Vom Schließen und Öffnen: Skurriles Verfahren um Salzufler Hundesalon

Kreis Lippe. Virusgeprägte Zeiten bringen skurrile Geschichten. Eine davon dreht sich um den Bad Salzufler Hundesalon &bdquo;Pfiffikus" und seine Besitzern Barbara Völker. Die 71-Jährige hatte sich gegen die coronabedingte Schließung ihres Ladens gewehrt. Doch kaum hatte das Verwaltungsgericht Minden Ende März ihren dazugehörigen Eilantrag abgelehnt , nahm es die Entscheidung schon wieder zurück . Der Grund: Der Laden hätte durch das Ordnungsamt Bad Salzuflen auf Basis der Coronaschutzverordnung nie geschlossen werden dürfen... oder sollen. Die Hintergründe sind kurios.

Hunde sind Barbara Völkers große Leidenschaft. Daher betreibt sie seit zwölf Jahren ihren kleinen Laden direkt im Herzen der Kurstadt. Zweibeiner müssen hier schon länger draußen bleiben – seit die Coronakrise auf dem Vormarsch ist. &bdquo;Die Kunden können ihre Hunde am Zaun vor dem Geschäft anleinen und wieder abholen", sagt Völker. Mensch zu Mensch begegne sich nicht. Auch die Bezahlung läuft kontaktlos – entweder über im Briefumschlag oder per Überweisung. Gesundheit geht vor – für die 71-Jährige ist das selbstverständlich, schließlich gehört sie selbst zur Risikogruppe.

Ordnungsamt will Salon schließen Doch alle Vorsicht hat nichts genutzt. Am 24. März klingelt nach Angaben der Salonbesitzerin das Telefon. Am anderen Ende der Leitung fordert ein Ordnungsamtsmitarbeiter die Salzuflerin auf, den Hundesalon mit sofortiger Wirkung zu schließen. Der Grund: Die Dienstleistung falle nicht unter die Grundversorgung und dürfe daher laut Coronaschutzverordnung nicht fortgesetzt werden. &bdquo;Man hat mir das einfach so am Telefon mitgeteilt, ich war völlig baff", sagt sie.

Trotz mehrfacher Nachfrage bleibt eine schriftliche Bestätigung aus. &bdquo;Ich war sauer darüber, wie man mit mir umgesprungen ist." Die Stadt räumt später ein: &bdquo;Eine bessere und zügigere Kommunikation seitens der Stadt zur Saloneigentümerin hätte den Prozess vermieden." Da die Stadt aber nicht reagiert, wird Völker ermutigt, gegen die Schließung vorzugehen. &bdquo;Wir hatten gute Chancen, da der Salon alle entsprechenden Schutzmaßnahmen getroffen hatte", sagt Rechtsanwältin Morenike Stoffregen. Außerdem hätte die Stadt bei der telefonischen Begründung die geltende Coronaschutzverordnung falsch interpretiert, meint Stoffregen. &bdquo;In NRW durften alle Dienstleister unter entsprechenden Auflagen weitermachen – mit Ausnahme der ausdrücklich genannten Bereiche." Darunter fielen zu diesem Zeitpunkt beispielsweise Friseure oder Nagelstudios.

Das Verwaltungsgericht Minden verfolgt dieselbe Argumentation – und dennoch muss der Hundesalon geschlossen bleiben. Ein entsprechender Eilantrag wird am 31. März ablehnt. Die Begründung: Obwohl durch die kontaktlose Hundeübergabe generell nichts gegen das Angebot spreche, könne die Stadt nach dem Infektionsschutzgesetz im Einzelfall abwägen, ob der Betrieb des Hundesalons eine unnötige Gefahrenquelle darstelle. Nach Angaben des Verwaltungsgerichts überwiege hier das Interesse der Stadt, Bürger vor einer möglichen Ansteckung zu schützen.

Was das Gericht zu diesem Zeitpunkt nicht nicht weiß: Die Stadt Bad Salzuflen hatte sich gar kein Bild vor Ort gemacht und nach eigenen Angaben auch nicht vor, den Salon im Sinne des Infektionsschutzgesetzes zu schließen. Peggy Gajewi, Pressesprecherin der Stadt Bad Salzuflen schreibt dazu: &bdquo;Dies hätten wir deutlicher zum Ausdruck bringen müssen. Durch dieses Versäumnis musste die Salonbesitzerin von einer Schließungsverfügung ausgehen." Die Stadt habe seit dem Vorfall ihre Kommunikation verbessert, daher sei es zu keinem weiteren Missverständnis gekommen.

Das Verwaltungsgericht Minden hebt am 2. April den gerade gefasstem Beschluss auf, und Barbara Völker darf ihren Salon wieder ganz offiziell betreiben. &bdquo;Ich bin froh, dass wir Klarheit schaffen konnten." Ohne den Hundesalon wäre ihre Existenz in Gefahr gewesen. Und auch andere Betreiber hätten nach der Entscheidung ihren Salons wieder aufgemacht. Zufrieden sind besonders die Kunden. &bdquo;Meine Haare sind mir egal, aber mein Hund braucht das", sagt eine Halterin. Und dem gehe es dabei gar nicht um die Schönheit.

Anderes Bundesland, andere Regeln Nach dem erfolgreichen Ausgang des Verfahrens habe sich eine weitere Hundesalonbetreiberin aus Hessen bei Morenike Stoffregen gemeldet. Dieser Dame habe die Salzufler Anwältin aber nicht helfen können. "In Hessen dürfen Hundesalons seit Mitte März laut Verordnung tatsächlich nicht öffnen", erklärt sie. Womöglich sei dies auch ein Grund gewesen, weshalb es überhaupt zu dem Missverständnis durch die Stadt gekommen sei.

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