Digitalisierung für IHK wichtiger Wahlprüfstein

Kreis Lippe. Lippe wählt, und die Wirtschaft schaut genau hin. Fast 23.000 Unternehmen mit insgesamt 130.000 Beschäftigten vertritt die Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold. Verständlich, dass sich eine derart laute Stimme vor einer Kommunalwahl mit hoffnungsfrohen Wünschen, aber auch deutlichen Forderungen meldet.

IHK-Präsident Volker Steinbach sowie sein Hauptgeschäftsführer Axel Martens sind mehr als zufrieden mit dem Positionspapier, das Ausschüsse, Arbeitsgruppen und letztendlich die IHK-Vollversammlung erarbeitet und vor wenigen Tagen verabschiedet haben. Das achtseitige Postulat, das beide gestern im LZ-Gespräch vorstellten, liest sich wie ein Fahrplan in eine blühende lippische Zukunft, gleichzeitig aber auch wie ein Aufbauplan für die durch die Corona-Pandemie gebeutelten Unternehmen.

Für den IHK-Präsidenten Steinbach ist klar: Der Corona-Spuk ist noch lange nicht vorbei. &bdquo;Ich rechne leider damit, dass uns das Thema noch die nächsten Jahre beschäftigt", sagt er besorgt. Die Politik müsse nun gemeinsam mit der Wirtschaft alles unternehmen, damit man sattelfest für die Zukunft werde und gestärkt aus der Pandemie herauskomme. Volker Steinbach: &bdquo;Die Industrie- und Handelskammer Lippe sieht sich in ihrer Funktion als Schirm der Wirtschaft als Ratgeber für Politik und Verwaltung."

Harte und weiche Standortfaktoren, eine zukunftsfähige Verwaltung, ökologische Nachhaltigkeit sowie die Bereiche Bildung und Forschung: Die Kammer hat insgesamt 24 Forderungen ausformuliert, die der Wirtschaft das Leben leichter machen würden. Eine der wichtigsten: konsequente Fortschritte im weiten Feld der Digitalisierung. &bdquo;Die Pandemie hat uns deutlich vor Augen geführt, was machbar ist. Auf der anderen Seite kann es nicht sein, dass es in Lippe immer noch Beschäftigte gibt, die angesichts schlechter Internet-Anbindung nicht im Homeoffice arbeiten können", weiß Axel Martens aus vielen Gesprächen. Daher fordert die IHK, alle Kräfte in den Ausbau des Glasfaser- und 5G-Netzes zu investieren. Erhöhte Handlungsbedarfe sehe man zudem in den Bereichen ÖPNV und Schienenausbau sowie bei der Bereitstellung neuer Gewerbeflächen.

In den Feldern, in denen kommunale Politik direkt entscheide, wünscht sich die IHK-Spitze zudem Augenmaß. Das Schlimmste, was jetzt passieren könnte: Die Kommunen erhöhen aufgrund der zu erwartenden Ausfälle die Gewerbesteuer. Martens: &bdquo;Das augenblickliche Umfeld sieht anders aus, wir liegen schon jetzt in einigen Städten und Gemeinden deutlich über den Sätzen in der Nachbarschaft, beispielsweise in Niedersachsen." Zusammen mit seinem Präsidenten ist er sich einig, dass eigentlich eine Senkung das richtige Signal wäre.

Ebenfalls wichtig sei der Wirtschaft, dass die Verwaltungen transparenter handelten. Die Unternehmen müssten gerade in diesen unsicheren Zeiten wissen, worauf sie sich verlassen könnten. Und unterschiedliche Vorgehensweisen in unterschiedlichen Kommunen seien halt nicht gerade förderlich für eine Vertrauensbildung. Dritter wichtiger Punkt: mehr Digitalisierung in Verwaltungsprozessen. &bdquo;Gerade bei Planungsverfahren könnte dadurch oft mehr Zeit gespart werden", mahnt Hauptgeschäftsführer Martens an.

Ob und wie der Wunschzettel bei den künftig politisch Handelnden Gehör findet, wissen Steinbach und Martens nicht. Bislang habe es keinerlei Rückmeldung von den angeschriebenen Kandidaten und Parteien gegeben. Aber für beide steht fest: Die IHK sei offen für jeden künftigen Entscheidungsträger. Ob er nun alter oder neuer Amtsinhaber sei. Das verspricht die IHK-Spitze.

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