Kreis Lippe. Es ist verlockend, einfach mal über einen Zaun zu klettern und in einen See zu springen – doch das ist lebensgefährlich. Die Polizei hat bereits einige Platzverweise am Baggersee Im Kohlenweg in Augustdorf ausgesprochen.
Mehrere Jugendliche hatten die Verbots- und Warnschilder ignoriert und waren in das Gewässer gesprungen, das auf einem Privatgelände liegt. Auch sonst gibt es immer wieder Meldungen, dass in Seen gebadet wird, wo es nicht erlaubt ist. In Lage gibt es Stellen in Müssen und Waddenhausen, die als Geheim-Tipp gehandelt werden. In Bad Salzuflen-Holzhausen ist es der Krietfeldsee, wo das Baden ebenfalls verboten ist.
Wer sich nicht daran hält, kann wegen Hausfriedensbruch angezeigt werden, schreibt die Polizei. „Neben möglichen rechtlichen Konsequenzen, die ein widerrechtliches Betreten nach sich ziehen kann, sollten Bürgerinnen und Bürger, die auf der Suche nach dem kühlen Nass sind, auch die eigene Gesundheit nicht außer Acht lassen", heißt es weiter.
Im Kreis Lippe sind bereits mehrere Menschen ertrunken. Ein Fall ist Jörg Mengedoht, Pressesprecher der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft in Lippe, in Erinnerung geblieben. Ein 16-Jähriger war in Varenholz von einem Kletterfelsen gesprungen – und untergegangen. „Die Taucher haben ihn gefunden, aber da war es längst zu spät", sagt Mengedoht. Das Problem sei, dass man Personen, die untergehen, nicht sieht. „Das ist eben anders als in einem Hallenbad oder Freibad. Die Sicht in einem freien Gewässer ist knapp unter der Wasseroberfläche bereits stark eingeschränkt."
Und es gibt ein weiteres wichtiges Unterscheidungskriterium: Die Wassertemperaturen in einem See sind völlig anders als in einem künstlichen Bad. Das Wasser in Seen sei nur in der Oberflächenschicht warm, je tiefer der See ist, um so kälter ist er. „Das geht bis auf vier Grad runter. Wer also aufgeheizt ins Wasser springt, der läuft Gefahr, dass der Kreislauf zusammenbricht. Oft ist außerdem noch Alkohol im Spiel, das macht es noch gefährlicher", erklärt Mengedoht.
Speziell bei Baggerseen werde unterschätzt, dass sie Randbereiche instabil sind oder das es unter Wasser Bruchkanten gibt, die man nicht sieht. Stürze jemand und verletze sich, gebe es zumeist keine schnelle Hilfe. Die DLRG ist im Kreis Lippe in Stemmen und am Schiedersee im Einsatz. „Am Schiedersee haben wir mehrere Personen aus dem Wasser geholt, die sind auch da geschwommen, wo das Schiff lang fährt. Da gibt es vielfach überhaupt kein Bewusstsein für die Gefahr, der man sich aussetzt", sagt der Rettungsschwimmer.
Seit mehreren Jahren wird darüber diskutiert, ob und wann die Badeverbotsschilder am Schieder-See abmontiert werden. „Aktueller Stand ist: Es bleibt erst einmal beim Badeverbot", sagt Benjamin Krentz, Betreiber des Freizeitzentrums. Wie berichtet, hatten sich Algen im Juni 2018 massenhaft vermehrt, der Kreis Lippe hatte daher empfohlen, den Hautkontakt mit dem Wasser zu vermeiden. Bisher sei der See in diesem Jahr vom Algenbefall verschont geblieben, so Krentz. „Wenn wir nächstes Jahr auch keine Probleme mit der Wasserqualität haben, könnten wir beim Kreis Lippe einen Badesee-Anerkennungsantrag stellen", erklärt Krentz. Der Kreis habe schon Unterstützung signalisiert, aber er sei immer noch unschlüssig.
„Bevor wir das Siegel ,Badesee erhalten, müssen wir bestimmt eine hohe fünfstellige Summe in Umkleidekabinen, Duschen, Kontrollen und Badeaufsicht investieren", sagt Krentz. Es müssten noch viele Dinge geklärt werden, bevor er das „Wagnis Badesee" am Schieder-See eingehe. „Obwohl ich weiß, dass viele Menschen diesen Wunsch haben, ist es natürlich auch finazielles Wagnis."
Keine Badegäste gibt es derzeit am Stemmer See in Kalletal-Varenholz – der Betreiber hat den öffentlichen Badebetrieb wegen Überfüllung und aggressiver Gäste eingestellt. Für die Camper bleibt er geöffnet. „Das ist der einzige zugelassene Badesee im Kreisgebiet, der vom Gesundheitsamt kontrolliert wurde", sagt Kreissprecher Steffen Adams. Trotz des Badeverbots werde weiter regelmäßig durch Experten des Kreises die Wasserqualität kontrolliert. „Denn es kann ja sein, dass der Badebetrieb wieder aufgenommen wird", sagt Steffen.