Podiumsdiskussion der CDU: Mehr Respekt und mehr Personal

Kreis Lippe. Auch wenn der Kreis Lippe der sicherste Kreis im Land ist: Die Menschen fühlen mitunter dennoch eine Bedrohung. Grund genug für die CDU, eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema &bdquo;Sicherheit in Lippe" am Freitagabend zu veranstalten. Die Gäste mischten sich rege ein.

Respekt im Umgang mit Amtspersonen und im Miteinander bis hin zum Sport, die geringe Polizeidichte und das Unsicherheitsgefühl der Bürger, das unter anderem genau daher rührt – das waren die beherrschenden Themen am Freitagabend im Lemgoer Kesselhaus. &bdquo;Ich frage mich, woher eigentlich die Verrohung in unserer Gesellschaft kommt", meinte beispielsweise Karl-Heinz Brakemeier, der als Vorsitzender des Lippischen Feuerwehrverbandes an der Runde teilnahm. Als Feuerwehrmann erleben er und Polizist Stephan Schaper, der als Bürgermeisterkandidat für die CDU in Lügde antritt, regelmäßig Respektlosigkeit bei Unfällen. Man müsse die Leute auch vor sich selbst schützen, meint Brakemeier, denn Bilder schlimmer Unfälle gingen einem auch später noch im Kopf herum." Schaper wünscht sich, dass Menschen sensibler für das Thema werden, die Arbeit der Polizei nicht behindern und sich gegenseitig darauf aufmerksam machen: &bdquo;Entweder anpacken oder weggehen, alles ist besser, als im Weg rumzustehen."

Recht braucht Respekt Jens Gnisa ist Direktor des Amtsgerichtes in Bielefeld und wohnt in Horn-Bad Meinberg. Er mache auch vor Gericht die Erfahrung, dass Richter nicht mehr mit so viel Respekt behandelt und sogar angepöbelt werden. &bdquo;Aber Recht braucht Respekt", sagte er. Zum Sicherheitsgefühl steuerte er aus persönlicher Erfahrung bei: &bdquo;Da schlage ich die Tageszeitung auf und lese, dass bei meinen Nachbarn eingebrochen worden ist." Das hinterlasse kein gutes Gefühl.

Hier sei Prävention das A und O, sagt dazu Günther Dreier, der als Vertreter des Weißen Rings an der von CDU-Kreisvorsitzendem Lars Brakhage souverän moderierten Runde teilnahm. Sicherheitsmaßnahmen würden oft dazu führen, dass beispielsweise Einbruchsversuche im Keim erstickten. Doch ein Großteil der Opfer, die zum Weißen Ring kämen, hätten sexuelle Gewalt erlebt.

Wenn es um Respekt und vor allem den Mangel daran geht, kann auch Wilfried Starke, Präsident des Kreissportbundes, ein trauriges Lied singen. Wie später auch einer der Zuhörer berichtete, komme es auch auf lippischen Fußballplätzen zu unschönen Szenen, Pöbeleien und Übergriffen. Die Schuld daran gibt Starke unter anderem den Fußballprofis: &bdquo;Das sind alles andere als Vorbilder, aber Vorbilder brauchen wir." Auch wie manch ein Trainer beispielsweise den Schiedsrichter angehe, sei untragbar. Vorbilder müssten aber auch die Eltern sein: Nicht umsonst gebe es auf manchen Fußballplätzen zehn Meter jenseits der Aus-Linie eine weitere Linie, die von Eltern nicht überschritten werden dürfe. Gleichwohl gelte: &bdquo;Der Sport in Lippe ist sicher."

Wenig Polizisten Sicher fühlen sich dennoch manche Bürger nicht, wie die weitere Diskussion auch aus dem Publikum ergab. Beatrix Boekstegers berichtete etwa von einem nächtlichen Hilferuf an die Polizei. &bdquo;Wenn die erst nach einer halben Stunde bei uns außerhalb Blombergs ankommt, dann überlegt man als Jäger doch schon, mal die Waffe rauszuholen", sagte sie.

Dass die lippische Polizei personell nicht gut besetzt ist, darüber herrschte offenkundig Einigkeit bei allen Anwesenden. Allerdings brachte Landtagsabgeordneter Dietmar Panske, Sprecher des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses IV, frohe Kunde: &bdquo;Ab nächstem Jahr wird es besser." 2003 seien jährlich nur 500 neue Polizisten ausgebildet worden, jetzt seien es 2500. &bdquo;Aber bis die alle fertig sind, wird es dauern, und das werden Sie nicht sofort hier in Lippe spüren." Hier korrigierte ihn allerdings Michael Kling von der Polizeigewerkschaft: Eine Besserung trete wegen der hohen Durchfallquote der Absolventen frühestens 2021 ein.

Breitseiten gegen Lehmann und Wagener Das muss ihm erst einmal einer nachmachen: Gerade mal 25 Minuten hat CDU-Chef Lars Brakhage gebraucht, um den außerordentlichen Parteitag der lippischen Christdemokraten im Lemgoer Kesselhaus durchzuziehen. Die Regularien frühstückte er in Windeseile ab, selbst die Ehrung für Cajus Caesar fiel außerordentlich knapp aus. Umso mehr Zeit nahm sich Brakhage für die Eröffnung des Wahlkampfes.

Auch wenn schon viel gemunkelt wird: Die CDU hat ihren Kandidaten für die Landratswahl zwar noch nicht offiziell nominiert. Aber das hinderte Brakhage nicht, schon mal das Feld für die Auseinandersetzung mit den potenziellen Gegnern abzustecken. Da bekamen sowohl der sozialdemokratische Amtsinhaber Dr. Axel Lehmann als auch der grüne Herausforderer Robin Wagener ihr Fett weg.

Lehmann "irgendwie so reingerutscht" Es gebe drei Arten von Politikern, meinte Brakhage. Diejenigen, die Politik als Handwerk begreifen, diejenigen, die politisches Talent mitbrächten und dann diejenigen, &bdquo;die irgendwie so reingerutscht sind. Unser jetziger Landrat gehört zu dieser dritten Kategorie." Denn dieser habe noch nicht mal seine eigene Fraktion hinter sich, wie das Abstimmungsverhalten in der vorvergangenen Kreistagssitzung gezeigt habe. Der Amtsinhaber sei &bdquo;führungsschwach, ideenlos und als Landrat untauglich." Dagegen sei der grüne Kandidat einer, der den Lippern &bdquo;ihren Autofetisch nehmen wolle. Das sei eine Respektlosigkeit gegenüber Tausenden von Pendlern. Und &bdquo;wer gegen Landstraßen und Autos ist, der hat nichts verstanden."

Nach diesem deftigen Rundumschlag schlug Brakhage noch sanfte Töne an für die Ehrung des Mannes, der 13 Jahre auf dem CDU-Chefposten in Lippe und 23 Jahre im Bundestag gesessen hat. 50 Jahre ist Cajus Caesar in der CDU und erhielt die goldene Ehrennadel. &bdquo;Ich habe hier drei Seiten mit all deinen Verdiensten, aber die lese ich jetzt nicht vor, du weißt ja selbst wie das geht."

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