Diestelbrucher wirbt für Brieftaubensport als immaterielles Kulturerbe

Kreis Lippe. Die Wände sind gut bestückt – Urkunden über Urkunden zieren sie. Die Schränke nehmen dem Glanz mit ihren Dutzenden Pokalen hinter Glas nichts. Brieftauben waren das Leben Fritz Wienekes. Vor zwei Jahren hat der Diestelbrucher das Hobby zwar drangegeben – an seiner Liebe zum Brieftaubensport ändert das nichts. Gern ist er dem Aufruf seines Verbandes gefolgt und wirbt dafür, dass der Brieftaubensport bundesweit immaterielles Kulturerbe werden möge.

Der Antrag bei der Kulturministerkonferenz läuft. So schnell, wie manche Taube den heimischen Schlag wiederfindet, geht es mit der Bürokratie zwar nicht – aber zielsicher wie ihre Tiere selbst sind die Taubenfreunde durchaus. &bdquo;Ja, wir wollen in das Verzeichnis", stellt Richard Groß, Präsident des Verbandes deutscher Brieftaubenzüchter klar. Zurzeit steht das Hobby in einer Reihe mit dem Lügder Osterräderlauf, dem Festkomitee des Kölner Karnevals oder dem Martinssingen bereits auf der NRW-Liste.

"Verein der Brieftaubenliebhaber" Wieneke aber weiß, warum sein Hobby auch auf die nationale Liste gehört. &bdquo;Das Wörtchen &bdquo;Sport" in Brieftaubensport bezieht sich natürlich auf die Tiere, nicht auf uns Halter", sagt Wieneke, lacht und preist die Tauben: Ihr &bdquo;Heimfindevermögen", ihre körperliche Fitness, ihre Treue zum Schlag – aber auch das Engagement der Züchter, ihren Gemeinschaftssinn, ihre Liebe zu den Tieren. &bdquo;Nicht umsonst ist unser Verein als Verein der Brieftaubenliebhaber gegründet worden." Wieneke hat 50 Jahre die Geschäfte des Regionalverbandes Egge-Weser geführt. Dieser umfasst zwölf Reisevereinigungen, darunter drei lippische (Detmold, Lage-Lippe und Begatal). Vor einem Jahr hat er den Job drangegeben, die Liebe zu den Tieren jedoch nicht. 170 Züchter gibt es noch in Lippe. Deutlich weniger als noch vor Jahren, sagt der 77-Jährige – allerdings ganz ohne Frust in der Stimme. &bdquo;Das ist eben so."

Gründe gibt es viele: Die jungen Leute haben andere Dinge im Kopf, andere Möglichkeiten. Die Gärten werden kleiner, Genehmigungen, überhaupt einen Schlag im Garten aufbauen zu können, sind schwieriger zu erlangen. Allein in Diestelbruch hatte es bei der Gründung 1969 stolze 20 Züchter gezählt, heute gibt es keinen mehr. Die Entwicklung des Vereins steht durchaus spiegelbildlich für den Brieftaubensport. Gleichwohl haben die sieben verbliebenen Vereinsgründer unverdrossen Jubiläum gefeiert.

Bewerbung nachgebessert &bdquo;Ein Titel als ,immaterielles Kulturerbe – das wär schon was. Da kommen wir wieder ins Gespräch", ist Wieneke überzeugt. Sein Verband habe die Bewerbung nachgebessert und stelle das Brieftaubenwesen so dar, wie es sei. &bdquo;Tierschutz spielt bei uns eine große Rolle."

Distanzflüge bei Hitze würden verboten, in den Spezialfahrzeugen, in denen die Tauben zu den Abflugorten gebracht werden, gebe es Wasser und Futter. Auch betreibe der Verband eine Taubenklinik in Essen. Richard Groß: &bdquo;Als bundesweites immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet zu werden, wäre eine Wertschätzung der Leistung der Tiere, mit denen sie der Menschheit besonders als Nachtrichtenübermittler große Dienste erwiesen haben." Und es wäre auch eine Anerkennung der Trägerschaft, &bdquo;die durch die Überlieferung ihres spezifischen Wissens die Zukunft der Brieftauben sichert."

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