Unfallatlas zeigt ungewöhnliche Schwerpunkte für Lippe

Kreis Lippe . Schlangen und Leopoldshöhe: Die beiden Gemeinden mit der landesweit niedrigsten Unfallhäufigkeit liegen in Lippe. Überhaupt steht der Kreis in Sachen Unfallzahlen gut da im NRW-Vergleich. Das geht aus der kürzlich veröffentlichten landesweiten Verkehrsunfallstatistik für 2019 hervor. Doch die Zahlen fördern auch Ungewöhnliches zutage: Bezogen auf 1000 Einwohner liegt Horn-Bad Meinberg kreisweit an der Spitze. Warum nicht Städte mit viel Verkehr wie Detmold? Diese und andere Auffälligkeiten erklärt Polizeihauptkommissar Ralf Böthgen. Er ist bei der Kreispolizeibehörde zuständig für die Unfallauswertung.

Horn-Bad Meinberg 82 Unfälle gab es im vorigen Jahr im Stadtgebiet. Umgerechnet auf 1000 Einwohner waren es 4,8 – Detmold liegt mit einer Häufigkeitszahl von 4,5 darunter. &bdquo;In Horn-Bad Meinberg gibt es viel Verkehr auf den Hauptachsen", erläutert Böthgen die Zahlen der Statistiker. Die B 1, die B 239 und weitere Nebenstrecken führen durch das Stadtgebiet. Es wälzt sich viel Verkehr durch die Kommune, und das begünstigt hohe Unfallzahlen. Das habe sich auch während des Corona-Lockdowns gezeigt, sagt der Hauptkommissar: &bdquo;Da gingen die Unfallzahlen zurück." Dazu liegen neuralgische Punkte wie die &bdquo;Waldschlösschen"-Abfahrt der B 1 im Stadtgebiet.

Die B 239 Höhe &bdquo;Broker Krug" &bdquo;Dieses Sorgenkind begleitet mich, seit ich vor drei Jahren diese Aufgabe bei der Polizei übernommen habe", sagt Ralf Böthgen. Immer wieder gab es teils tödliche Unfälle auf der langen Geraden zwischen zwei Kurven an der Grenze zwischen Horn-Bad Meinberg und Detmold. Inzwischen ist – neben überhöhter Geschwindigkeit – eine mögliche Ursache gefunden, warum es gerade an dieser Stelle immer wieder krachte: Es wurde festgestellt, dass dem Straßenbelag die Griffigkeit fehlt. Die Unfallkommission ordnete Tempo 70 und 50 bei Nässe an. &bdquo;Gott sei Dank gibt es dort seitdem kaum noch Probleme", sagt Böthgen. Beim Landesbetrieb Straßenbau stehe die Stelle für eine Sanierung der Straßendecke &bdquo;oben auf der Liste".

Die Statistik Im Online-Verkehrsunfallatlas findet sich die fragliche Stelle der B 239 gelb markiert. Der Atlas zeigt anhand der Unfalldaten von 2019, wo im Straßennetz sich Unfälle ereignet haben (die LZ berichtete) – auch wenn Ralf Böthgen darauf hinweist, dass die Polizei teils einen etwas anderen Blick auf die Zahlen hat als die Statistiker.

Ostwestfalenstraße So findet sich im Online-Atlas eine Stelle erst bei genauerem Hinsehen, die die Polizei als Unfallschwerpunkt im Blick hat – und die auch schon entschärft wurde: die Abfahrt &bdquo;Messezentrum" in Bad Salzuflen. Vier rote Punkte zeigt der Atlas hier, einen für jeden Unfall, bei dem Menschen zu Schaden kamen. 2019 wurde dort ein Blitzer aufgestellt – und die Fachleute beobachten nun, wie sich die Situation entwickelt. Auch am provisorischen Kreisverkehr Oerlinghauser Straße kracht es regelmäßig. Hier sind Polizei und Unfallkommission allerdings mit ihrem Latein am Ende: So, wie der Kreisverkehr aufgebaut ist, &bdquo;können wir mit unseren Mitteln nichts mehr tun". Manche fahren einfach zu schnell in den Kreisverkehr hinein. Allerdings ist Abhilfe in Form einer Neugestaltung des Knotenpunkts in Sicht.

Lemgo Die Kreuzung Richard-Wagner-Straße/Leopoldstraße/Konsul-Wolff-Straße, wo im März dieses Jahres eine Radfahrerin ums Leben gekommen ist, war bereits 2019 eine Unfallhäufungsstelle. Allerdings scheint den Fachleuten hier – auch wegen unterschiedlicher Unfallhergänge – keine bauliche Verbesserung der Kreuzung machbar.

Die Unfallkommission

In der Unfallkommission sind Polizei, Straßenverkehrsbehörden und Straßenbaulastträger vertreten. Ihre Aufgabe ist es, sogenannte Unfallhäufungsstellen in den Blick zu nehmen: Sie untersuchen, ob es dort Mängel gibt – etwa bei der Beschilderung oder der Ampelschaltung –, um diese abzustellen. Um als Unfallhäufungsstellen klassifiziert zu werden, müssen die Unfälle bestimmte Kriterien erfüllen.

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