseriöse Berichterstattungen über kommunalpolitische Entscheidungen nicht ganz schuldlos. Die kritischen Rückmeldungen nehme ich immer ernst, doch je beleidigender sie werden, umso mehr verlieren sie für mich ihre Aussagekraft. Eine Anzeige musste ich noch nie erstatten. Ich habe keine Angst und mache meine tägliche Arbeit ohne Einschränkung. Denn es wäre für unser lokales Gemeinwesen fatal, sich von diesen Umständen beeinflussen oder gar leiten zu lassen."

Dr. Reiner Austermann (CDU), Bürgermeister in Lemgo: &bdquo;Leider gehört es in der heutigen Zeit dazu, dass Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, anonym beschimpft werden. Ernstzunehmende Drohungen hat es aber bislang nicht gegeben. Der Mord in Kassel ist fruchtbar, aber es macht mir keine Angst. Meine Arbeit macht mir Spaß", so Austermann.

Dr. Roland Thomas (SPD), Bürgermeister in Bad Salzuflen : &bdquo;Anzeige erstattet habe ich wegen Mails noch nicht. Mails mit beleidigendem Inhalt beantworte ich in der Regel rein inhaltsbezogen. Häufig ist der Absender dann überrascht, gelegentlich kommt es zu einem persönlichen Gespräch. Dann wollen sie es ,nicht so ernst gemeint haben. Die täglichen Kontakte mit der Bürgerschaft sind mir sehr wichtig. Solche Mails sind feige, verantwortungslos und schaden dem gewohnten unbekümmerten Miteinander im alltäglichen Leben."

Dr. Andreas Wulf (CDU), Bürgermeister in Augustdorf: &bdquo;Ich habe noch keine Hassmails bekommen und kann für Augustdorf nicht bestätigen, dass der Umgang mit uns Politikern roher geworden ist. In mein Büro gehe ich täglich mit einem guten Gefühl. Ich denke dann an die reizvolle und umfangreiche Arbeit, die mich dort erwartet. Augustdorf ist ein friedlicher Ort mit einer sehr niedrigen Kriminalitätsrate. Hier leben überwiegend friedliebende Menschen. Was in Kassel geschehen ist, ist entsetzlich. In Augustdorf kann ich mir so ein Verbrechen aber nicht vorstellen. Ich fürchte mich nicht."

Matthias Kalkreuter (SPD), Bürgermeister in Lage: &bdquo;Ich bin erst seit zwei Wochen im Bürgermeisteramt und habe bisher keine Hassmails erhalten." Er überlege, ob er in den sozialen Medien eine eigene Seite anlege, derzeit laufe alles über die Facebook-Seite der SPD. Der mutmaßlich politische Mord in Kassel sei ein Alarmsignal. &bdquo;Der gewaltsame Tod von Walter Lübcke ist ein Anschlag auf uns alle, daher müssen alle Demokraten ihre Stimme erheben, damit Radikale auf allen Ebenen keine Chance haben", sagt Kalkreuter. Zur Radikalisierung des politischen Klimas hätten zweifelsfrei auch Teile der AfD beitragen, die mit rassistischen und menschenverachtenden Parolen auf Stimmfang gingen.

Das sagt die Polizei Lars Ridderbusch, Pressesprecher der Polizei Lippe: &bdquo;Allgemein registrieren wir kein hohes Anzeigenaufkommen. In diesem Bereich ist es in Lippe noch relativ ruhig." Doch vor allem im Zuge der Ermittlungen zu den Missbrauchsfällen in Lügde habe die Polizei teils heftige Mails bekommen. &bdquo;Viele haben ihren Unmut über unsere Arbeit bekundet. Die Äußerungen waren am Rande des Erträglichen , aber wir haben keinen Schreiber angezeigt", so Ridderbusch.

Lippische Bürgermeister sprechen über Drohungen und Hassmails

Azubis sind überrascht und betroffen, wie viele Produkte vernichtet werden sollten

Türchen 21: Kelten würden hier Weihnachten feiern

Irre, besinnlich, spannend: Diese sechs Weihnachtsfilme sollten Lipper nicht verpassen

Auf einmal stürmt Möstl: Der TBV-Keeper leitet mit einer Offensivaktion die Wende ein

Wie ein Lipper die Berliner Clubszene ins Rampenlicht rückt

Swingle Bells, Weihnachtscircus & Treckerlichter: Die Wochenendtipps für Lippe

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €