Weshalb Fahrraddiebe oft leichtes Spiel haben

Kreis Lippe . Mehr als 250.000 Fahrräder sind 2019 in Deutschland gestohlen worden. Die sechsstellige Zahl betrachtend, ist der Kreis Lippe ein &bdquo;Ponyhof". 750 waren es 2019. Die Täter: Kleine Gauner, organisierte Banden, Kneipengänger, die nicht zu Fuß heim wollen. Die Polizei, dein Freund und Helfer? Oft machtlos. Trotz GPS-Trackern und Codierungsaktion des ADFC.

Unterwegs in Detmold, Schülerstraße: Viele Räder sind nur mit einem einfachen Kabelschloss angeschlossen. Unterwegs auf dem Parkplatz des Lemgoer Marktkaufs: Einige scheinen gar nicht gesichert, andere mit teuren Bügelschlössern.

"Unsere Polizei hat nicht genügend Personal" Weil nicht jeder Bestohlene zur Polizei geht, ist die Dunkelziffer hoch. Fahrraddiebstahl scheint &bdquo;normal" zu sein. Was beispielsweise den ADFC auf die Palme bringt. Vorsitzender Manfred Wiehenkamp aus Bad Meinberg: &bdquo;Unsere Polizei in Lippe hat nicht genügend Personal, um hier regelmäßig zu ermitteln. In Bad Meinberg wurde vor einigen Wochen sogar ein Fahrrad von einer Terrasse gestohlen. Das Tor war 1,30 Meter hoch. Vielen Radbesitzern fehlt es an guten ebenerdigen Unterstellplätzen."

Der ADFC codiert schon seit mehr als 25 Jahren Fahrräder. Das hilft, wenn ein gestohlenes Rad irgendwo wieder auftaucht. Aber das ist nicht die Regel. Frank Neuwohner verkauft in Detmold Fahrräder und merkt an: &bdquo;Wer sich ein gutes Fahrrad kauft, sollte auch ein gutes Schloss kaufen." Was Tobias Hempelmann (Lippe Bikes) und Ayse Bali (Fahrrad-Becker in Lemgo), genauso sehen: &bdquo;Für ein hochwertiges Schloss sollte man 100 Euro und mehr einkalkulieren." Neuwohner wie Hempelmann sind unisono davon überzeugt, dass das soziale Umfeld in einer Stadt wie Detmold auf einen Menschen, der ein Fahrrad quer durch die Fußgängerzone trägt, nicht reagiert. Hempelmann: &bdquo;Kümmert keinen, und niemand will Ärger."

Diebe schrecken auch vor Carports und Garagen nicht zurück Ist der Dieb ein Profi, steht zudem ein Sprinter eine Straße weiter, und das Rad ist 24 Stunden später 500 Kilometer weit weg. Bali: &bdquo;Unsere Kunden berichten, dass Diebe auch vor einem Carport oder der Garage nicht zurückschrecken." Beim ADFC geht man davon aus, dass womöglich mehr Leute auf das Fahrrad umsteigen würden, wenn die Dinger nicht immer verschwinden würden.

Und die Polizei? Natürlich legen die Beamten Aktenzeichen an, aber Täter werden nur in geringem Maße ermittelt. Polizeisprecherin Dr. Laura Merks: &bdquo;Bei uns lag die Aufklärungsquote 2019 bei 8 Prozent. Trotzdem sollten alle Lipper, denen ein Rad gestohlen wurde, eine Anzeige erstatten. Dadurch haben wir bei Mehrfachtätern bessere Ermittlungschancen."

Im abgelaufenen Jahr lag die Summe der Versicherungsschäden bei Raddiebstählen deutschlandweit bei rund 100 Millionen Euro. Die LZ fragte bei der LVM in Lemgo nach, wie der Alltag rund um die Radversicherung aussieht. Eckard Müller dazu: &bdquo;Die Radversicherung kann Teil der Hausratversicherung sein. Es gibt aber Klauseln. Die Prämie hängt vom Wert des Fahrrads ab. Bei einem Rad für 2000 Euro zahlt man 36 Euro im Jahr.

Geleaste E-Bikes sind automatisch versichert Die LVM erstattet im Falle eines Diebstahls nicht den Zeit-, sondern den Neuwert. Eine Anzeige muss in jedem Fall erstattet werden, die Originalrechnung vom Kauf sollte vorliegen." Hempelmann: &bdquo;Bei E-Bikes, die geleast werden, ist das Rad automatisch versichert." Und Neuwohner mahnt an: &bdquo;Räder sollten an Gegenständen wie Laternenmasten angeschlossen werden, sonst nehmen die Diebe sie einfach mit."

Eine Anekdote zum Status des sozialen Umfelds gefällig? &bdquo;Eine Kundin von uns rief an, sie habe ihr Fahrrad in Bielefeld am Hauptbahnhof stehen, und der Schlüssel für das Schloss sei weg. Ich riet ihr, die Sache mit einem Bolzenschneider zu lösen. Sie fuhr mit einer Freundin und einem roten Bolzenschneider im Rucksack nach Bielefeld, befreite ihr Fahrrad vor den Augen dutzender Menschen, und kein einziger hat eine Frage gestellt", plaudert Hempelmann aus dem Nähkästchen.

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