Klinikum Lippe wendet neue Operationsmethode bei Leberpatienten an

Kreis Lippe. Wache Augen, ein strahlendes Lachen und durchaus ein flotter Gang: Wer heute Angelika Diestelkamp gegenübersteht, hätte niemals geglaubt, dass sich die 67-Jährige noch vor einem guten halben Jahr kaum ohne Rollstuhl hätte fortbewegen können. Dass sie heute keinen Wasserbauch mit sich herumschleppen muss, hat sie Dr. Heiko Schlieker und Dr. Dirk Härtel, zwei Oberärzten im Klinikum Lippe, und deren neuer Operationsmethode zu verdanken.

Doch der Reihe nach: Angelika Diestelkamp ist schwer an der Leber erkrankt. Das Organ ist stark vernarbt, das Gewebe verhärtet, und das Blut kann nicht mehr durch die Pfortader hindurch zum Herzen gelangen. Die Folge: Eine gigantische Wasseransammlung im Bauchraum. &bdquo;Das ist eine Aszites, also das, was der Laie Bauchwassersucht nennt", erläutert Dr. Schlieker, Oberarzt für Gastroenterologie im Klinikum. &bdquo;Das war ganz schrecklich", erzählt Angelika Diestelkamp, während sie den langen Klinikflur entlang geht. &bdquo;Vor der Operation musste ich mich im Rollstuhl schieben lassen."

Regelmäßig musste Wasser aus dem Bauchraum abgezapft werden Woher kommt das Wasser? – &bdquo;Das Blut aus dem Darm, das normalerweise durch die Pfortader eintritt, wird in der Leber gereinigt. Wenn die Leber das aber nicht mehr leisten kann, kommt es zu Stauungen und am Ende zu solchen Wasseransammlungen." Bereits im Frühjahr vergangenen Jahres hatten sich erste Symptome gezeigt: &bdquo;Ich war auf einmal ganz schlapp, und ich hatte Wassereinlagerungen. Zuerst habe ich das auf mein Alter geschoben, dass ich nicht mehr so konnte", erzählt die 67-Jährige.

Doch dann war klar: Es liegt an der Leber. Sie musste regelmäßig ins Klinikum kommen, um das Wasser aus dem Bauchraum abzapfen zu lassen. Literweise Wasser: &bdquo;Kurz vor der Operation haben wir tatsächlich zehn Liter abgezapft", berichtet Dr. Schlieker.

Das sei eine gängige Behandlungsmethode, um dem Patienten zunächst einmal Erleichterung zu verschaffen. Der Nachteil: Die Nährstoffe, die eigentlich aus dem Darm in den Körper hätten gelangen sollen, werden mit abgezapft. Daher auch die Kraftlosigkeit, unter der Angelika Diestelkamp gelitten hat: &bdquo;Alles war für mich mit dem Satz ,ich kann nicht verbunden", erzählt sie.

"Alles war für mich mit 'ich kann nicht' verbunden" Schließlich beschlossen die Ärzte im Klinikum, es mit einer Behandlung zu versuchen, die bis dato nicht in Lippe angewandt worden war: &bdquo;Bisher haben das vor allem Universitätskliniken angeboten", berichten Dr. Schlieker und sein Kollege Dr. Dirk Härtel, der Oberarzt in der Kardiologie ist. &bdquo;Die Methode ist etwa zehn Jahre alt, aber mittlerweile ist das Verfahren noch besser und sicherer geworden." Beide Oberärzte hatten sich in diversen intensiven Fortbildungen in die minimalinvasive Methode eingearbeitet.

Dr. Härtel hat in der Leber die verstopfte Pfortader sozusagen kurzgeschlossen: Es wird eine neue, künstliche Verbindung gelegt, die große Teile der Blutversorgung an der Leber vorbei gewährleistet, ohne deren Blutversorgung zu gefährden. &bdquo;Wenn Sie so wollen, ist das eine Art Umgehungsstraße", erklärt der Kardiologe. Damit er aber auch genau sieht, was er tut, wird das Ganze während des gesamten Eingriffs mit Kontrastmittel und Röntgenbildern überwacht.

Freude über "ein ganz anderes Leben" Das war nicht so einfach: &bdquo;Das erkrankte Lebergewebe ist sehr verhärtet, und es kostet Überwindung, da hindurchzustechen", berichtet Dr. Härtel. Alles ging gut: &bdquo;Ich habe mich schon direkt nach dem Eingriff viel besser gefühlt, und heute kann ich sogar wieder in meinen Garten arbeiten." Angelika Diestelbach ist sehr glücklich. &bdquo;Das ist jetzt ein ganz anderes Leben."

Ihre Leber wird davon nicht wieder ganz gesund. &bdquo;Aber jetzt haben wir ein Stadium, das wir gut im Griff haben", betonen die Mediziner. Fünf Mal haben sie den Eingriff bisher im Klinikum vorgenommen. &bdquo;Und es werden weitere folgen."

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